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Food for Follows – Social Media als Zahlungsmittel

Von: Lesezeit: 4 Minuten

Fotografieren, Sharen, Raten, Liken: Der Restaurant-Besuch von heute wird digital dokumentiert. Dass Gäste ihr Essen für das perfekte Foto erkalten lassen, kann sich sowohl für sie als auch die Gastronomie lohnen. Restaurant-Besuchern winken oftmals Vergünstigungen, wenn sie ihre Esslebnisse in Sozialen Netzwerken teilen: Ein Freigetränk für neue Follower, Prozente für gute Ratings oder Vorspeisen für Likes. Restaurants profitieren im Gegenzug von Gratiswerbung und reichlich Reichweite.

Instagram Marketing für Restaurants

Image: Lorenzo Foti

Fish and Clicks: Mit Influencer-Sushi zu mehr Reichweite

Das This is not a Sushibar in Mailand geht in diesem Zuge noch einen Schritt weiter und erkennt eine hohe Zahl an Followern als Zahlungsmittel an. Schmollmünder, entrückte Blicke gen Teller und Stäbchen, die einen Happen Sushi ermüdend lange vor verträumten Gesichtern platzieren: Entlang roter Wände posieren in Mailand Instagram-Nutzer besonders gewinnbringend für ihre Follower. Im This is not a Sushibar geht die Bestellung, je nach Größe der Gefolgschaft, auf Kosten des Hauses. Mit mindestens 1.000 Followern sichern sich die Besucher einen, ab 5.001 schon zwei und mit einer Followerschaft von mindestens 10.001 Personen ganze vier Teller Sushi. Während Nutzer sich mit 50.001 Fans an acht Tellern gütlich tun können, dürfen alle, die noch mehr Menschen um sich scharen, bis zur Erschöpfung essen. Die Bedingung ist natürlich ein kulinarisches Geben und Nehmen: Makis und Co. gibt es erst, wenn ansprechende Fotos mit den folgenden Hundertschaften geteilt werden. Darin muss sowohl das Restaurant verlinkt als auch der Hashtag #thisisnotasushibar verwendet werden – ein Konzept, das beiden Seiten schmeckt.

Denn je mehr Follows, desto mehr Fisch-Häppchen gibt es für die Gäste. Und je größer die Gefolgschaft, desto größer die Reichweite für This is not a Sushibar. Das Restaurant konnte seine eigene digitale Fangemeinde seit Beginn der Aktion verdoppeln. Ob das allein der eingeführten Follower-Währung zu verdanken ist, lässt sich natürlich schwer nachvollziehen. Ein gelungener PR-Coup ist es jedoch allemal: Über tausend Beiträge finden sich bereits zum passenden Hashtag, meist gepostet von Personen, die mindestens ebenso viele Follower vorweisen können. Doch kann ein Restaurant, das Fisch für Fame verteilt, seine Lieferanten bezahlen? Eigenen Angaben zufolge erzielt This is Not a Sushibar den Großteil des Umsatzes durch Zustellungen außer Haus. Die Food-for-Follow-Methode, in der das virale Sushi als Werbung und Währung dient, stellt somit kein finanzielles Problem dar.

(G)astronomisches Potenzial Sozialer Netzwerke

Drei Vierteln der Millennials fällt es heute gar nicht mehr ein, etwas zu essen, bevor sie ein Foto davon gemacht haben. Allein das Food- und Foto-Mekka Instagram hat längst die Grenze von einer Milliarde Nutzern geknackt, die sich unter Hashtags wie #foodporn und #yummy postwillig zeigen. This is not a Sushibar hat sich hier ein sehr vielversprechendes Feld der Nutzung erschlossen: Das Influencer-Marketing. Dabei stehen die Social-Media-Nutzer im Fokus, die mit einer vergleichsweise hohen Zahl an Followern zum Multiplikator werden. Was Ihnen eine Bühne ist, ist den Restaurants, die sich ihres Einflusses bedienen, eine willkommene Werbeplattform. Auf Facebook, Instagram und Co. scharen und sharen Foodblogger, Mealprepper und sonstige Foodfluencer ihre genussvollen Günstlinge um sich – teilen sie Bilder des gekauften Mahls, promoten sie das Restaurant gleich mit.

Instagram Marketing für Restaurants

Social Media als Zahlungsmittel / Image: Lorenzo Foti

Der Wille von Konsumenten, ihren kulinarischen Alltag in Sozialen Netzwerken zu teilen, bietet einiges Potenzial für die Gastronomie. Bei richtiger Handhabung versprechen Facebook und Co. zahlreiche Benefits.
Neben der erhöhten Reichweite durch Postings von Besuchern sowie auf den eigenen Kanälen verhelfen sie zu Imageaufbau und -pflege, vereinfachen die Kommunikation mit Zielgruppen oder ermöglichen genaues Targeting bei Werbeschaltung. Das Geschäft mit den sozialen Shares bietet eine gute und günstige Werbeform – wenn die Gastronomie lernt, bei den Rahmenbedingungen nachzuhelfen. Es liegt in der Natur visuell ausgerichteter Social-Media-Nutzer, ansprechende Locations und aufsehenerregende Gerichte vorzuziehen. Bilder von Spelunken in mieser Beleuchtung verlocken kaum zum kulinarischen Höhepunkt – und werden zudem nur sehr selten mit Likes bedacht.

Das erkennend richten viele Restaurants sowohl Einrichtung als auch Menü möglichst ‚instagrammable‘ aus, um von den Beiträgen der Besucher zu profitieren. Ausgefallene Speisen, aufwendig garniert und in natürlicher Beleuchtung vor fotogener Kulisse abgelichtet, bringen die Augen von Social-Media-Nutzern zum Leuchten. Mit ihren Postings übernehmen sie die Reklame im Alleingang, verlinken Restaurants freiwillig und laden andere Gäste dazu ein, es ihnen nachzutun. Aber locken die Posts wirklich in das Restaurant und machen nicht nur ganz allgemein Appetit? Einer Zizzi-Studie zufolge entscheiden die Nutzer mit Foto-Sharing-Networks wie Instagram nicht nur, was, sondern vor allem wo sie essen. Rund ein Drittel der befragten 18- bis 35-Jährigen versucht, Restaurants mit schwachen Accounts zu vermeiden.

Mögliche Kehrseiten der Mealdaille

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt, hier in der geschönten Welt sozialer Netzwerke. Auch wenn This is not a Sushibar seine Erfolge feiert, liegt ein Filter über der nicht ganz neuen Idee. In einem Interview mit dem englischen Daily Telegraph räumte Matteo Pittarello, eine Hälfte des Gründer-Duos, das Scheitern verwandter Konzepte ein. In London hätte ein Pop-Up-Lokal ähnlicher Art bereits nach wenigen Wochen die Segel streichen müssen, ebenso erging es einem Restaurant in Sankt Petersburg. Pittarello glaubt jedoch, die Food-for-Follow-Methode dauerhaft beibehalten zu können.

Instagram Marketing für Restaurants

Image: Lorenzo Foti

Da This is not a Sushibar nur eines von sechs Restaurants seiner Kette sei, wäre selbst ein missglücktes Experiment tragbar. Und der Reichweite sowie Sichtbarkeit dürfte es bis dahin keinen Abbruch tun. Scheitern könnte das Konzept in der Theorie an einer Stampede aus Instagram-Nutzern, die scharenweise ihr Recht auf Gratis-Sushi einfordern. Ein damit zusammenhängendes Problem liegt in der leichten Verfügbarkeit von Fake-Followern. Für unter zehn Euro sind tausend von ihnen leicht erworben: Eine lohnende Investition für Fakefluencer, Nutzer mit künstlich erhöhter Followerzahl, die sich auf diese Weise Allerlei spendieren lassen können. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das ‚Wanderinggirl‘ der auf Influencer spezialisierten Marketing Agentur mediakix. Innerhalb kürzester Zeit konnte der Fantasie-Account, vollgestopft mit Stockbildern einer schönen Blondine, über 63.000 Follower versammeln. Kurz darauf lagen bereits die ersten lukrativen Angebote im Postfach – keine schlechte Ausbeute für eine frei erdachte Person.

Von Empfehlungen und gehaltenen Versprechen

So wie die Echtheit der Follower ist der allgemeine Erfolg des Einsatzes von Social Media relativ schwer nachzuvollziehen: Selbst wenn einem Nutzer mehrere Hundertschaften folgen, heißt das noch lange nicht, dass jeder von ihnen das Bild präsentiert bekommt – dem Instagram-Algorithmus sei Dank. Auch die Engagement-Rate, die Zahl der Interaktionen mit dem Post, fällt mit steigender Followerzahl zunehmend mager aus. Das Marketing auf Instagram-User mit weniger Followern auszulegen, kann somit eine höhere Erfolgschance bieten, als auf eine geringe Zahl von Nutzern mit vielen Followern zu setzen.

Dieser Zusammenhang liefert Gründe, in der Gastronomie entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, um die digitalen Empfehlungen aktiver Nutzer ohne gewaltige Fan-Basis zu nutzen. Ihre wohlwollenden Postings können nicht nur eine höhere Engagement-Rate vorweisen, sondern machen die Maßnahmen auch im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit um einiges schmackhafter. Damit können Gastronomie-Betriebe ihre Einladung weite Kreise ziehen lassen und Aufmerksamkeit generieren. Das digital gegebene Versprechen müssen sie mit ihrem Angebot dann aber auch halten können – zufriedene Kunden sind am Ende eben doch die beste Werbung.

Hilfreiche Tools zur Follower-Analyse

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