Die Fachleute müssen ran
Wie professionell ein Hygienekonzept ausgearbeitet werden kann, zeigt Hilton Hotels. Zusammen mit der Mayo Klinik und RB, einem Hersteller von Desinfektionsmitteln, hat man ein Maßnahmenpaket geschnürt, das sowohl Gästen als auch Mitarbeitern ein hohes Maß an Sicherheit gibt. CleanStay, wie das Programm in Nordamerika heißen wird, umfasst Zimmer, Restaurants, Fitness- sowie andere Bereiche mit Publikumsverkehr. Und unterliegt strengen Regeln.
Die goldenen Hilton Regeln
CleanStay Siegel: Das Zeichen, an dem der Gast erkennt, dass seit der letzten Reinigung niemand im Zimmer war.
Hygienepunkte: Bereiche, die von Gästen besonders häufig berührt werden, benötigen besondere Reinigung. Wie etwa Lichtschalter, Türklinken, TV-Fernbedienung und Heizungsthermostate.
Kein Papier: Stifte, Schreibpapier, Gästeinformationen auf den Zimmern werden nur auf Wunsch an den Gast ausgehändigt oder gleich durch digitale Medien ersetzt.
Fitness-Center: Mehrmals am Tag werden die Räume zur Desinfektion geschlossen und lediglich einer limitierten Zahl an Gästen ist der Zutritt erlaubt.
Reinigungsintervalle: Öffentlichen Bereiche werden deutlich häufiger gereinigt.
Desinfektion: Vor allem im Eingang und in besonders stark frequentierten Bereichen stehen Desinfektionstücher bereit. Beispielsweise, um die Knöpfe im Fahrstuhl zu reinigen.
Check-in und Check-out: Kontaktloser Check-in, kontaktloses Öffnen der Zimmertür und Check-out mit dem Smartphone über die Hilton-App.
Innovative Desinfektionstechnologien: Elektrostatisches Spray und ultraviolettes Licht werden eingesetzt, um Oberflächen und Objekte zu reinigen.
Das Anti-Corona-Hotel
Einen ähnlichen Weg geht das erste Anti-Corona-Hotel, das voraussichtlich im Juni 2020 in Berlin öffnet. Ursprünglich war das Haus als ganz normale Apartment-Anlage geplant, nun passt man sich den veränderten Bedingungen an. Bereits im Eingangsbereich merkt der Gast, dass die Uhren anders ticken – denn zur Begrüßung gibt es eine Desinfektionsdusche mit einem Aerosol-Gemisch, ein Automat kleidet die Schuhe in Überzieher ein und ein automatischer Fieberscan checkt den Gesundheitszustand des Gastes. Ähnlich wie bei Hilton zieht sich das Konzept bis in die Zimmer durch: kontaktlose Wasserhähne und Toilettenspülungen, Desinfektionsspender und wasserdichte, abwaschbare Matratzenbezüge. Generell sollen hier die Hygienestandards deutscher Krankenhäuser gelten. Es wird noch dauern, bis sich Touristen zwanglos durch die Hotels bewegen. Bis dahin liegt der Fokus bei den Geschäftsreisenden, die ihr Zimmer dann auch als Homeoffice nutzen können. Durchdachte Hygienekonzepte gehen aber noch einen Schritt weiter und beziehen die Küche mit ein. Auch wenn für viele Gäste das Zimmer wichtiger ist als die Hotelküche, sind Frühstück, Snacks und kleine Mahlzeiten Umsatzbringer und sollten entsprechend Beachtung im Hygienekonzept finden.
Neue Küchenstandards
Ein möglichst großer Abstand zwischen dem Personal, geeignete Masken und Einweghandschuhe gehören dann ebenso zur Grundausstattung wie hygienische Arbeitskleidung und engmaschige Reinigungsintervalle für die Berufskleidung. Auch die Arbeitsmaterialien sollten häufiger mit heißem Wasser gereinigt werden. Und bei Rational, dem Spezialisten für die thermische Speisenzubereitung, hat man festgestellt, dass sich ein Nase-Mund-Schutz aus Baumwolle im Kombi-Dämpfer ganz leicht desinfizieren lässt. Der Aufwand kann also durchaus übersichtlich sein. Neben der Hygiene im Arbeitsbereich der Küche ist es aber weiterhin ebenso wichtig, auf die Hygiene der Speisen selbst zu achten. So haben sich schon in der Vergangenheit intelligente Kochsysteme bewährt, die HACCP-Daten speichern, sich automatisch reinigen und hygienisch einwandfreie Speisen liefern. Bei Rational ist man noch einen Schritt weitergegangen und bietet neben dem intelligenten Kochsystem auch ein digitales Hygiene-Management an, das den gesamten Warenfluss der Küche berücksichtigt.
Digitales Hygienemanagement
Digitale Lösungen, wie etwa ConnectedCooking, bieten kostenlose Services wie die automatische HACCP-Dokumentation aller gekochten Speisen, bei der die Daten erfasst, dargestellt und gespeichert werden. Ebenso ist die Verwaltung von Nutzerprofilen möglich, um das unsachgemäße Bedienen des Kochsystems zu vermeiden. Da es in der Küche aber nicht nur ums Kochen geht, sondern auch um Warenwirtschaft, Kühlen und Spülen, sollten auch Drittanbieter in ein Netzwerk eingebunden werden.

Connected Cooking Anwendung auf dem Laptop | Image: Sapori & Vino
Hygiene für Großküchen
So lassen sich beispielsweise mit der kostenpflichtigen Erweiterung auf ConnectedCooking Pro weitere Bereiche eines Hotels integrieren und individuelle Anpassungen vornehmen. Vor allem Betriebe mit mehreren Filialen oder Einzelbetriebe mit mehr als 1.000 Essen pro Tag können davon profitieren, wenn mit Hilfe von Temperatursensoren die Temperaturwerte der einzelnen Lebensmittel vom Wareneingang bis zum Gast dokumentiert werden. Dabei sorgen Checklisten und Checkpoints mit Arbeitsanweisungen, Korrekturmaßnahmen und Push-Benachrichtigungen für einen reibungslosen Ablauf. Und zur Kontrolle und Dokumentation werden die Daten automatisch erfasst, analysiert und übersichtlich als Download oder im Dashboard dargestellt. An unterstützenden Maßnahmen für einen gelungenen Restart scheint es also nicht zu fehlen.
Das ist auch gut so, denn so viel ist klar: Gäste werden in Zukunft einen höheren Anspruch an die Hygiene haben und mit kritischem Blick die Maßnahmen der Hotels unter die Lupe nehmen. Aber es ist auch klar, dass Hotels mit den neuen Herausforderungen nicht alleine gelassen werden.