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Automatisierte Restaurants: Übernehmen Roboter jetzt die Küche?

Von: Lesezeit: 5 Minuten

Mitarbeiter fehlen an allen Ecken und Enden, während Roboter immer leistungsfähiger und kostengünstiger werden. Ein Trend der nicht nur in der Industrie spürbar ist, sondern auch vermehrt in der Gastronomie. In den USA gibt es daher immer mehr automatisierte Restaurants. Werden Köche also bald von Maschinen ersetzt? Ein Fastfood-Restaurant in Kalifornien liefert eine erstaunliche Antwort.

Flippy macht das ganz schön geschickt. Wie er den Frittierkorb aus dem heißen Öl hebt, die brutzelnden Hühnerkeulen einmal durschüttelt und zielgenau in den Behälter kippt – alle Achtung, das will schon geübt sein. Gut, viele Mitarbeiter in den Fast-Food-Restaurants dieser Welt können das genauso. Aber Flippy ist kein normaler Mitarbeiter. Sondern ein Roboter. Und das Restaurant ist kein normales Fast-Food-Restaurant. Sondern das Cali Express im kalifornischen Pasadena. Es ist das weltweit erste vollautomatisierte Burger-Restaurant – und sorgt seit Anfang 2023 für ordentlich Furore in der Welt der Gastronomie.

Und das hat auch einen guten Grund: In wenigen Branchen fällt die Automatisierung auf fruchtbareren Boden als in der Gastronomie. Der Fachkräftemangel, der immer mehr Restaurants dazu zwingt, zuzusperren oder zumindest die Öffnungszeiten zu verkürzen, zeigt uns auf brutale Weise: Der Gastronomie geht der arbeitende Mensch aus Fleisch und Blut aus. Hat also mit den technologischen Errungenschaften wie Flippy nun die Stunde der Roboter geschlagen? Sind sie die Lösung, diese – nun ja – Mitarbeiter aus Stahl? Was sind ihre Vorteile? Und was können sie nicht?

 

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Automatisierung in der Gastronomie: Es geht nicht nur ums Kochen

Geht es nach Anthony Lomelino, lautet die Antwort ganz klar: Ja, sie sind besser! „Sie haben keine Krankenstände, sie kommen nicht verkatert zur Arbeit – und sie sind auch ein wenig verlässlicher als Menschen“, so der Chief of Staff des kalifornischen Unternehmens Pop ID vor Kurzem im US-Fernsehen. Pop ID ist ein Unternehmen, das Firmen –auch Restaurants – biometrische Identitätsüberprüfungsprozesse anbietet.

Konkret bedeutet das: Dank Pop ID kann man im Cali Express per Gesicht bezahlen. Also nicht bar. Und auch nicht mit Karte. Sondern, indem man sich vor ein Kästchen stellt, das in Nullkommanichts das Gesicht scannt – und die Zahlung vollführt. Eingedeutscht zahlt man also via Face-ID, wie man es schon vom z.B. entsperren des Smartphones kennt.

Dafür braucht es natürlich ein bereits angelegtes Zahlungsprofil, etwa wie bei PayPal. Doch einmal angelegt, verlangt dieses Bezahlsystem bei allen späteren Zahlungen weder eine Kartennummer noch Passwörter und schon gar keine TAN-Codes. Und genauso flott und ohne menschliches Zutun wie die Bestellung und Bezahlung vonstattengeht, geht nun auch die Burger-Zubereitung. Zumindest fast.

Automatisierte Restaurants und ihre Roboter: Effizienz und höhere Qualität?

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Mit Robotern sind nicht zwingend menschenähnliche Tech-Gestalten gemeint. Diese nennt man dezidiert auch „humanoide Roboter“. Besagter Flippy entspricht aber eher der wissenschaftlichen Definition eines Roboters. Sprich einer „Apparatur, die bestimmte Funktionen eines Menschen ausführen kann“. Denn eigentlich handelt es sich bei Flippy lediglich um einen langen, drahtigen Arm. Aber eben einem, der dank künstlicher Intelligenz (KI) genau weiß, wann Pommes oder Hähnchenfleisch aus dem direkt angeschlossen Tiefkühlfach zu entnehmen sind, bei wie viel Grad sie für wie viele Minuten in die Fritteuse kommen – und wann wieder raus. Bis zu 150 Bestellungen pro Stunde kann er so in der automatisierten Küche mühelos abarbeiten.

Doch Flippy ist nicht alleine. Es gibt noch einen weiteren. Nur hat der Roboter, der den Burgerpatty im Cali Express zubereitet, nicht einmal einen Arm. Und doch brät er über 100 Patties pro Stunde an. Die Maschine namens „BurgerBot“ wirkt etwas mehr nach 20. Jahrhundert.  Auf den ersten Blick gleicht sie einem Pizzaofen mit verstellbaren Platten, der das Fleisch auf den Punkt brät. Anschließend legt der Roboter die Patties in einen Behälter. Und hier kommt dann doch noch ein echter – also menschlicher – Mitarbeiter ins Spiel und legt den Patty zwischen zwei Brioche-Scheiben. Klar, dass Salatblätter, Tomate und Käse (wenn es ein Cheeseburger sein soll) auch nicht fehlen dürfen.

Damit sorgen Flippy und „BurgerBot“ für einen Burger, der selbst im Burger-Wunderland Kalifornien ein Preis-Leistungs-Wunder ist. Denn er kostet, je nach Ausführung, nicht mehr als alle anderen Fast-Food-Burger in der Umgebung – das Besondere jedoch: Dieser Patty besteht aus hochwertigem Wagyu-Fleisch. Wie das geht? Nun ja, die Rechnung scheint scheinbar simpel: Was man sich durch Roboter an Geld spart, kann man in die Qualität des Essens stecken. Doch geht diese Rechnung wirklich auf? Und werden wir in Zukunft wirklich alle noch besser um noch weniger Geld essen gehen können – dank Roboter wie Flippy und BurgerBot?

Roboter Flippy von Miso_Robotics

Image: Miso_Robotics

Automatisierte Restaurantkonzepte kosten Geld – aber lohnt es sich?

Wie viel ein Roboter wie Flippy letztlich kostet, hängt von den unterschiedlichen Ausführungsmodellen ab. Es macht einen Unterschied, ob Flippy nur Pommes frittieren soll, oder auch Zwiebelringe und Hähnchen – und zusätzlich an der anderen Station noch Patties wendet. Miso Robotics, das in Kalifornien ansässige Tech-Unternehmen, das sich mit Flippy zum Big Player unter den Anbietern von Restaurantrobotern gemausert hat, bietet seinen Kunden unterschiedliche Zahlungsmodelle an: Vom monatlichen Leasing über verschiedene Optimierungsbetreuungen bis hin zum Einmalkauf – ein Flippy ist eben meist ein sehr individuell angefertigtes Produkt.

Rund sechs Wochen soll die Anfertigung eines Flippys für einen Restaurantkunden dauern. Einen Richtwert gibt es aber laut dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC schon: Rund 20.000 Dollar kostet die Anschaffung eines mehr oder weniger einsatzbereiten Flippys, der mehrere Produkte frittieren kann. Dazu kommen Installationskosten von bis zu 10.000 Dollar und monatliche Instandhaltungskosten von bis zu 3.500 Dollar.

Der Durchschnittslohn eines Fast-Food-Restaurant-Mitarbeiters in den USA lag laut dem US Bureau of Labor Statistics 2022 bei rund 26.000 Dollar pro Jahr – also rund 2.170 Dollar pro Monat. Bei 30.000 Dollar Investment plus 3.500 Dollar monatlichen Kosten stellt sich da natürlich schon der ein oder andere die Frage: Ergibt denn so ein Flippy wirklich Sinn? „Gerade das Frittieren ist eine sehr fordernde Stelle für Mitarbeiter“, so der CEO von Miso Robotics Mike Bell zu CNBC. „Es ist heiß, es ist stressig, alles muss schnell gehen.“ Ein Flippy sei – nicht ausschließlich, aber vor allem – in Restaurants mit 24-Stunden-Betrieb sinnvoll, wo er rund um die Uhr ohne Dienstplan- und Nachtzuschlagsaufwand verlässliche Arbeit leiste. Und so durchaus mehr als eine Vollzeitstelle spart. „Wir werden in den nächsten Jahren immer mehr automatische Lösungen in der professionellen Küche und Gastronomie sehen“, ist Bell deswegen überzeugt. „Daran führt kein Weg vorbei.“

 

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Teil des Gastro-Umbruchs?

Und Hochrechnungen geben Bell recht: Laut dem Beratungsunternehmen Aaron Allen & Associates hat sich der branchenübergreifende Einsatz von Robotern allein in den letzten 13 Jahren verdreifacht. In der Gastronomie lag ihr Einsatz – verglichen etwa zur Autoindustrie – zwar unter dem Durchschnitt der meisten anderen Branchen. Der Grund dafür liegt aber vor allem darin, dass in der Gastronomie die Gewinnmargen vergleichsweise gering sind und damit Investitionen weniger oft getätigt werden können.

Doch in den vergangenen 30 Jahren sind Robotersysteme immer preiswerter geworden, laut Aaron Allen & Associates gar um 50 Prozent. Sollten Roboter wie BurgerBot in Zukunft weiterhin immer günstiger werden, ist ihnen ihr Platz in den Fast-Food-Küchen dieser Welt wahrscheinlich in absehbarer Zeit sicher.

Doch ob Roboter wie Flippy auch anspruchsvollere Rollen als das Frittieren und Pattywenden in Restaurant- oder Cateringküchen übernehmen werden können, daran lässt sich (zumindest) noch zweifeln. Aktuell sind es noch die mühsamen und ungeliebten Arbeiten, für die Flippy und Co. im Fastfood-Bereich gemacht sind. Pommes rein, Pommes raus, Patty drauf, Patty wenden, Patty runter.

Natürlich: Ein so großer Markt wie Fast-Food-Restaurants und Monokonzepte, bei denen die immer gleichen Handgriffe an Maschinen abgegeben werden können, wird sich damit in den kommenden Jahren stark verändern. Und das aller Voraussicht nach zum Guten: Menschen aus Fleisch und Blut brauchen nicht mehr tun, was Maschinen ohnehin schneller und vielleicht auch besser können. Und die Qualität des Essens kann – wie der Wagyu-Patty von Cali Express zeigt – dadurch besser werden.

Generell erhalten Mitarbeiter in der Gastronomie durch die Automatisierung gewisser Handgriffe und den Einsatz von Robotern mehr Freiraum und Zeit für andere wichtige Dinge. Sie können sich fortan auf Dinge fokussieren, die nicht durch Roboter erledigt werden können, wie eben z.B. Interaktion mit den Kunden, Kreativität und Finesse. Und eben diese braucht es auch zukünftig nicht nur in gehobenen Restaurantküchen. Echte Hände können nun einmal viel. Und Köpfe auch. Vor allem die ausgebildeten Köche – aus Fleisch und Blut.

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