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Adults only: Kinderverbot in Restaurants und Hotels

Von: Lesezeit: 4 Minuten

Vor nicht allzu langer Zeit noch wurden sie als „Kinderhasser“ beschimpft: Lokale, die dem Geschrei und Lärm von herumlaufenden Kindern mit Altersbeschränkungen Einhalt geboten haben. Mittlerweile aber liegen sie voll im Trend. „Adults only“ wird nicht nur im Restaurant immer öfter verlangt – und das nicht nur von kinderlosen Menschen …

Es hört sich schon ein bisschen schlüpfrig an: „Adults only“ hat man lange Zeit vor allem mit nicht jugendfreien Inhalten von Filmen oder Webseiten verbunden. Oder mit einschlägigen Etablissements. Mittlerweile hat sich der Begriff aber für eine andere Art von Lokalen durchgesetzt. Denn „Adults only“ heißt es immer öfter von Restaurants und auch Hotels, die alles andere als ein verruchtes Image aufweisen.

Die Gastronomie hat vor einigen Jahren nämlich ein Bedürfnis so mancher Erwachsener entdeckt: Den Wunsch nach Kinderlosigkeit. Zumindest nach temporärer Kinderlosigkeit. Man will manchmal einfach seine Ruhe haben. Kein Quengeln, kein Nörgeln, kein Gezappel. Man will kein Videospiel und kein Handy-Video. Weder am eigenen und schon gar nicht am Nachbartisch. Kurz: Man will für eine gewisse Zeit keine Kinder um sich haben.

Aussensitzbereich von Oma´s Küche - in diesen Restaurant hat Inhaber Rudolf Markl ein Adults only Konzept eingeführt

Image: Rudolf Markl

„Kinderhasser“ als Vorreiter

Immer mehr Lokale tragen diesem Wunsch Rechnung. Zumindest ab einer gewissen Uhrzeit. Inzwischen ist auch das Verständnis für derartige Konzepte groß. Dem war nicht immer so: Als der heutige Trend begann, war das Gegenteil der Fall; Betreiber wurden öffentlich als „Kinderhasser“ bezeichnet, massenweise Boykottaufrufe waren an der Tagesordnung. So sorgte noch 2018 ein Kinderverbot in einem Lokal auf Deutschlands größter Ferieninsel für gehöriges Aufsehen. „Oma’s Küche“ wurden zahlreiche Artikel gewidmet, als sich Inhaber Rudolf Markl zum „ersten kinderfreien Restaurant in Binz und auf ganz Rügen“ entschloss. Er wolle seinen Gästen, so der Gastronom, eine „Oase der Ruhe“ bieten und „erwachsenenfreundlich“ sein. Auf Social Media war die Empörung groß – es kam zu zahlreichen Beschimpfungen via Facebook & Co. Und das, obwohl das Verbot erst ab 17:00 Uhr sowie lediglich für Kinder unter 14 Jahren galt. Zudem erklärte Rudolf Markl damals explizit, nicht die Kinder, sondern die Eltern seien das eigentliche Problem. Die Erziehung lasse zu wünschen übrig, die Erwachsenen griffen viel zu selten ein und ließen ihrem Nachwuchs zu viel durchgehen.

Und mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Eine Umfrage des international tätigen britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov erhob zur gleichen Zeit Daten, die belegen, dass mehr als die Hälfte der Deutschen ohne Kinder unter 18 Jahren meinte, es seien die Eltern, die schuld am nervigen Verhalten der Minderjährigen wären. Und sogar 36 Prozent der Erwachsenen mit Kindern waren dieser Ansicht. 16 Prozent der Eltern wünschten sich daher kinderfreie Zeiten in Restaurants, bei Menschen ohne (jüngere) Kinder waren es 37 Prozent.

Wenig überraschend: Je gehobener das Angebot eines Lokals, umso größer die Wahrscheinlichkeit von „Adults only“, oder zumindest einer Altersbeschränkung. Laut einer britischen Erhebung gibt es im Vereinigten Königreich in rund 40 Prozent der Fine-Dine-Restaurants ein zeitliches und/oder ein Alterslimit für den Besuch mit Kindern. Eines dieser Lokale ist The Whippet Inn in York, das Besitzer Martin Bridge bereits bei der Eröffnung im Jahr 2014 zu einer kinderfreien Zone erklärt hat. Die Reaktionen waren damals ähnlich wie bei Bridges Kollegen Markl: Neben vernichtenden Reviews in den Sozialen Medien wurde das Personal sogar im Restaurant persönlich beschimpft. Am schlimmsten, so der Inhaber, sei die Reaktion von Jungeltern gewesen.

Innenbereich des Restaurants The Whippet Inn - einem Adults only restaurant

Image: The Whippet Inn

Adults only: Wachsendes Angebot

Das Kinderverbot im Whippet Inn wurde, ebenso wie die Kindersperrstunde in „Oma’s Küche“ auf Rügen, jedenfalls durchgezogen. Bis heute. Mit Erfolg. Und viele weitere folgten diesen Beispielen. Insbesondere in angesagten Urlaubsdestinationen finden sich neben den – schon deutlich länger etablierten – Adults-Only-Hotels auch immer mehr Lokale, die explizit ihre Kinderlosigkeit anpreisen. Vom 5-Sterne-Resort auf Teneriffa bis zum All-Inclusive-Club in Cancún, von der englischen Riviera bis nach Tokio: Es gibt kaum noch ein Reiseziel, in dem man nicht auch ein Restaurant und/oder mit Kinderverbot findet.

Abseits der gehobeneren Küche schaut es (noch) anders aus. Die überwältigende Mehrheit der Gastronomiebetriebe hat derartige Einschränkungen nicht, wie auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband bestätigt. Adults-Only-Unternehmen seien nach wie vor die Ausnahme, heißt es seitens des Bundesverbands. Und dennoch wächst die Auswahl laufend. Ein Abendessen und insbesondere ein Urlaub ohne Kinder – beziehungsweise einer ohne Kinder in unmittelbarer Umgebung – ist nicht nur möglich, sondern wird bereits explizit als Verkaufsargument angepriesen.

Sogar das Kreuzfahrtschiff „Disney Dream“ der Disney Cruise Line, die wohl niemand der Kinderfeindlichkeit bezichtigen würde, bietet gleich zwei Adults-Only-Pools an Bord an, an denen sich Eltern (oder allein reisende Erwachsene) entspannen können. Generell kinderlos sind Kreuzfahrten auf Schiffen der Virgin Voyages des britischen Unternehmers Richard Branson. „Sind wir mal ehrlich, auch Eltern könnten manchmal einen Urlaub von ihrem Nachwuchs gebrauchen“, heißt es offiziell seitens der Kreuzfahrtlinie. „Und diejenigen, die keine Kinder haben, bevorzugen möglicherweise einen Urlaub ohne die Kinder der Anderen. Aus diesem Grund müssen Sie mindestens 18 Jahre alt sein, um bei uns mitfahren zu können.“

Die Scarlet Lady - ein Kreuzfahrtschiff auf dem es auch heißt Adults only.

Image: Virgin Voyages

Variable Verbote

TUI, der größte europäische Reiseveranstalter, trägt dem Trend ebenfalls Rechnung. Adults-Only-Hotels sind auch bei dem Touristikunternehmen als eigene Kategorie im Angebot. „Besonders beliebt: Erwachsenenhotels auf Mallorca, Kreta und auf den Kanaren“ heißt es dort beispielsweise. Auch Thailand und die Türkei wird unter dem Motto „Erlebe eine erholsame Auszeit fernab vom Alltagsstress!“ propagiert. Ähnlich auch British Airways: Die Fluglinie bietet mit dem Slogan „Jede Sekunde gehört Ihnen und Sie können so viel oder so wenig tun, wie Sie möchten“ proaktiv Adults-Only-Reisen nach Griechenland oder an den Indischen Ozean an.

Die Altersgrenze ist dabei von Hotel zu Hotel unterschiedlich. Üblicherweise gilt man bis zum 16. Lebensjahr als Kind, in machen Unterkünften bis zum 18. In Erwachsenen-Restaurants variiert das „Verbotsalter“ ebenfalls – und hier kommt auch meist die Uhrzeit hinzu. Abgesehen von Fine Dining, zu dem Kinder und Jugendliche oft gar keinen Zutritt erhalten, setzen viele Restaurants auf zeitliche Beschränkungen. So sind Kinder dann beispielsweise wie in „Oma’s Küche“ bis 17:00 Uhr erlaubt, mancherorts bis 19:30. Der Hauptabend aber gehört dann allein den Erwachsenen.

Eltern als Trendunterstützer

Was der Kritik an derartigen Konzepten meist den Wind aus den Segeln nimmt: Gerade jene Menschen, die selbst Kinder haben, nutzen die Möglichkeit nach einer kinderlosen Zeit gerne und oft. Dies bestätigt auch die Expertin: Eltern sehnten sich in einer schnelllebigen und reizüberfluteten Welt nach Ruhe und Erholung, so die deutsche Psychologin und Reisetherapeutin Christina Miro. Doch auch jene Menschen, die sich bewusst gegen eigene Kinder entschieden haben, wollen naturgemäß gerade im Urlaub ein Maximum an Entspannung. Miro geht daher davon aus, dass der Trend nicht nur anhalten, sondern sich sogar verstärken wird.

Somit ist auch klar: Die Aufregung früherer Jahre hat sich gelegt. Schlagzeilen werden aus Adults-Only-Spots heutzutage jedenfalls keine mehr generiert – es sei denn, man versucht aus Marketinggründen ganz bewusst, für Aufsehen zu sorgen. Ein Beispiel dafür: die türkisch-niederländische Billigfluggesellschaft Corendon. Diese kündigte im Sommer 2023 an, man wolle an Bord kinderfreie Bereiche schaffen; statt einer Business Class wie bei anderen Airlines würden die ersten zwölf Sitzreihen ihrer Flugzeuge lediglich Erwachsenen zur Verfügung stehen, so die Verantwortlichen der Fluglinie.

Für Lokale wie das Whippet Inn ist „Adults only“ jedenfalls kein PR-Gag. „Wir bieten eine Flucht aus dem Stress des Alltags, und Kinder neigen dazu, einer dieser Stressfaktoren zu sein (besonders die anderer Leute!). Bitte also nur Personen ab 14 Jahren“, heißt es offiziell seitens des Betreibers. Und eine Ausnahme gibt es dann doch: „Falls man vier Beine und einen Schwanz hat, ist man unabhängig vom Alter willkommen.“ Na, dann.

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