Egal, ob du deine Familie ins Lieblingsrestaurant ausführst, mit dem Zug in den Urlaub fährst, in einem Luxushotel übernachtest oder ins Museum gehst, bei all diesen Ereignisse und Erlebnissen kommst du mit Bereichen der Hospitality-Branche in Kontakt.
Bedeutung Hospitality
Denn Hospitality umfasst jenen Wirtschaftszweig, der darauf ausgelegt ist, sich um uns zu kümmern, uns zu bewirten und zu beherbergen oder uns zu unterhalten. Dabei zählt nicht nur das Angebot selbst, sondern auch die Art und Weise, wie es präsentiert wird: mit einer freundlichen Begrüßung, einem aufmerksamen Service und einer einladenden Umgebung.
So steckt schon im Begriff „hospitality“ (engl. für Gastfreundschaft, Gastgewerbe) das lateinische Wort „hospes“. Dieses heißt übersetzt so viel wie Gast, Gastgeber oder Fremder und lässt darauf schließen, dass die Wurzeln des Gastgewerbes bis in die Antike zurückreichen. Das Konzept ist also keinesfalls neu. Was sich jedoch im Lauf der Jahre verändert hat, sind die technologischen Möglichkeiten, die Herausforderungen und die Bedürfnisse bzw. Ansprüche der Kunden. Herbeigeführt wurde dieser Wandel unter anderem durch globale Ereignisse wie die Corona-Pandemie. Diese hat den Wirtschaftszweig besonders hart getroffen und einige Unternehmen gezwungen, sich verstärkt auf Hygiene, Sicherheit und lokale Märkte zu konzentrieren. Aber auch der Klimawandel tut seinesgleichen: erführt vermehrt dazu, dass immer mehr Menschen auch im Bereich der Hospitality Wert auf gesunde und nachhaltige Lösungen legen.
Resilienter Wirtschaftszweig
Doch die Hospitality-Branche zeigt sich äußerst anpassungs- und widerstandsfähig und scheint sich selbst von der Pandemie weitgehend erholt zu haben. Zumindest den Zahlen nach. So erwirtschafte sie im Jahr 2023 laut Statista fast 4.700 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Wachstum von rund 7 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Bis 2027 rechnet man mit einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 5,5 Prozent auf 5.800 Milliarden Dollar.
Aber von welchen Unternehmen sprechen wir hier überhaupt? Welche Hospitality-Bereiche gibt es? Wie hängen sie zusammen? Und was erwartet sie in Zukunft?
Das sind die wichtigsten Hospitality Bereiche:
Wer im Gastgewerbe arbeiten will, dem stehen eine Vielzahl an Jobs und Stellenangeboten zur Auswahl. Denn die Branche umfasst vier große Sektoren, die zwar voneinander getrennt sind, wo es aber auch sehr häufig zu Überschneidungen kommt.
Gastronomie / Food&Beverage
Der größte der vier Hospitality-Bereiche ist die Gastronomie bzw. der Lebensmittel- und Getränkesektor. Dieser wird oft auch Food&Beverage (kurz F&B) genannt.
Bereiche der Gastronomie
Die Gastronomie als Teilbereich des Gastgewerbes ist vielfältig in jeglicher Hinsicht und so zählen Gourmet-Restaurants oder gemütliche Cafés ebenso dazu, wie kleine Bäckereien und urige Kneipen. Aber auch Fast-Food-Lokale, Bars sowie innovative Foodtrucks fallen hierunter. Weitere Beispiele (nicht vollständig) für Bereiche der Gastronomie sind:
- Restaurant (vom Sternerestaurant bis hin zur Dorfwirtschaft)
- Imbiss und Bistro
- Café, Bar und Pub
- Catering und Partyservice
- Gemeinschaftsverpflegung, wie z.B. Kantine und Cafeteria
- Systemgastronomie und QSR
- Erlebnisgastronomie
- Handelsgastronomie
- Hotelgastronomie
Zu beachten gilt es, dass nicht alle Lebensmittel- und Getränkehändler eigenständige Betriebe sind. Oft werden F&B-Dienstleistungen beispielsweise innerhalb eines Hotels angeboten. Viele Cafés sind auch in Museen, Sporthallen oder Bürogebäuden untergebracht und können sowohl eigenständig wie auch in den übergeordneten Betrieb eingegliedert sein. Sie sind somit Beispiele für die zuvor genannten Überschneidungen der Sektoren (Unterkunft & Gastronomie oder Freizeit & Gastronomie).
Digitalisierung als Wachstumstreiber der Gastronomie
Bedingt durch den technologischen Fortschritt und die höheren Ansprüche der Kunden verändert sich die Gastronomie. Längst schon setzt sie auf professionelles Küchenequipment, das hilft dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aber auch die automatische Dokumentation von z.B. der HACCP Daten erleichtert so manche Abläufe in der professionellen Küche. Und selbst die KI hat die Branche bereits erreicht.
Manche Bereiche der Food&Beverage Branche wachsen dabei schneller als andere. Besonders Online-Lieferdienste erlebten – verstärkt durch die Digitalisierung – einen Boom. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Straits Research zählen die Apps von UberEats und die McDonald’s mit jeweils 82 Millionen Downloads zu den am häufigsten heruntergeladenen Anwendungen der Welt. Nur zum Vergleich: Google Maps wurde im selben Zeitraum 88 Millionen Mal heruntergeladen, Tinder 74 Millionen Mal und eBay 51 Millionen Mal.
Ein besonders kreatives Beispiel, wie man Lieferdienste neu denken kann, ist das amerikanische Start-Up „Wonder“, das 2018 gegründet wurde. Ursprünglich wurde das Essen, das man über eine App bestellen konnte, in einem Lieferwagen direkt vor der Haustür zubereitet. Mittlerweile arbeitet man aber mit mehreren Restaurants sowie Starköchen zusammen und verfügt zusätzlich über eigene Standorte in und um New York. Die Gerichte werden zwar nach wie vor zugestellt, können aber auch abgeholt oder in einem der Lokale gegessen werden.
Hotellerie
Die Geschichte der Hotellerie, so wie wir sie heute kennen, beginnt im 18. Jahrhundert mit einem Londoner Friseur namens David Low. Er soll damals immer wieder von frustrierten adeligen Geschäftsleuten zu hören bekommen haben, dass es auf der Durchreise keine adäquaten Herbergen gab. Also eröffnete er am 25. Januar 1774 in Covent Garden selbst eine. Aber eine komfortable. Sprich: Mit Einzelzimmern, die mit eigenen Öfen, Daunendecken und hölzernen Zubern für ein warmes Bad ausgestattet waren. Außerdem gab es einen Zimmerservice. Die Speisen wurden damals direkt ans Bett der Gäste gebracht. Low setzte mit seinem „Grand Hotel“ sozusagen den Startschuss für den zweiten wichtigen Hospitality-Bereich: die modernen Unterkünfte bzw. Hotellerie.
Heute umfasst dieser Sektor alle Unternehmen, die Menschen einen Platz zum Übernachten bieten, angefangen von Jugendherbergen und Campingplätzen über Pensionen und Airbnbs bis hin zu Luxusressorts und riesigen Hotelketten. Die Bandbreite des Angebots ist riesig.
Nach Schätzungen der Immobiliendatenfirma CoStar gibt es heute weltweit mehr als 18 Millionen Gästezimmer und 1.200 Hotelmarken. Laut Statista sollen 2024 ca. 2.700 weitere Hotels hinzukommen. Auch hier scheint der Markt sich nach der Pandemie wieder zu erholen. Einige der Entwicklungen, die durch die Krise beschleunigt wurden – darunter etwa die Digitalisierung, höhere Hygienestandards und die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen, haben sich zudem weiter verfestigt.
Um den Fachkräftemangel in der Hotellerie entgegenzuwirken, setzt man auch hier auf Digitalisierung, Automatisierung oder auch Robotik. Ein interessantes Beispiel liefert das Mercure Hyde Park Hotel in London, welches als erstes Hotel in England Alexa for Hospitality verwendet. Mit Hilfe dieser Technologie konnte der Umsatz des Zimmerservices um 12 % gesteigert werden. Des Weiteren wird immer wieder auch über den Einsatz von Service- oder Kochrobotern berichtet, die sowohl den Servicebereich also auch die Küche des Hotels entlasten sollen.
Reisen und Tourismus
Der dritte Sektor, Reisen und Tourismus umfasst unter anderem Fluggesellschaften, Autovermietungen, Reisebusse oder Kreuzfahrtschiffe, aber auch Reisebüros und Reiseveranstalter. Von allen Hospitality-Bereichen weist dieser die meisten Überschneidungen auf. Denn Menschen, die sich für eine Reise entscheiden – egal ob Businesstrip, Sommerurlaub oder Auslandsstudium – müssen nicht nur planen, welches Transportmittel sie zur Wunschdestination bringen soll, sondern auch, wo sie übernachten werden, welche Sehenswürdigkeiten sie besichtigen möchten und welche Restaurants sie besuchen wollen. Der Tourismus-Sektor ist durch die Vielzahl der Überschneidungen also auch eine Art Indikator für die Entwicklung der anderen Hospitality-Bereiche. Denn je mehr Menschen unterwegs sind und reisen, desto mehr zusätzliche Dienstleistungen werden in Anspruch genommen.
Während in diesem Bereich bis zum Jahr 2019 ständig neue Rekordwerte verzeichnet werden konnten, kam der Reiseverkehr mit Ausbruch der Corona-Pandemie fast vollständig zum Erliegen. Die Einnahmen 2020 waren um 73 Prozent niedriger als im Vorjahr. Mittlerweile hat sich der Tourismus-Sektor aber wieder erholt. Bis 2029 prognostiziert Statista ein Marktvolumen von 1.044 Milliarden Dollar. Das würde einer jährlichen Wachstumsrate von 4,2 Prozent entsprechen. Besonders im Kommen ist aktuell der sogenannte „Bleisure-Markt“. Gemeint sind damit Geschäftsreisen, die zu Freizeitzwecken verlängert werden.
Freizeit und Erholung
Kinos, Freizeitparks, Thermen oder Museen, aber auch Konzert- oder Sporthallen, Theaterbühnen und Schwimmbäder gehören dazu. Die Liste der Unternehmen, deren Ziel es ist, Entspannung, Spaß und Unterhaltung zu bieten, ebenso wie die Möglichkeit Hobbies nachzugehen oder Bildungsangebote in Anspruch zu nehmen, ist lang. Sie alle sind Teil des Hospitality-Bereichs Freizeit und Erholung. Während die anderen Sektoren im Großen und Ganzen darauf abzielen, die Grundbedürfnisse derer zu stillen, die unterwegs sind, ist die Unterhaltungsindustrie darauf angewiesen, dass Menschen bereit sind, Geld für Extras wie Eintrittskarten und Erlebnisse auszugeben, die nicht unbedingt überlebensnotwendig sind.
In den meisten Fällen dauern die Aktivitäten nur ein paar Stunden, gelegentlich sind dafür aber auch eine längere Anreise samt Übernachtung und Essen notwendig, beispielsweise wenn man ein Konzert in einer anderen Stadt besucht. Dadurch kommt es auch hier zu Überschneidungen mit den anderen Hospitality-Bereichen. Im Fall von Kreuzfahrten werden sogar alle vier großen Sektoren der Hospitality-Branche an einem Ort abgedeckt: Essen und Trinken an Bord, Kabinen für die Unterbringung, das Schiff, das einen von Hafen zu Hafen bringt und das schiffseigene Unterhaltungsprogramm.