Wer sich auf dem umkämpften Außer-Haus-Markt durchsetzen will, muss Trends erkennen und frühzeitig Erfolgschancen nutzen. Welche internationalen Food-Trends sich in Zukunft durchsetzen können und tatsächliches Potenzial für die Gastronomie bieten, zeigt jetzt eine Erhebung der Internorga in Zusammenarbeit mit der gefragten Trendforscherin Karin Tischer.
Wir stellen die heißesten Gastronomie-Trends vor und nehmen die kulinarischen Neuankömmlinge mal genauer unter die Lupe.
Von der Straße geholt: Street-Food erlebt ein kulinarisches Update
Was nach muffigen Erdnüssen und Weingummi vor dem Fernseher klingt, ist der Mega-Foodtrend schlechthin: Snacking. So gar nicht Fast Food – und trotzdem schnell – wird dabei großen Wert auf qualitativ hochwertige Happen gelegt, die zu jeder Tageszeit funktionieren. Bisher hauptsächlich auf Street-Food Märkten gefeiert, finden die schnellen Köstlichkeiten aus aller Welt ihren Weg nun auch in die Spitzengastronomie. Da werden zum Beispiel aus asiatischen Street-Food Klassikern qualitativ hochwertige Kreationen – Garküche goes Gourmettempel. Auch ganz groß dabei: Levante-Küche mit viel Gemüse und exotischen Gewürzen. Falafel gehen immer, auch in der Sterneküche.
Für Gastronomen bietet der Food-Trend eine ganze Menge Potenzial zur Umsatzsteigerung und Profilierung auf einem hart umkämpften Markt, denn die neuartigen Angebote erfüllen den Wunsch vieler Gäste: die große Welt auf dem kleinen Teller erleben.
Binärküche – Foodservice 4.0
Ein Trend, der die Gastronomie vielleicht noch viel tiefgreifender umkrempeln wird, betrifft die Digitalisierung der Branche – es klingt merkwürdig, hier von einem digitalen Wandel zu sprechen, wird das doch immer schnell mit sorgenvollen Zukunftsvisionen und Entfremdung verbunden. Fakt ist, die Digitalisierung erobert den Außer-Haus-Markt im binären Sturm. Kunden setzen mittlerweile ganz selbstverständlich auf mobiles Bezahlen und Reservierungen über das Smartphone.
Gutes Essen, zu jeder Zeit, an jedem Ort: Online-Services erfüllen genau diese Wünsche der Kunden. Ein Gastronomie-Trend, der immer wichtiger wird und im boomenden Delivery-Markt seine Perfektion findet. Einige Anbieter setzen dabei zusätzlich auf Livetracking und ermöglichen den Kunden die Nachverfolgung ihres Abendessens – vom Herd bis ins Wohnzimmer.
Food-Trend: #foodporn
Und wo wir gerade bei Digitalisierung sind: Gerade im Bereich Online Marketing bleiben noch immer einige Chancen liegen. Eine verstärkte Online-Präsenz ist heute nicht mehr nur eine Empfehlung, sondern ganz einfach ein Muss.
Der Evening Standard hat ein eigenes Ranking der Most Instagrammable Restaurants in London aufgestellt – das sagt schon einiges über die Entwicklung der Branche aus. Vom picture-perfect arrangierten Teller bis zum Industrial-Chic Interieur ist in den durchgestylten Foodtempeln alles auf Social Media ausgelegt. In den Metropolen der Gastronomie-Trends gibt es Locations, die ihr gesamtes Konzept auf foodography ausrichten – hübsche Teller für den neiderweckenden Insta-Auftritt. Und es wirkt! So manches Restaurant hat es durch #foodporn zur neuen Trendlocation geschafft. Durchdachte Raumkonzepte und instagrammable Speisen im Außer-Haus-Markt schaffen nicht nur einen Mehrwert für die Gäste, sie erzeugen auch einen hohen Wiedererkennungswert.
Der digitale Wandel bewirkt zwangsläufig ein Umdenken in der Gastronomie. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, was wir dem Gast bieten können. Auch interne Prozesse – von Kühlkette bis Überwachungssystem – werden mit modernen Technologien auf ein neues Effizienzlevel gehoben.
All diese Entwicklungen stellen die Branche zweifelsfrei vor große und immer neue Herausforderungen. Gleichzeitig bietet die digitale Gastro-Revolution aber auch enorme Chancen, den eigenen Betrieb zu optimieren und neue Erlebnisse für die Gäste zu schaffen.
Am grünen Rand der Welt: back to nature -Gastronomiekonzepte
Zwischen Digitalisierung und Future Food wächst seit einer Weile ein viel ursprünglicherer Gegentrend: Echter, natürlicher Geschmack muss her. Regionale Produkte und transparente Herkunft sind nicht nur vorübergehende Food-Trends, laut Trendforscherin Karin Tischer sind sie Teil eines Lifestyles, der, ganz nach dem Motto back to nature, auf einen sensiblen Umgang mit Lebensmitteln setzt.
Zugegeben, nicht ganz neu die grüne Ernährung. Aber der Markt boomt und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt kontinuierlich. Während zwar die Zahl der Vegetarier weiterhin im einstelligen Bereich bleibt, wächst das Interesse an fleischlosen Alternativen und kreativer Gemüseküche. Qualitativ hochwertige Produkte ohne Zusatzstoffe sowie laktose- und glutenfreie Optionen bedienen die Wünsche der Gäste nach einem grünen und gesunden Lifestyle.
Klar ist: Healthy Food kann auch sexy! Die grünen Leckereien haben nämlich schon seit einer ganzen Weile ihr angestaubtes Öko-Image hinter sich gelassen. Aktueller Stern der Food-Trends: Plantarismus. Klingt spacig und beschreibt eine ausgewogene, zuckerreduzierte Ernährung mit starkem Fokus auf pflanzenbasierten Gerichten. Ein Konzept, das Gastronomen mit einem attraktiven Angebot an abwechslungsreichen Vitaminbomben lukrativ für den Außer-Haus-Markt nutzen können.
Die Jungs vom Edelgrün in Köln haben das grüne Gastronomiekonzept en pointe umgesetzt. Cleane Küche aus regionaler Herkunft, reduziertes Interieur und optischer Naturbezug mit üppiger Grünpflanzen-Deko. Wer Back2Nature noch ein Stück weiterbringen möchte, macht es wie Good Bank in Berlin, die ihren eigenen Salat gleich direkt vor den Augen der Gäste anbauen.
The tea is hot! Mut zu neuen Geschmackserlebnissen
Überraschende Genusserlebnisse und exotische Zubereitungsmethoden sorgen für kulinarisches Neuland bei den Gästen und Umsatzsteigerungen in der Gastronomie. Eine Entwicklung, die sich Gastronomen leicht zunutze machen können und sollten, wenn es nach Trendscout Karin Tischer geht. Sie prognostiziert große Chancen für mutige Gastronomen. Für die, die neue Gastronomie-Trends ausprobieren und dem Handwerk ihr eigenes Image verpassen wollen – zum Beispiel mit Tea-Time auf dem Teller. Tee als Gewürz oder als überraschende Komponente im Eis? It’s a matcha! Die unglaubliche Aromavielfalt von Tee macht dem guten alten Kaffee eh zunehmend Konkurrenz.
Kohl & the gang: Food-Trend Fermentation
Ganz generell geht der Trend auf jeden Fall in Richtung Kreativität und neue (oder neuentdeckte) Zubereitungsarten wie Fermentation. Ja, richtig gehört. Fermentierte Lebensmittel vereinen genau das, was gesunde Ernährung ausmacht und haben in Sachen Nährstoffe ziemlich viel drauf.
Best practice-Beispiele gibt’s von den Größen der Branche: Im Kopenhagener Noma bietet René Redzepi eine Sauce aus fermentierten Grashüpfern an, Magnus Nilsson trumpft im Fäviken Magasinet mit eingelegten Pflanzen auf. Ganz zu schweigen von Kimchi-Princess Young-Mi Park-Snowden, die das Gastronomiekonzept zu ihrem Aushängeschild macht und mit ihrem fermentierten Kohl die Berliner Gastroszene aufmischt.
Aber Sauerkraut zur Umsatzsteigerung? Ja, denn was schon Cäsaren-Gaumen im alten Rom begeistert hat, bietet großes Potenzial für die moderne Gastronomie. In Abgrenzung zum Wettbewerb kann mit Fermentation das eigene Profil klar in Richtung Healthy Living geschärft werden und neue Kunden anziehen. Kommt eben alles wieder – auch nach 2000 Jahren.
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