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Stichwort E-Tankstelle – wie steht es um das gastronomische Angebot?

Von: Lesezeit: 6 Minuten

Wie steht es weltweit um das Angebot an und von E-Tankstellen? Sind E-Charging und Gastro eine gute Kombi? Tankstellenbetreiber, Anbieter von Schnellladeinfrastruktur und auch Auto-Hersteller haben neue Ideen und Konzepte. Das Angebot reicht von Automatensnacks über Bio-Brot und Pizza bis hin zum Burger und weiteren gastronomischen Angeboten. KTCHNrebel hat für euch das Thema betrachtet und zeigt Beispiele aus Deutschland, Europa und USA – die Zukunft beginnt jetzt!

Es ist kein Geheimnis, dass Elektromobilität auf dem Vormarsch ist. 2022 wurden in der EU 12,1 % Elektro-Autos verkauft – insgesamt 1,1 Millionen. Das teilte der Herstellerverband Acea mit. KTCHNrebel hat bereits 2021 eine Studie von Aral zur Tankstelle der Zukunft vorgestellt. Doch wie sieht es heute aus?

Der Trend geht vor allem zu großen Ladeparks mit vielen Ladestationen an Schnellstraßen und Autobahn-Nähe. Komfort ist gefragt: Die meisten Stationen verfügen über ein Dach, viele der Ladeparks bieten zudem Shops und auch Gastronomie. Generell ähnelt der Großteil der bereits bestehenden und/oder geplanten Ladeparks vom Aufbau her klassischen Tankstellen bzw. Raststätten jedoch mit einem kleinen, aber feinen Unterschied – es wird deutlich mehr Wert auf Komfort und ein hochwertiges gastronomisches Angebot gelegt, so dass die Wartezeit bestmöglich gestaltet werden kann.

Ladepark bietet Kunden im Vergleich zu klassischen Tankstellen meist höheren Komfort und ein hochwertiges gastronomisches Angebot

Image: Seed & Greet GmbH

Innovative E-Tankstelle: nachhaltig Laden, Essen, Entspannen und/oder Arbeiten

Fastned, ein niederländischer Anbieter von Schnellladeinfrastruktur, hat 2022 in Bochum, Deutschland, den „Ladepark West“ nahe des Westkreuzes Bochum an der A 448 errichtet. Vor Regen bei der Ladepause schützen gelbe Dächer. Neben sanitären Anlagen sowie einer 24/7 zugänglichen Fastned-Lounge gibt es auch einen Spielplatz für Kids. Auch gastronomisch sollen nicht nur Tankstellensnacks oder Backwaren geboten werden: Der Bochumer Gastronom Christian Di Veronica eröffnet am Ladepark sein italienisch-mediterranes Lokal im Frühjahr 2023. „Wir wollen nicht nur Frühstück und einen preislich attraktiven Mittagstisch, sondern auch eine hochwertige Abendgastronomie anbieten“, erklärt Restaurant-Betreiber Christian Di Veronica.

Ein vollwertiges Konzept ähnlich wie in seinem anderem Lokal dem „viva la Mamma“ in der Bochumer Innenstadt. Hier setzt er auf hausgemachte Pasta, Pizza und Antipasti. Bis zur Fertigstellung bietet er seine Gerichte aus einem Foodtruck an. Hinter dem Restaurant ist ein dreistöckiges Bürogebäude geplant. Auch an die Umwelt wird gedacht, der gesamte Strom zum Betreiben wie auch zum Laden stammt aus regenerativen Energiequellen. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach soll zudem die Ökobilanz verbessern.

Modell einer innovativen Elektro-Tankstelle mit gastronomischem Angebot von Fastned

Image: Fastned

E-Tankstellen mit Gastro: europaweiter Ausbau geplant

Fastned betreibt bereits 200 Schnellladestationen in den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, Belgien, der Schweiz und Frankreich. 2021 hat das Unternehmen mit anderen E-Mobilitäts-Unternehmen die größte Schnellladestation des Vereinigten Königreichs im englischen Oxford eröffnet. Der „Energy Superhub“ bietet 26 Schnellladesäulen verschiedener Betreiber mit bis zu 300 kW Leistung. Und auch hier ist die Entwicklung erkennbar: während ihres Aufenthalts können die Reisenden an der angegliederten Gastronomie einen Kaffee trinken, etwas essen, die Toilette benutzen oder im kostenlosen WLAN surfen. Bis 2030 will Fastned 1.000 Schnellladestationen entlang stark frequentierter Routen in Europa realisieren.

Roland Schüren: Bäckermeister und Betreiber des Ladeparks Seed and Greet

Ein weiteres Beispiel aus Deutschland ist der innovative Ladepark Seed and Greet, am Kreuz Hilden nahe Düsseldorf, auf 12.000 Quadratmetern Fläche. Betreiber ist Bäckermeister Roland Schüren. Während des Ladevorgangs können Autofahrer das 150 Quadratmetern große Café-Bistro mit Bio-Backstube besuchen. Hier kann man Frühstücksvarianten wie ein Backstuben Frühstück oder ein Vollwert-Frühstück genießen. Zudem schmecken Pizza Spezialitäten aus Bio-Dinkel und Bio-Roggenvollkornmehl und hausgemachtem 7-Kräuter-Pesto. Im Angebot sind auch Ofinis, Tartes und Salat-Bowls sowie Bio-Kaffee- und Teespezialitäten. Alles gibt es auch zum Mitnehmen. „Auch bei der Qualität der Lebensmittel setzen wir auf Nachhaltigkeit. Wir verarbeiten ausschließlich Bio-, regionale und saisonale Produkte und arbeiten mit Familienbetrieben aus dem Umland zusammen“, betont Schüren.

Gastronomisches Angebot an der E-Tankstelle von Seed & Greet: Frühstücksvariationen, Pizzas, Ofinis, Tartes und Salat-Bowls sowie Bio-Kaffee- und Teespezialitäten .

Image: Seed & Greet GmbH

Nachhaltig produziert an der E-Tanke: Strom und Lebensmittel

Der 18-Millionen-Euro-Ladepark Hilden bietet ein ausgeklügeltes Energiekonzept mit Wärmerückgewinnung, Solardächern, Regenwasser- und Brauchwasser-Zweitnutzung, die Bio-Backstube und die Holzrahmen-Bauweise des Parks. Das innovative Highlight: Zwischen den beiden Gebäuderiegeln wird ein vertikales Gewächshaus gebaut, das sich auf 1.000 qm über vier Stockwerke erstreckt, mit Vertical Farming. Hier werden Salat, Erdbeeren und Blaubeeren für den Bedarf der Bäckerei kultiviert. Ende 2024 soll das Projekt fertig gestellt sein. Im ersten Bauabschnitt wurde knapp die Hälfte der vorgesehenen 116 Ladeplätze fertiggestellt. „Deutschland und Europa brauchen nicht nur mehr E-Mobilität, sondern vor allem mehr E-Mobilität mit Strom aus erneuerbaren Energien.“, erklärt der Bäckermeister und Geschäftsmann.

bk-World: Ladepausen sinnvoll nutzbar machen

Eine Idee kleiner, aber keineswegs weniger interessant sind die selbstentwickelten Qubes – modulartig miteinander kombinierbare und transportablen Elemente- von bk World E-Tankstellen. „Das gesamte Konzept ist von Nutzerseite aus gedacht“, erzählt Initiator Marc Arnold. „Was benötige ich als Fahrer:in eines Elektroautos während der Ladepause?“
Zwei Projekte des fränkischen Unternehmen BBC group sind realisiert: In Füssen nahe der A7 und am Firmenstandort Endsee. In den Gebäude-Quadern gibt es Sanitäranlagen und eine Lounge, Büroecken und einen Kinderspielbereich. Die Gebäude-Elemente bestehen aus Fichtenholz. Ein Großteil der elektrischen Verbraucher wird durch die eigene PV-Anlage auf den Dächern mit Energie versorgt.

 

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Gastronomie wird hier ein bisschen anders offeriert, statt einem Restaurant gibt es ein automatisiertes und onlinebasiertes Shop-System. In Kühlschränken werden kalte Speisen von Obst und Knusperjoghurt bis hin zu Salaten sowie Getränke angeboten, die vollautomatisiert ausgegeben werden. Wer warme Speisen bevorzugt: ein Pizzaautomat steht neben der bk-World, der innerhalb von vier Minuten Pizza aufbackt. Das Unternehmen plant die Eröffnung von europaweit 300 Standorten in den kommenden fünf Jahren.

Oasis von Ionity – wenn das Auto aufladen zum Erlebnis wird

Auch der Schnellladesäulenbetreiber Ionity visiert Ladeparks mit angebundener Infrastruktur an. Geplant ist sowohl der Ausbau bestehender Standorte als auch der Bau komplett neuer Stationen. Diese sollen nicht nur wie bisher an Autobahnen, sondern auch in Stadtnähe und entlang von Fernstraßen gebaut werden. Das Konzept namens „Oasis“ sieht überdachte Ladestationen oder Ladeparks mit Cafés, Restaurants oder Shops vor und gleicht kaum mehr den Tankstellen, die wir heute kennen.

Ionity will bis 2050 europaweit etwa 1.000 Standorte betreiben. „Mit ‚Oasis’ zeigen wir, wie ein ganz neues Ladeerlebnis aussehen kann. Wir möchten unseren Kunden mehr Komfort bieten“, betont Ionity-COO Dr. Marcus Groll. Ionity ist ein Joint Venture der Automobilhersteller BMW Group, Ford Motor Company, Hyundai Motor Group, Mercedes Benz AG und Volkswagen Group mit Audi und Porsche sowie BlackRocks Global Renewable Power Platform als Finanzinvestor.

 

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Fastfood an der E-Tanke

Mit einem weiteren spannenden Projekt wollen Shell Deutschland GmbH und KFC Deutschland (Kentucky Fried Chicken) gemeinsam den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos voranbringen. Dafür sollen in den kommenden Jahren an 23 autobahnnahen KFC-Restaurants Shell Recharge Ladesäulen mit 120 DC-Ladepunkten errichtet werden. Shell und KFC verbindet eine langjährige strategische Partnerschaft im Convenience Retail Geschäft. Dann können Gäste die Ladezeit für einen Besuch in den angrenzenden KFC-Restaurants nutzen.

Auch die Restaurantkette Peter Pane will künftig an E-Tankstellen Burger servieren. Tankstellenbetreiber müssten in Richtung E-Mobilität umdenken, sagt Unternehmenschef Patrick Junge. „Vor dem Hintergrund, dass das Aufladen von E-Autos etwas länger dauert, braucht es Ideen, um die Wartezeit zu überbrücken und Anreize für das Ansteuern bestimmter Tankstellen zu schaffen“, so der Peter-Pane-Chef. Burger essen und nebenbei den Pkw aufladen – das passe für ihn „sehr gut zusammen“. Man führe bereits „konkrete Gespräche mit einem Anbieter und wir werden in diesem Jahr testen, ob dieses Konzept bereits mittelfristig funktioniert.“

Autobauer sehen Potential Ladezeit mit kulinarischem Angebot zu überbrücken

Automatengastronomie an Audi Charging Hubs

Nicht nur durch Joint Ventures, Fahrzeughersteller wie Audi setzen auch auf eigene E-Ladekapazitäten: Mit einem eigenem Charging Hub in Nürnberg startete Audi ein eigenes Konzept. „Mit dem Audi charging hub bedient Audi vor allem Fahrer: innen, die im urbanen Umfeld keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden“, so Pressesprecher Benedikt Still. Der Schnellladewürfel soll eine Alternative zur häufig überlasteten E-Lade-Infrastruktur in den Städten sein.

Der Kunde kann sich während der Ladezeit in der Lounge aufhalten, Sanitäranlagen und Snack- und Getränkeautomaten nutzen. Zudem gibt es Work-Areas als temporären Arbeitsplatz und einen Concierge als Ansprechpartner. „In der Lounge bieten wir bislang eine hochwertige Automatengastronomie an. Für Standorte ohne Lounge arbeiten wir mit Partnern im direkten Umfeld zusammen, um ein vielfältiges Angebot in Sachen Ladeweile und Gastro-Angebot zu bieten. Auch WLAN kostet nichts“, betont der Pressesprecher. Weitere Standorte sind für 2023 und Mitte 2024 zunächst in Deutschland geplant.

Der Charging Hub in Nürnberg von Audi - hier werdendie E-Tankstelle mit temporären Arbeitsplatz und Gastronomie vereint

Image: AUDI AG

VW kulinarisches Angebot ist Bestandteil des Ladekonzepts

Auch Volkswagen will in Zusammenarbeit mit mehreren Energiekonzernen ein europaweites Netzwerk aus eigenen Ladepunkten für E-Fahrzeuge aufbauen: In Deutschland will der Konzern seine Ladepunkte an den Aral-Tankstellen des britischen Mineralölkonzern BP aufstellen. Bis Ende 2024 sollen bis zu 8.000 Ladepunkte in Deutschland, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern entstehen.

Über das kulinarische Angebot an den zukünftig geplanten Standorten ist noch nicht viel bekannt, jedoch hebt VW-Pressesprecherin Elena Storm hervor: „E-Fahrer können an sicheren, gut beleuchteten und mit Personal besetzten Orten laden und haben Zugang zu zusätzlichen Dienstleistungen wie Speisen und Getränken sowie zu Sanitäreinrichtungen“. In Europa arbeite man bei der Ladeinfrastruktur mit Enel, Iberdrola, BP/Aral Pulse oder Ionity. Aral Pulse nutzt oft die Infrastruktur der Tankstellen für den Ausbau von Ladesäulen. Mit Enel hat VW Ende Dezember 2022 ein Joint Venture Ewiva eröffnet: an Hotspots werden Premium-Stationen eröffnet, die Snacks und Getränke für Kunden bereithalten.

Mercedes plant eigenes Ladenetz

Mit dem eigenen Netzwerk und Konzept will Mercedes Benz das Ladeerlebnis seiner Kunden verbessern. Geplant sind mehr als 10.000 Schnellladepunkte an 2.000 Standorten in wichtigen Städten und Ballungszentren in der Nähe von Hauptverkehrsadern und verkehrsgünstigen Einzelhandels- und Dienstleistungsstandorten in Nordamerika, China und Europa. Konkrete Pläne sind noch nicht bekannt, aber erste Ladeparks in Nordamerika sollen bereits im Laufe 2023 gebaut werden. Für die Anlage selbst verspricht Mercedes ein großzügiges Platzangebot sowie nach Möglichkeit eine Überdachung, Gastronomie- und Sanitäreinrichtungen sind ebenso vorgesehen wie Überwachungskameras.

Mehr E-Power in USA

Auch die USA braucht noch viel mehr Ladesäulen, wie eine Studie von McKinsey zeigt: Das überparteiliche Infrastrukturgesetz (BIL) stellt 7,5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge des Landes bereit. Ziel ist es, bis 2030 landesweit 500.000 öffentliche Ladestationen, die mit allen Fahrzeugen und Technologien kompatibel sind, zu installieren. Das Unternehmen Electrify America arbeitet an der Errichtung neuer Ladestationen, bei denen wie bei den europäischen Konzepten Komfort und Service im Fokus stehen. Seit der Eröffnung der ersten Ladestation im Mai 2018 hat Electrify America über 3.500 weitere Ladesäulen an 800 Standorten in Betrieb genommen. Anders als oft in Deutschland findet man die Parks direkt innerhalb von Städten, häufig in der Nachbarschaft von großen Shopping-Malls. Bis 2025 sind weitere 1.800 Ladeparks und 10.000 Ladestationen in den Vereinigten Staaten und Kanada geplant.

E-Tankstelle von Electrify America

Image: Electrify America

Fazit: Ladezeit ist Wartezeit. Und Wartezeit ist meist verschenkte Zeit – doch niemand hat Zeit übrig. So sucht man immer intensiver nach Möglichkeiten, mit denen die Kundschaft die Wartephase an der Ladesäule sinnvoll nutzen kann. Neben der Möglichkeit zu Arbeiten, kann insbesondere die Gastronomie hier eine große Rolle spielen. Von hochwertigen digitalisierten Automatenverpflegung oder Snackangeboten und Fast Food bis hin zu vollwertigen Restaurants mit hochwertigem Angebot, die bereits bekannten Konzepte zeigen eine große Vielschichtigkeit auf. Fakt ist, zukünftige E-Tankstellen wollen und müssen mehr bieten als den bekannten Raststätten-Charme zwischen Lkw-Parkplatz und Autobahn-Toilette.

 

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