„Einige Leute tragen Superman-Schlafanzüge. Superman trägt Chuck Norris- Schlafanzüge.“ Der ehemalige Actionstar hat im Laufe seiner Karriere so viele Schurken vermöbelt, dass es mittlerweile eigene Witze über seine übermenschlichen Fähigkeiten gibt. Was hingegen kein Witz ist: Die Kampfsportlegende ist auch mit 84 Jahren immer noch topfit.
Sein Erfolgsrezept? Viel Bewegung, gesunde Ernährung und Detox. So gönnte Chuck Norris sich bereits – wie zahlreiche Prominente auch – eine F. X. Mayr-Kur im österreichischen Wellnessresort Vivamayr.
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Doch worum geht’s bei Detox, einer Detox Kur und den speziell damit verbunden Rezepten und Gerichten eigentlich? Und warum ist die Medizinwelt skeptisch?
Was genau ist eigentlich Detox?
Grüne Smoothies, Vorher- und Nachher-Illustrationen des Darms, glückliche Gesichter und straffe Bäuche. Solche und ähnliche Bilder sowie zahlreiche Berichte und Empfehlungen erscheinen in den Suchergebnissen aus, wenn man den Begriff Detox eingibt. Doch was bedeutet Detox eigentlich? Detox ist die Abkürzung für Detoxification, also Entgiftung. Die Idee dahinter ist, dass nicht nur zu viel Essen, Nikotin und Alkohol dem Menschen schaden, sondern auch Spuren verschiedener Chemikalien, die sich laut Detox-Anhängern als Schlacke im Körper ablagern. Und diese sollen im Rahmen einer Detox Kur durch den Verzicht auf übersäuernde Lebensmittel wie Fleisch, Käse oder Süßigkeiten wieder ausgeschieden werden.
Detox-Ernährung: Gutes aufnehmen und Schlechtes ausscheiden
Eine der bekanntesten und beliebtesten Detox-Methoden ist die erwähnte F.X. Mayr-Kur, benannt nach deren Erfinder, dem österreichischen Militärarzt Franz Xaver Mayr. Er stellte Anfang des 20. Jahrhunderts die These auf, dass eine leicht verdauliche und monotone Ernährung, bestehend aus Milch und trockenen Semmeln, über Wochen hinweg den Darm beruhigt und die Selbstheilungskräfte des Körpers fördert. So soll die spezielle Detox Ernährung bzw. Fastenmethode unter anderem bei Allergien und Autoimmunerkrankungen, Schlafstörungen, Diabetes oder Rückenbeschwerden helfen.
Wissenschaftlich ist die Wirkung diverser Detox-Diäten jedoch nicht belegt. Zum einen weisen die wenigen Studien, die es dazu gibt, methodische Mängel auf, zum anderen erklären Mediziner, dass ein gesunder menschlicher Körper sich selbst reinigt und unerwünschte Stoffe über Leber, Niere, Darm, Haut und Lunge ausscheidet. Spezielle Detox Kuren oder Pulver seien dafür nicht nötig. Trotzdem scheint die Nachfrage nach Entgiftungs-Angeboten ungebrochen, egal ob Detox-Retreat, Smoothie-Rezept oder Nahrungsergänzungsmittel.
Detox-Gerichte á la Johann Lafer
Auch Starkoch Johann Lafer ist bekennender Detox-Anhänger und hat gemeinsam mit dem Ernährungsexperten Jürgen Vormann das Buch „Detox-Cuisine“ herausgebracht – eine Vier-Wochen Detox-Kur gespickt mit schmackhaften Detox-Gerichten für Krankheitsprävention und Verjüngung. So steht es jedenfalls auf dem Cover.

Image: Mike Meyer
Und Johann Lafer weiß, wovon er spricht beziehungsweise was er da verspricht. Denn wegen einer schweren Arthrose im Knie stellte er vor einigen Jahren seinen eigenen Speiseplan komplett um. „Wenn man sich mit gesunder Ernährung befasst, dann kommt man schnell auf Detox, also entgiften mit basischer Ernährung“, sagt der gebürtige Österreicher. Er selbst gönnt sich mindestens einmal pro Jahr eine Kur im Lanserhof in Tirol.
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Trotzdem kann er nachvollziehen, warum das Thema kontrovers ist. „Es gab und gibt natürlich teure Detox-Fertigprodukte oder irgendwelche Kapseln oder Pülverchen – und das ist umstritten, mit Recht. Mein Buch erklärt die basische Ernährung mit herkömmlichen handelsüblichen gesunden Lebensmitteln und zeigt Möglichkeiten auf, wie man durch die gezielte Auswahl von Lebensmitteln Entgiftungsprozesse fördert.“
Detox mit Genuss – geht das?
Den Körper von innen zu reinigen, klingt zweifellos gesund, aber – seien wir ehrlich – nicht unbedingt geschmackvoll, sondern eher nach einer kulinarischen Herausforderung und vor allem nach Verzicht. Immerhin geht es darum, die ungesunden Speicher zu leeren, statt weiter aufzufüllen. Johann Lafer gibt jedoch Entwarnung. Er ist davon überzeugt, dass Entgiftung und Genuss einander nicht ausschließen müssen. „Das, was man bei Detox essen sollte, das schmeckt auch, wie zum Beispiel Artischocken, Brokkoli, Rote Bete oder Linsen“, sagt er. Insgesamt hat der Starkoch für sein Buch 100 Detox Rezepte kreiert, darunter abgewandelte Klassiker wie Chili sin Carne, vegetarische Lasagne oder Linsentopf, aber auch ganz neue Rezepte wie Polentapizza. „In Medizin und Ernährungswissenschaft ist in den vergangenen Jahren viel Wissen zusammengekommen, wie man mit den richtigen Lebensmitteln die Gesundheit fördern kann. Die Kunst liegt darin, die Zutaten richtig zu kombinieren und sehr gut zu würzen“, verrät er.

Image: Marc Rehbeck
Gehören Detox-Gerichte auf die Speisekarte?
Gute Rezepte machen das Fasten innerhalb der eigenen vier Wände leichter, ebenso lässt sich die Kur in einem Detox-Kur-Hotels aushalten. Aber wie steht’s mit der Gastronomie, die uns auf dem Weg zu einem gesünderen Ich, mit verschiedenen Versuchungen oft Steine in den Weg legt? Ist Entgiftung ein Thema, das Restaurants aufgreifen können oder von dem sie lieber die Finger lassen sollten? „Grundsätzlich basiert die Detox-Ernährung bzw. die Detox-Küche ja aus gesunden Lebensmitteln, die generell in der Ernährung bevorzugt werden sollten. Spezielle Detox-Gerichte in Speisekarten aufzunehmen und dort als solche zu kennzeichnen, ist sicher eine gute Idee“, meint Johann Lafer. Er fügt hinzu, dass es hierbei jedoch vor allem auf die Qualität der Lebensmittel und die Schmackhaftigkeit der Gerichte ankommt.
Ebenso begrüßt er, dass gesunde Ernährung in der Gastronomie immer mehr Anklang findet. Selbst bei Talentwettbewerben wie dem „Next Chef Award“, bei dem Johann Lafer in der Jury saß, achtet man vermehrt auf qualitativ hochwertige Produkte und setzt damit schon beim Nachwuchs an. „Besonders lobenswert finde ich, dass in Österreich sogar der Ausbildungsberuf veganer/vegetarischer Koch neu hinzukommt“, freut sich der Spitzenkoch.

Image: ARD Stefanie Jockschat
Kleiner Exkurs: Digital Detox
Es lässt sich also sagen – Detox soll den Körper und den Geist entgiften. Es geht darum mit Hilfe einer Detox-Kur – egal ob zu Hause oder im speziellen Detox-Kur-Hotel – Ballast abzuwerfen und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Ein Ansatz, der sich nicht nur in der Ernährung, sondern auch weitergefasst im Konzept mancher Restaurants wiederfindet. So setzen einige Spitzenrestaurants auch in gewissem Mas auf: Digital Detox – also dem bewussten Verzicht von Smartphone, Social Media und Co. Bei ihnen herrscht im Restaurant ein Foto-Verbot um das kulinarische Erlebnis in den Mittelpunkt zu rücken statt das perfekte Bild für den Instagram Beitrag. Beide Trends, ob Detox-Ernährung oder Smartphone-freie Zone, verdeutlichen, dass Achtsamkeit und bewusster Genuss heute wichtiger denn je sind – sei es beim Essen an sich oder beim gesamten Restaurantbesuch.
Und am Ende mag man von Detox halten, was man möchte. Sich Gedanken darüber zu machen, was man isst und tut, wo die Lebensmittel herkommen und ob sie einem guttun, ist heutzutage unerlässlich. Und gerade Sterne- und Haubenköche, die vermehrt im Rampenlicht stehen, können viel bewirken und mit ihren Gerichten ihre Botschaften präsentieren. So hat auch Johann Lafer ein Anliegen, das er mithilfe seiner Rezepte in die Welt hinaustragen möchte, und zwar, „dass gute Küche und gesunde Küche niemals trennbar sind und dass alle Köche sich vor Augen führen müssen, dass 60 Prozent unserer Krankheiten sehr stark von der Ernährung beeinflusst sind.“