Höflichkeitsfloskeln kosten Zeit. Fehler ebenso. Mit jedem Teller, der entsorgt werden muss, wirft man auch ein kleines Stückchen Seele weg. Deshalb müssen die Handgriffe in der Küche sitzen und alles bis ins kleinste Detail geplant sein. Der Beruf des Spitzenkochs gehört zweifellos zu den herausforderndsten, die es gibt. Warum also freiwillig den Druck erhöhen und sich auf eine Bühne stellen, um live vor Publikum und einer strengen Jury zu kochen? Weil man nirgendwo sonst dermaßen an seine Grenzen gehen und der ganzen Welt – und auch sich selbst – beweisen kann, was man wirklich draufhat.
Na, auf den Geschmack gekommen? Das sind die wichtigsten Chef Competitions für Spitzenköche.
Koch des Jahres
Dampf und aufgeheizte Stimmung ist man in der Allianz Arena in München gewohnt. Normalerweise ist dies aber auf die Fußballer und deren Fans zurückzuführen. Nicht so im Mai 2024, wenn die ikonische Wettkampfarena zum Schauplatz des renommierten Wettbewerbs „Koch des Jahres“ wird, der als Karrieresprungbrett für aufstrebende Köche im deutschsprachigen Raum gilt. Wobei dieses Event weit mehr ist als ein Live-Kochwettbewerb vor einer – im wahrsten Sinnes des Wortes – starbesetzten Jury. Denn zusätzlich zu der Chef Competition gibt es auch Master Classes und Workshops sowie eine Verkaufsmesse, bei der die neuesten Trends und Produkte der Gastronomiebranche präsentiert werden. Ein weiteres Highlight ist die „Koch des Jahres“-Küchenparty am Vorabend des Wettbewerbs. Insgesamt kommen sechs Teams ins Finale, das am 21. Oktober 2024 in Bonn stattfindet. Zu gewinnen gibt es unter anderem 5.000 Euro Preisgeld.
Wann und wo: Vorentscheid am 5.Mai 2024 in München, Finale am 21. Oktober 2024 in Bonn.
Wer darf teilnehmen: Profiköche aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol.
Wettbewerbsanforderungen: Bewerben konnte man sich mit einem Drei-Gänge-Menü, das bestimmte Vorgaben erfüllen muss. Zusätzlich zu den Rezepturen und der Kalkulation für das Menü müssen auch die kulinarische Philosophie hinter den Gerichten sowie Fotos und ein kurzes Vorstellungs-Video eingereicht werden.
Kosten: Die Teilnahme ist kostenlos.
National Chef of the Year
“National Chef of the Year ist ein Karrieresprungbrett und so hat es unteranderem mich bekannt gemacht“, schwärmte Gordon Ramsay, ehemaliger Gewinner der berühmten Chef Competition, bei der 50 Jahresfeier im Jahre 2022. Und auch der aktuelle Wettbewerb trägt die Handschrift des britischen Starkochs. Immerhin ist niemand geringerer als Matt Abé, Chefkoch im Drei-Sterne-Restaurant Gordon Ramsay, der neue Jury-Vorsitzende. Er verkündete unlängst auch die Aufgabenstellung für den renommierten Kochwettbewerb, der 1972 gegründet wurde. So müssen die Teilnehmer innerhalb von drei Stunden ein dreigängiges Festmenü für zwei Personen zubereiten. Darunter eine Vorspeise, die den Titel „Das bin ich“ trägt. Sprich: Erwartet wird ein Fisch-, Meeresfrüchte- oder vegetarisches Gericht, das die eigene Persönlichkeit und Identität widerspiegelt. Wert legt man aber nicht nur auf Technik und Kreativität, sondern auch darauf, und das scheinen mittlerweile die meisten Chef Competitions gemeinsam zu haben, dass die Teilnehmer verantwortungsvoll mit den Zutaten umgehen und möglichst wenig Lebensmittel verschwenden.
Wann und wo: Das Finale findet am 8. Oktober 2024 in London statt.
Wer darf teilnehmen: Alle Köche, die mindestens 26 Jahre alt sind. Stichtag ist der 1. Oktober 2024.
Wettbewerbsanforderungen: Ein Drei-Gänge-Menü für zwei Personen, das innerhalb von drei Stunden zubereitet werden muss. Das Thema der Vorspeise lautet „Das bin ich“, als Hauptgang gibt es Lamm, und den Abschluss bildet ein warmes oder kaltes Schokoladendessert.
Bocuse d’Or
Fünfeinhalb Stunden hatten die Teams im März in Trondheim beim Bocuse d’Or Zeit, um ein Zwei-Gänge-Menü für jeweils 14 Personen anzurichten. Dabei mussten sie unter anderem typisch norwegische Produkte wie Rentierfleisch oder den Nationalschnaps Aquavit in Szene setzen. Mitte Juni findet der nächste nationale Vorentscheid statt, und das erstmals in den USA. Noch dazu in New Orleans, jener Stadt, die jüngst von TripAdvisor zu Amerikas „best food destination“ gekürt würde. Neun Teams werden dort um den Einzug ins Finale kämpfen; verarbeiten müssen sie Wildschweinfleisch, Alligatorenwurst und Grütze. All das vor den Augen von Ehrenpräsident Emeril Lagasse, der für seine Cajun- und Kreolische Küche berühmt ist. Nicht ohne Grund zählt der Bocuse d’Or, der 1987 von Kochlegende Paul Bocuse gegründet wurde, zu den härtesten, aber auch prestigeträchtigsten Chef Competitions auf diesem Planeten. Er greift nicht nur die neuesten Kochtrends auf, sondern gilt außerdem als Inspiration für die Welt der Gastronomie.
Wann und wo: Der amerikanische Vorentscheid findet am 12. und 13. Juni 2024 in New Orleans statt, das Welt-Finale am 25. und 26. Januar 2025 in Lyon, Frankreich.
Wer darf teilnehmen: Professionelle Köche, die vor dem 26. Januar 2002 geboren sind. Außerdem müssen sie jener Nationalität angehören, die sie beim Bocuse d’Or vertreten.
Wettbewerbsanforderungen: Bewerber müssen Informationen über die Zusammensetzung ihrer Organisation (Struktur und Personal), ihre Sponsoren, ihre Kommunikationspläne/-projekte und Informationen über den Kandidaten oder das Team (Porträt jedes Mitglieds, Biografien, Informationen über ihren Arbeitsplatz usw.) einreichen.
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Pastry World Cup
„Es gibt viele Wettbewerbe, die sich Coupe du Monde nennen, aber aus meiner Sicht gibt es nur einen Coupe du Monde de la Pâtisserie, und das ist dieser hier“, sagt Lorenzo Puca, ehemaliger Gewinner des Pastry World Cup und Präsident der internationalen Jury beim Finale 2023. Jeweils zwei Konditoren (ein Zuckerexperte und ein Schokoladenhersteller) schließen sich während des Bewerbs zusammen, um sich gemeinsam den unterschiedlichen Herausforderungen zu stellen. Am 11. Juni, einen Tag vor dem Bocuse d’Or Vorentscheid, messen sich die besten Konditoren aus Nord- und Südamerika ebenfalls in New Orleans. Die Aufgabenstellung: 16 Desserts, zwei künstlerische Kreationen und ein Buffett. Unter anderem muss auch Amerikas berühmter Cheesecake in Szene gesetzt werden. Jene drei Teams, die es ins New Orleans aufs Podium schaffen, haben im Januar 2025 in Lyon im Finale die Chance auf den begehrten Titel.
Wann und wo: Der amerikanische Vorentscheid findet am 11. Juni 2024 in New Orleans statt, das Welt-Finale am 24. und 25. Januar 2025 in Lyon, Frankreich.
Wer darf teilnehmen: Professionelle Köche, die vor dem 25. Januar 2002 geboren sind.
Wettbewerbsanforderungen: Hier gelten dieselben Regeln wie beim Bocuse d’Or (siehe oben).
The World Food Championships
Die Stimmung ist aufgeheizt. Die Stoppuhr zählt unerbittlich die Sekunden herunter. Wer nicht rechtzeitig abliefert, hat hier nichts verloren. Denn die World Food Championships sind wie ein riesiges Sport-Event, nur eben für Köche. Sozusagen der Superbowl unter den Chef Competitions. Jedes Jahr reisen einige der besten Küchenchefs, professionelle Kochteams und Hobbyköche aus allen Teilen der Welt an, um sich in einer der zwölf Kategorien – angefangen von Burgern, Suppen und Barbecue bis hin zu Sandwiches, Meeresfrüchten oder vegetarischen Gerichten – zu beweisen. Fast vierzig Länder und alle amerikanischen Bundesstaaten haben es seit der Gründung der WFC im Jahr 2012 bereits ins große Finale geschafft. Doch am Ende kann es nur einen Gewinner geben, und der darf nicht nur den Titel, sondern auch den Hauptpreis in Höhe von 150.000 Dollar mit nach Hause nehmen.
Wann und wo: Das Finale der 12. WFC findet von 8. bis 12. November 2024 in Indianapolis, USA, statt.
Wer darf teilnehmen: Köche, die mindestens 18 Jahre alt sind, bei jüngeren Teilnehmern ist die schriftliche Einwilligung eines Erziehungsberechtigten, sowie dessen Präsenz während des Wettbewerbs erforderlich.
Wettbewerbsanforderung: Köche müssen entweder eine der Qualifikationsrunden oder Online-Kochbewerbe für sich entscheiden, um teilnehmen zu können. Mike McCloud, der Veranstalter, vergibt aber auch Golden Tickets an Köche, die er in Aktion erlebt hat, und die ihn beeindruckt haben.
Kosten: Die Kosten variieren und können bis zu 1.000 Dollar betragen, werden in manchen Fällen aber von Sponsoren übernommen.
IKA/Olympiade der Köche
Wie es sich für olympische Spiele gehört, liefen die Teilnehmenden bei der 26. IKA/Olympiade der Köche zum Auftakt mit ihren Landesflaggen ein. Insgesamt kochten mehr als 1.200 Köche aus 55 Nationen, darunter 88 Mannschaften und rund 520 Einzelaussteller an vier Tagen rund 7.000 Menüs – wow! Angefangen vom aufwändigen Sieben-Gang-Dinner für 14 Personen bis hin zum hochwertigen Drei-Gang-Menü für 120 Gäste. Die Olympiade der Köche ist die älteste internationale Chef Competition der Welt und wurde im Jahr 1900 zum ersten Mal ausgetragen. Die Teilnehmer bereiten sich jedes Mal viele Monate, wenn nicht sogar Jahre, darauf vor. Immerhin gilt es, eine gut 70-köpfige Jury von sich zu überzeugen. Denn selbst, wenn es heißt, dass nur der olympische Gedanke zählt, ist Dabeisein zwar gut, ein Platz auf dem Podium aber besser.
Wann und wo: Die nächste IKA/Olympiade der Köche wird 2028 ausgetragen, vermutlich wieder im Februar in Stuttgart im Rahmen der Intergastra, einer Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie. Anmelden kann man sich ein gutes Jahr vor der Eröffnung.
Wer darf teilnehmen: Die Nationalmannschaften müssen die offiziellen Mannschaften der jeweiligen internationalen Kochverbände sein – und diese müssen wiederum Mitglied bei Worldchefs sein. Für die Teilnahme reicht aber eine „Anmeldung“ aus, eine Bewerbung ist nicht erforderlich. Es gibt zwar nur eine gewisse Anzahl an Startplätzen, im Normalfall passen diese aber gut mit den Anmeldungen zusammen. Deshalb kommt es in der Regel auch zu keinen Absagen vonseiten des Veranstalters.
Wettbewerbsanforderungen: Die „kochenden“ Teams (National, Jugend, Community Catering) müssen im Vorfeld der IKA ein Teamfoto sowie ihr Menü (schriftlich und mit Fotos) einreichen, das dann auch so beim Wettbewerb gekocht und präsentiert werden soll.
Kosten: Die Teilnahmegebühren unterscheiden sich je nach Kategorie. Bei den National Teams beliefen sie sich 2024 auf 800 Euro (und 1.000 Euro Kaution, die nach dem Wettbewerb zurückgezahlt wurden), Einzelaussteller zahlten 110 Euro Standgebühren.
Zugegeben, Chef Competitions sind nichts für Zartbesaitete und schwache Nerven, sie kosten Geld, noch mehr Zeit und erfordern Nerven aus Stahl. All jene, die es aber aufs Podium schaffen, können sich gewiss sein, dass sie auf der Karriereleiter einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht haben. Trotzdem zählt nicht nur der Sieg. Es geht auch darum, seine Grenzen auszutesten, neue Erfahrungen zu sammeln und sich inspirieren zu lassen. Vor allem aber reicht es nicht, nur perfekte Gerichte zu präsentieren. Wer weiterkommen möchte, muss auch ein bisschen von sich selbst preisgeben. Denn wie schon Starkoch Thomas Keller einst sagte: „Ein Rezept selbst hat keine Seele. Als Koch muss man die Seele erst ins Rezept einbringen.“ Und falls Du dich dazu entscheidet, an einer der nächsten Chef Competitions teilzunehmen, wünschen wir Dir in jedem Fall viel Erfolg!