Neues Jahr, neue Trends – das gilt für alle Bereiche, so auch für die Lebensmittel- und Gastronomiebranche. Ein weiteres Jahr voller großer Herausforderungen und Veränderungen liegt hinter der Foodservice-Branche: klassische Restaurants kommen gerade wieder auf die Beine, während sich Lieferservice-Modelle im Aufwind befinden.
Die Betreiber haben trotz aller Widrigkeiten ihre Angebote angepasst, obwohl die Pandemie unsere Welt nach wie vor voll im Griff hat. So besteht für 2022 neue Hoffnung, dass nicht nur das Leben insgesamt wieder seinen gewohnten Gang gehen wird, sondern auch die Gastronomen ihre gewohnten Stärken ausspielen, sprich sich weiterentwickeln und anpassen, um ganz oben mit dabei zu sein.
Im Folgenden besprechen wir die zehn wichtigsten Trends, die die Betreiber 2022 in der nach wie vor von der Pandemie geprägten Welt begleiten werden.
1. Lebensmittel pflanzlicher Herkunft
Der Trend zu veganen Lebensmitteln stand schon 2021 ganz im Mittelpunkt der breiten Aufmerksamkeit und wird voraussichtlich auch im kommenden Jahr unaufhaltsam weiter zunehmen. Ob neueste pflanzliche Fleischalternativen oder die immer beliebteren Milchersatzprodukte wie Kartoffelmilch – gesündere und umweltfreundlichere Lebensmittel und allen voran eine fleischlose Ernährung sind aus einer erfolgreichen Gastronomie nicht mehr wegzudenken.
Laut einer neuen Untersuchung von Bloomberg Intelligence soll der weltweite Markt für pflanzliche Produkte von 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 bis 2030 auf sagenhafte 160 Milliarden US-Dollar anwachsen. Rudy Miick FCSI von der Beratungsfirma für Unternehmensumwandlung „The Miick Companies“ kommentiert diese Entwicklungen wie folgt: „Wer die pflanzlichen und veganen Alternativprodukte für eine vorübergehende Mode hält, sollte schleunigst aufwachen.“
2. Nachhaltige Zukunft
Versierte Betreiber wissen sehr wohl, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine bloße Worthülse ist, mit der man jüngere Gäste beeindruckt, sondern schlicht eine kluge unternehmerische Entscheidung. „Alle vernünftig Denkenden unter den großen Handelsketten setzen auf nachhaltige Entwicklungen“, so Miick. Die Riesen der Lebensmittelbranche haben erkannt, dass die Einführung nachhaltiger Betriebsabläufe eine Investition in ihre eigene Zukunft ist.
Ökologische Nachhaltigkeit ist das prägende Thema, ob bei der Ausstattung oder den Verpackungen. Sich dieser Bewegung zu verschließen, kann sowohl für unseren Planeten als auch für die Unternehmensprofite negative Folgen haben, gibt Miick zu bedenken. „So mancher vor allem kleinere oder ältere Betreiber macht hier Ausflüchte, um sich vor Nachhaltigkeit zu drücken.“ Das Engagement für eine grüne Zukunft in allen Bereiche der Lebensmittel- und Gastronomiebranche ist eine Entwicklung, die sich fortsetzen wird – und die Verweigerer abgehängt zurücklässt.
3. Weniger Alkohol
Die Corona-Pandemie und damit verbunden das größere Gesundheitsbewusstsein haben den ohnehin bereits spürbar verbreiteten Trend zu weniger Alkoholkonsum in den USA beschleunigt. Gastronomen integrieren immer mehr alkoholfreie Getränke in ihrem Angebot, und so dürften alkoholfreie Cocktails und Biere nächstes Jahr eine beliebte Alternative werden.
4. Globale Küchen
Mit dem Tourismus, der Wirtschaft und nicht zuletzt unser eigenen Neugierde hat die internationale Küche den Weg zu uns gefunden. Da die Menschen 2021 pandemiebedingt die meiste Zeit zu Hause verbringen mussten, fanden die Verbraucher Ausgleich für ausgebliebene Reise- und Kulturerlebnisse in kulinarischen Genüssen, die zu Hause nachgekocht oder bestellt werden konnten. So haben internationale Aromen unmittelbar Einzug in den Alltag der Menschen und in ihre Restaurantauswahl gehalten: „Dieses steigende weltweite Bewusstsein für Zutaten ist ein spannender Trend für 2022“, meint Miick.
5. Soziale Medien
Ein spannender Social-Media-Auftritt ist längst nicht mehr nur exklusive Domäne von Promis und Influencern. Auf dem immer beliebteren Videoportalen kann heute vom gewöhnlichen Hobbykoch bis zum Sternekoch jeder Food-Inhalte posten, der um die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien buhlt. Die Köche und ihre angeschlossenen Restaurants sollten eine ansprechende, regelmäßig aktualisierte Online-Präsenz pflegen, um in der Welt des 21. Jahrhunderts mit Online-Bestellungen und dem Konsum digitaler Inhalte interessant zu bleiben.
Felicity Read, PR-Experting und Chefin von Leapfrog PR in Großbritannien, betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig eine eindeutige Präsenz und Strategie in den sozialen Medien sind: „Jedes Restaurant sollte zumindest ein Facebook-Konto für die wesentlichen Eckdaten und einen Instagram-Feed für die Einbindung der Kunden haben.
Entscheidend ist, die sozialen Medien sinnvoll zu nutzen“, so Read. „Es mag reizvoll sein, haufenweise Bilder ins Netz zu stellen, aber das ist ziemlich eingleisig. Wer Wachstum erzielen möchte, muss sich überlegen, wie er die Kunden einbinden kann. Man sollte aktuelle Hashtags nutzen und andere lokale Unternehmen mit einbeziehen, um nicht immer nur mit demselben Umfeld zu kommunizieren.“
6. Veränderte Raumnutzung in Restaurants
Da Mitnahmeangebote bis 2022 und darüber hinaus einen anhaltenden Boom erfahren, überarbeiten aufstrebende Gastronomen die Raumaufteilung ihrer Betriebe, um im hinteren Bereich mehr Platz zu schaffen. „Würden wir ein Konzeptrestaurant in Los Angeles oder London einrichten, würden wir einen eventuell vorhandenen vorderen Full-Service-Bereich trotzdem mit weniger Sitzplätzen ausstatten und dafür mehr Platz für eine größere Küche reservieren, die sowohl den Anforderungen von Full-Service als auch dem Lieferservice gerecht wird“, so Miick.
7. Die Renaissance der gehobenen Gastronomie
Den Menschen fehlten dieses Jahr die realen Erlebnisse in Restaurants, umso mehr sehnen sie sich nach persönlichen Dining-Erlebnissen. Nach Einschätzung von Karen Malody FCSI, Gründerin und Präsidentin der Foodservice-Beratungsfirma Culinary Options, wird das gehobene Gastronomiesegment 2022 parallel zu den stetig zunehmenden Fast-Casual-Angeboten steigen. „Schnellrestaurants bieten weniger Erlebnisse, dafür kann man sich eben auf schnelle und bequeme Weise mit gutem Essen sattessen. Nur in der gehobenen Küche wird die Sehnsucht der Gäste nach wirklich inhaltsreichen Restauranterlebnissen gestillt.“
8. Virtuelle Küchen
Mitnahmeangebote sind ebenso wie virtuelle Küchen nicht mehr aus der heutigen Gastronomielandschaft wegzudenken. Letztere spezialisierte Gastronomiebetriebe – auf Englisch auch dark kitchen, cloud kitchen oder ghost kitchen genannt – sind immer häufiger anzutreffen und produzieren ausschließlich für den Liefer- oder Mitnahmeservice. In der größten Pandemiewelle stieg die Zahl der virtuellen Küchen sprunghaft an, weil klassische Restaurants nicht mehr ohne Weiteres betreten werden durften und aufstrebende Lokale ihren Service in Dark Kitchens verlagerten, um der wachsenden Nachfrage Herr zu werden.
„Der Schlüssel zu einer erfolgreichen virtuellen Küche sind flexible Werkzeuge und Arbeitsabläufe, denn die Marken unter dem Dach eines virtuellen Restaurants können sich über Nacht ändern. Der Einsatz entsprechender Geräte und optimierter Arbeitsabläufe sind daher die nächsten anstehenden Aufgaben für die Branche“, erklärt Stephan Leuschner, Referent im TrendTalk und Leiter für Internationale Großkunden bei Rational AG.
9. Virtuelle Restaurants
Die Markteinführung der Hächnchenkette „Another Wing“ von DJ Khaled war die bislang größte Eröffnung von virtuellen Restaurants und fand auf drei Kontinenten sowie an 165 Standorten gleichzeitig statt. Da sich die Restaurants nach wie vor von der Pandemie erholen, werden sie auch weiterhin immer stärker von Food-Lieferdiensten abhängig sein. Virtuelle Restaurants entwickeln sich ständig weiter, passen ihr Geschäftsmodell an und arbeiten an der Feinabstimmung. Dieses Betriebskonzepte werden2022 gängige Normalität werden und die Lieferservicebranche dominieren.
10. Der Einsatz von Robotik
„Künstliche Intelligenz ist die nächste Evolutionsstufe für Gastronomiebetreiber. Ob Lieferservice per Drohne oder mit selbstfahrenden Wagen – KI wird dauerhaft Einzug in unseren Alltag halten“, ist Miick überzeugt. Trotz der allgemeinen Begeisterung und der Finanzkraft in diesem Bereich wird 2022 angesichts der hohen Anlaufkosten für diese Technologie wohl eher noch kein „Robotik-Jahr“.
„Robotik ist das große Thema der Zukunft, aber 2022 wird es sicher noch keine große Rolle spielen“, so Leuschner. „Automatisierungslösungen werden erst schrittweise in der Gastronomie eingeführt. Zunächst wird das Verpacken und Sortieren automatisiert, um Arbeit in der Küche einzusparen. In den kommenden Jahren werden sich auch insgesamt immer mehr vollautomatische Küchen durchsetzen.“