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Local Exotics: Das Gute liegt näher als man denkt

Von: Lesezeit: 3 Minuten

Hinter dem Food Trend Local Exotics stehen experimentierfreudige Landwirte und Start-Ups, die an Orten exotische Lebensmittel anbauen und züchten, an denen man es nicht erwartet. Der Klimawandel macht’s möglich. Aber auch notwendig. Und mittlerweile findet dieser Food Trend immer mehr Nachahmer.

Food Trend-Expertin Hanni Rützler ist viel unterwegs. Aktuell vor allem, um mit unterschiedlichsten Medien über den Food Report 2024 zu sprechen. Dabei legt sie Wert darauf, möglichst klimaschonend zu reisen. Das Interview mit KTCHNrebel führt sie vom Zug aus. Doch nicht nur die Art, wie wir uns fortbewegen, wirkt sich auf die Klimabilanz aus, sondern auch die Transportwege, die unsere Lebensmittel zurücklegen, bevor sie in den heimischen Restaurants und Küchen verkocht werden. So musste man bis vor kurzem noch lange Lieferketten und hohe Emissionen in Kauf nehmen, wenn man exotische Früchte oder Meeresfrüchte essen wollte. Oder man verzichtete der Umwelt zuliebe ganz darauf und griff stattdessen zu Lebensmitteln aus der Region.

Hanni Rützler

Image: Julietta-Kunkel

Local Exotics – kein Widerspruch

Klingt gut und macht Sinn, doch befriedigend ist es nicht. Und genau hier kommen nun innovative Landwirte und Start-Ups ins Spiel. Sie mischen die Branche auf, indem sie Neues wagen, weil Altbewährtes ob der hohen Temperaturen oder des niedrigen Wasserstandes schlichtweg oftmals nicht mehr funktioniert. Sie interpretieren die Begriffe „regional“ und „saisonal“ neu und ermöglichen uns dadurch außergewöhnliche Geschmackserlebnisse, die wir so noch nicht kannten. „Local Exotics“ nennt sich dieser spannende Food Trend, der von Jahr zu Jahr stärker wird.

Allein die von Hanni Rützler im aktuellen Food Report erstellte Liste mit Landwirtschaftsbetrieben in der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz), die exotische Pflanzen anbauen oder exotische Tiere züchten, umfasst mehr als  80 Produzenten. Und vollständig ist diese sicherlich nicht.

Schweizer Shrimps, Quinoa aus dem Rheinland, Wasabi aus Österreich

Der Großteil der genannten Betriebe liegt in Österreich, wohl auch weil Hanni Rützler Österreicherin ist. Doch auch in anderen Ländern ließe sich diese Liste weiterführen. Eines der genannten Unternehmen ist PhytonIQ aus dem Burgenland, das durch den Indoor-Anbau von Wasabi weltweit auf sich aufmerksam gemacht hat.

Wasabi Paste von PhytonIQ

Image: Sandra Glatz

Dank ausgeklügelter Technologie kann die anspruchsvolle Pflanze, die ursprünglich aus Japan kommt, das ganze Jahr über in Containern nachhaltig kultiviert werden. Der Strom für die LED-Technologie stammt aus erneuerbarer Energie, mithilfe des Bewässerungssystems werden außerdem 95 Prozent Wasser und 85 Prozent Düngemittel eingespart.

Bei den deutschen Nachbarn wächst wiederum vor den Toren Kölns das Superfood Quinoa. Die Gründer nennen sich Feldhelden Rheinland und wollen durch den nachhaltigen Anbau regionaler Lebensmittel die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Und in der Schweiz schließlich leistete Familie Kunz Pionierarbeit, indem sie im fast 300 Jahre alten Eyhof den Schweinestall zu einer erfolgreichen Indoor-Shrimpszucht umfunktionierte.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, auch mit Betrieben außerhalb der DACH-Region. Mittlerweile züchtet man im Herzen Europas Yaks und Bisons, Zebu oder Angus Rind sowie Stör für Kaviar und baut Wassermelonen, Pak Choi oder Safran an. Schon bald sollen Papayas und Maracujas folgen. Zu behaupten, neue Betriebe schießen wie Shitake-Pilze (diese werden zum Beispiel im Flachgau in Österreich angebaut) aus dem Boden, wäre noch übertrieben. Doch der Food-Trend Local Exotics findet laufend Fürsprecher sowie Weiterdenker und behauptet sich auch auf internationalen Bühnen wie z. B. der Oxford Real Farming Conference (ORFC).

Daher überrascht es auch nicht, dass, wie Hanni Rützler sagt uns dieser Trend, „noch mehrere Jahre begleiten [wird], bis sich die Entwicklung am Ende an den Klimawandel adaptiert haben wird.“

Exotische Produkte – regionaler Anbau

Als die Ernährungsexpertin den Trend Local Exotics vor zwei Jahren erstmals in ihrem Report 2022 erwähnte, handelte es sich noch um eine zarte Bewegung, die von der Außenwelt kaum wahrgenommen wurde. Doch dann verpasste ausgerechnet die Pandemie dieser Entwicklung einen gehörigen Schub. Denn sowohl das Fernweh als auch die Nachfrage nach heimischen Produkten verstärkte sich immens. „Gerade in Corona-Zeiten hatte Regionalität großen Zulauf erfahren – und zwar weltweit. Das Angebot war jedoch überschaubar. Hinzu kam, dass die heimische Landwirtschaft stark mit dem Klimawandel zu kämpfen hatte und große Ernteeinbußen hinnehmen musste“, erklärt die Trendforscherin.

Deshalb begannen einige Landwirte Reis, Ingwer, Artischocken oder Erdnüsse – also für unsere Breiten eher ungewöhnliche Nahrungsmittel – auszupflanzen und anzubauen. „Das entsprach dem Bedürfnis nach mehr Regionalität und war gleichzeitig eine Lösung für das Problem.“ Um genau zu sein sogar für mehrere Probleme. Denn durch den regionalen Anbau müssen exotische Lebensmittel nicht mehr auf LKW, Schiffen oder mit dem Flugzeug tausende Kilometer durch die Welt transportiert werden, um auf unseren Tellern zu landen. Somit reduzieren sie ganz von selbst auch den CO2-Fußabdruck. Zudem müssen  sie nicht mit ungesunder Chemie zusatzbehandelt werden, damit sie länger halten, um die lange Reise zu überstehen.

Quinoa-Feta Salat

Image: Stephan Strache | Lost in a Moment

Und sie schmecken anders, als wir es bisher gewohnt waren: Besser. Weil sie einerseits frisch sind und andererseits das schlechte Gewissen nicht mehr an uns nagt, wenn wir sie nahezu sorgenfrei genießen oder verarbeiten.

Food Report 2024:
„In Krisenzeiten entstehen keine neuen Food Trends“, sagt Hanni Rützler, Autorin des alljährlich erscheinenden Food Reports. Sie bleiben aber in Bewegung, entwickeln sich weiter, spiegeln die Herausforderungen unserer Zeit wider und zeigen Lösungen auf. An dieser Stelle servieren wir Euch daher häppchenweise die Food Trends aus dem aktuellen Food Report 2024.

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