Als Jimmy Donaldson alias „MrBeast“ seine Food-Marke vorstellte, tat er dies in seiner gewohnt eigenwilligen und öffentlichkeitswirksamen Art. Er und sein Team stellten den Kunden eines Drive-In im US-Bundesstaat North Carolina nicht nur kostenloses Essen in Aussicht, sondern sie gaben ihnen auch noch ein paar Dollar als Dreingabe zur Bestellung dazu.
Als dieser Artikel entstand, wurde sein Video „I Opened A Restaurant That Pays You To Eat At It“ (In meinem neuen Restaurant wird man fürs Essen bezahlt) schon knapp 117 Millionen Mal aufgerufen.
Wegen dieser Aktion bildete sich eine gut 30 km lange Schlange, als Tausende in der Hoffnung auf einen kostenlosen Happen das Restaurant bestürmten, das Donaldson und sein Team für diesen Tag angemietet hatten – ein Geniestreich in Sachen Marketing, wie sich herausstellte.
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Und dieser bahnbrechende Erfolg war, wie sich jetzt herausstellt, kein Einzelfall:
Denn in der American Dream Mall in New Jersey eröffnete jetzt der erste reale Store von Mr Beast Burger. Und wie nicht anders zu erwarten, standen bereits kurz vor der offiziellen Eröffnung über 10.000 Menschen bereit. Beeindruckend – selbst für Jimmy Donaldson, der seinen Followern auf Twitter schreibt: “ I feel pretty good about serving all you but anyone else coming idk maybe come tomorrow/later tonight haha“ (Ich freue mich euch alle mit Essen zu versorgen, aber falls von Euch noch jemand vorhat zu kommen, dann vielleicht morgen/später heute Abend, haha).
We open our first Beast Burger in 10 minutes and there is 10,000+ people already in line 😯
I feel pretty good about serving all you but anyone else coming idk maybe come tomorrow/later tonight haha pic.twitter.com/TncCGHgqqp
— MrBeast (@MrBeast) September 4, 2022
Partnerschaften mit virtuellen Küchen
Bekannt wurde der junge Unternehmer durch seine YouTube-Videos mit abgedrehten Kunststücken und beeindruckenden Wohltätigkeitsaktionen. Letztes Jahr führte er in Zusammenarbeit mit Virtual Dining Concepts seine Food-Marke „MrBeast Burgers“ ein.
Seine YouTube-Karriere begann Donaldson im Alter von 13 noch unter dem Pseudonym „MrBeast6000“, mittlerweile hat er es auf 84,6 Millionen Abonnenten gebracht. Im Jahr 2020 war der heute 23-Jährige einer der bestbezahlten YouTube-Stars.
Im Dezember 2020 ging er den nächsten Schritt mit seiner Marke und eröffnete 300 virtuelle Küchen, um den „MrBeast Burger“ fit für den Lieferservice zu machen. Seitdem hat sich sein Burger-Reich auf über 600 Standorte in den USA, Kanada und im Vereinigten Königreich ausgeweitet.
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MrBeast Burger setzt auf den größeren Trend der intelligenten Ressourcennutzung, den auch Virtual Dining Concepts verfolgt. Freie Küchenkapazitäten von vorübergehend leerstehender Restaurants sinnvoll zu nutzen und mit virtuellen Betreibern auf Provisionsbasis zusammenzuarbeiten ist ein Modell, bei dem manche Küchen profitieren und zugleich Einnahmen erzielen können.
Zum Vergleich: McDonald‘s benötigte laut Berechnungen des Strategieunternehmens Strategyzer sechs Jahre, um 300 Filialen zu eröffnen.
MrBeast Burgers macht sich hier den allgemeinen Trend zu virtuellen Modellen in der Gastronomie zunutze, die aufgrund der Omnipräsenz der Smartphones und der alltäglichen, immer einfacheren Nutzung von Apps insbesondere durch die jüngere Generation zunehmen. „Das enorme Wachstum wurde durch die Entwicklung der Digitaltechnik beflügelt und durch die nun schon zwei Jahre andauernde weltweite Pandemie noch verstärkt. Diese Umstände führen zu Spontankäufen ,zum Ausprobieren‘, da sich die Kunden einfache Lösungen und mehr Komfort wünschen“, meint William Bender FCSI, Gründer und Chef von W. H. Bender & Associates.
MrBeast in Zahlen
Der rasante Aufstieg von Donaldson ist bemerkenswert, denn offensichtlich ist es ihm gelungen, die Anhängerschaft der YouTube-Stars zu erreichen und gleichzeitig sein Geld mit Markendeals zu verdienen. In seinem ersten viral gegangenen Video von 2017 filmte er sich dabei, wie er bis 100.000 zählte. Noch im November desselben Jahres knackte er die Marke von einer Million Abonnenten, und schon ein Jahr darauf im Dezember 2018 hatte er mit seinen YouTube-Streichen Geld und Geschenke im Wert von einer Million Dollar an seine Fans verteilt. Es ist ihm gelungen, eine gleichermaßen wohltätige wie lukrative Marke zu etablieren. Für seine Wohltätigkeitsaktionen hat er außerdem den YouTube-Kanal „Beast Philanthropy“ eingerichtet, dessen erklärtes Ziel es ist, so viele Menschen wie möglich satt zu bekommen.
Über diese Plattform haben er und sein Team z. B. kürzlich 10.000 bedürftige Familien zu Thanksgiving mit Lebensmitteln versorgt.
Ein anderes Mal hat er in einem Video mit 456 echten Menschen jedes einzelne Spiel aus der bekannten Netflix-Serie Squid Game nachgespielt – und der Gewinner bekam am Ende 456.000 Dollar!
Millionen von Dollar hat er bereits für gute Zwecke wie Lebensmitteltafeln gespendet, und in den reinen Lieferservicebetrieben fand das Küchenpersonal, das zuvor tausendfach wegen in der Pandemie arbeitslos geworden war, eine Anstellung. Die Menschen, die sonst ohne Beschäftigung gewesen wären, haben die MrBeast Burger zubereitet und über Dienste wie UberEats und DoorDash ausgeliefert.
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Virtuelle Marken gegenüber klassischen Restaurants
Ein Grund für Donaldsons Erfolg ist vermutlich seine ganz besondere Markenpersönlichkeit und seiner Art Videos zu kreieren. Nach Benders Ansicht haben viele der Gründer und Macher dieser virtuellen Marken einiges gemeinsam.
„Das sind risikobereite, tatkräftige Persönlichkeiten, die den Umsatz der Partner, Franchisenehmer und das Unternehmenswachstum begünstigen und voranbringen. Was sie sagen und wie sie etwas sagen sowie die Markenpersönlichkeit eines schriftlichen strategischen Marketingplans werden für ihren langfristen Erfolg entscheidend sein“, so Bender.
Die Aufmerksamkeit, die eine Persönlichkeit auf sich ziehen kann, ist nach seiner Einschätzung aber nur von kürzerer Dauer. „Nur mit einem Gesamtqualitätsmanagement erreicht ein Unternehmen, dass Kunden auch wiederkommen“, ist er überzeugt „Wie eine Analyse der Kommentare im Netz gezeigt hat, muss MrBeast Burger derzeit offenbar an einer besseren operativen Leistung arbeiten.“
In der Tat lief für den jungen Unternehmer nicht immer alles reibungslos. So hat etwa die New York Times zu Beginn des Jahres von Klagen über den miesen Umgang mit dem Personal berichtet, die Bewertungen der Burger wiederum sind keineswegs durchgehend positiv und bemängeln insbesondere die schwankende Qualität – was Donaldson auch anstandslos zugegeben hat mit dem Hinweis, dass der Betrieb eben noch lange nicht perfekt sei. Aber es macht Spaß, könnte man hinzufügen.
Ungeachtet der jüngsten Erfolge der virtuellen Marken hat Bender so seine Zweifel, dass sie den klassischen Restaurants langfristig echte Konkurrenz machen werden.
Lokale mit Gasträumen stehen für „Gastfreundschaft, Gemeinschaft und die Erfahrungen des Menschseins – nämlich unter Leuten sein. In meinen Augen ist es genau diese Besonderheit, die den virtuellen Formaten abgeht“, gibt er zu bedenken.
„Sie sind zwar bequem, aber das reicht eben nicht aus, wenn kein Qualitätsprodukt nach Hause geliefert wird. Es wird sicher kurzfristig ein paar Erfolgsgeschichten geben, aber lasst uns mal in drei bis fünf Jahren Bilanz ziehen“, so Bender abschließend.