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Das Metaversum – Luftschloss oder praxistaugliche Foodservice-Plattform?

Von: Lesezeit: 4 Minuten

Technologische Neuerungen nehmen rasant zu und die virtuelle Welt – das Metaversum – rückt uns immer näher. Da fällt es schwer zu beurteilen, welche Anwendungen den Alltag in der Gastronomie tatsächlich erleichtern. Darstellungen der nicht allzu fernen Zukunft in Film und Fernsehen bringen uns nach einigen Jahren immer zum Schmunzeln. Weder fliegen wir regelmäßig zum Mond wie im Science-Fiction-Film 2001: Odyssee im Weltraum von 1968, noch werden wir ständig nach unseren Raketenrucksäcken gefragt.

Derzeit finden enorme technologische Veränderungen statt, die große Auswirkungen darauf haben dürften, wie wir unseren Alltag erleben und Transaktionen im Gastgewerbe durchführen. Die Nachrichten über die Möglichkeiten von NFTs (Non-fungible tokens – eindeutige digitale, nicht kopier- oder veränderbare Identifikatoren, die Daten in einer Blockchain repräsentieren) und im Metaverse scheinen sich zu überschlagen. Die spannende Frage bleibt jedoch: Wie werden sich diese neuen Technologien auf den Foodservice-Sektor auswirken? Ein Blick in die Realität.

Frühe Einführung von Metaverse und NFTs in der Gastronomie

„Einige der aktuellen Technologien sind ganz praktisch, andere wiederum unpraktisch. Das ist nicht anders als bei anderen Trends bzw. Modeerscheinungen,“ sagt Joseph Schumaker FCSI, Gründer und CEO von FoodSpace, einem Beratungsunternehmen für die Lebensmittelindustrie in den USA. „Die Foodservice-Branche ist noch am Sondieren, wie einige dieser Neuerungen stärker genutzt werden können.“

In der Lebensmittelbranche ist Blockchain bereits etabliert. Bei der Sicherung der Produktbeschaffung und der Lieferketten hat sie einen praktischen Nutzen. „Einige der ganz großen Unternehmen haben hier schon richtig viel investiert,“ so Schumaker. „Sysco Foods (ein großer Lebensmittelgroßhändler für die Gastronomie) nutzt bereits seit fast einem Jahrzehnt ein Blockchain-Verfolgungssystem für Meeresfrüchte, Proteine und einige Produkte. Die zuvor manuell durchgeführten Prozesse wurden digitalisiert.“

Werden wir also irgendwann an dem Punkt sein, an dem Kryptowährungen für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen akzeptiert werden?

 

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„Auch das ist alles eine Frage der Bequemlichkeit und der Digitalisierung des Prozesses,“ sagt Schumaker. „Wenn man nicht gerade ins Geschäft mit Digital- oder Kryptowährungen einsteigen will, können die Verbraucher jede beliebige Währung verwenden und nur den Transaktionsprozess, d. h. die Geldbörse, digitalisieren. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Kryptowährung handelt oder um eine Kreditkarte mit einem Referenz-Bargeldkonto – die Transaktion ist nach wie vor eine digitale NFT. Jeder Verbraucher wird seine eigene Meinung haben, inwiefern er oder sie Kryptowährungen vertraut. Ich möchte den Leuten nicht vorschreiben, Kryptowährungen zu verwenden.“

Virtuelle Restaurants im Metaversum

In der Anfangsphase des Bitcoin um 2010 leitete Schumaker die Konzessionen im Stadion der San Jose Earthquakes. Aufgrund eines Sponsorenvertrags zwischen dem Fußballteam und Bitcoin war es die erste Sportstätte, in der Kryptowährung akzeptiert wurde. Die Besucher konnten an einem Verkaufsstand einen QR-Code einscannen, anschließend führte Bitcoin die Umrechnung sowie die Überweisung zwischen Stadion- und Kundenkonto durch. Seine damalige Bank Wells Fargo wusste nicht so recht, wie sie mit der Kryptowährung umgehen sollte, und Schumaker musste sogar zusichern, dass der Kauf von Alkohol mit Bitcoin legal war.

Seit Kevin Seo und Andy Nguyen im kalifornischen Long Beach das Restaurant Bored and Hungry  als weltweit erstes auf NFT ausgerichtete Lokal eröffnet haben (mit Firmenimages, die auf der NFT-Sammlung des Bored Ape Yacht Clubs basieren), haben viele Lebensmittelunternehmen die Möglichkeiten erkannt, NFTs als Mitgliedschaften zu nutzen oder den Kunden Belohnungen z. B. in Form eines Freigetränks oder eines privaten Erlebnisses zu gewähren. Die Vorteile solcher digitaler Ressourcen sind grenzenlos.

 

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Die beiden Starköche Tom Colicchio und Spike Mendelsohn haben CHFTY Pizzas  gegründet, eine Sammlung von NFTs auf Basis der Ethereum-Blockchain. Ihr Ziel ist es, eine Brücke zwischen der Gastronomie und Web3 zu schlagen. Es gibt 2777 NFT-Unikate mit jeweils einer eigenen Comicfigur in Form eines Pizzastücks und individuellen Merkmalen. Wer NFTs von CHFTY Pizzas besitzt, hat Zugang zu Kochkursen, Merchandise-Artikeln oder Pizza-Partys mit Mendelsohn, Colicchio und weiteren prominenten Köchen.

„Das bietet einem Restaurant die Chance, weit über sein On-Site-Geschäft hinaus zu wachsen,“ sagte Colicchio Anfang 2022 bei einem virtuellen Meeting des amerikanischen Food-Tech-Unternehmens The Spoon. Dieser Aspekt der NFTs könnte für einen Betreiber von Interesse sein.

2022 haben viele große amerikanische Marken der Gastronomie und anderer Branchen Markennamen im Metaverse angemeldet. Dabei ging es ihnen meist darum, die eigene Marke zu schützen, und weniger darum, sich im Web3-Versum zu etablieren. Einige Marken haben aber bereits erste experimentelle Schritte im Metaverse gewagt und virtuelle Welten geschaffen, wie z. B. interaktive Spiele mit Chipotle und Wendy‘s oder einer Hochzeit in einer Taco Bell-Filiale in der virtuellen Realität.

 

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Virtueller Raum für Schulungen des Gastronomiepersonals

Bei der praktischen Umsetzung eines virtuellen Restaurants im Metaverse ist Schumaker dennoch skeptisch. „Man kann nun mal keinen virtuellen Cheeseburger essen.“ Der eigentliche Mehrwert steckt für ihn in den Schulungsmöglichkeiten.

„Es ist unser Umgang mit Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), unser Interaktionsverhalten als Menschen in einer digitalen Welt, die Digitalisierung bei der Planung und deren erfolgreiche Umsetzung den nachfolgenden Ebenen,“ sagt er. „Die Technologie hat eine lange Entwicklung hinter sich. Wir können vollständig virtuelles Training und Envisioning entwickeln und auch unsere Botschaft übermitteln und eine digitale Plattform für verschiedenste Formen schaffen.“

Das enorme Wachstum wurde durch die Entwicklung der Digitaltechnik beflügelt die Gastronomie

Image: AdobeStock | WrightStudio

Da die Personalfluktuation in der Gastronomie oft hoch ist, kann es von immensem Vorteil sein, einfach einen QR-Code auf einem Küchengerät einzuscannen, eine VR-Brille aufzusetzen und an einem Video oder einer Schulung „in der realen Welt“ teilzunehmen, wie Schumaker erklärt. „Das können wir alle schon jetzt und heute tun. Die Technologie besteht bereits und ist nicht sonderlich teuer.“

Mithilfe von Technologie könnten auch Reparaturen von Defekten einfacher durchgeführt werden. „Um einen Pizzaofen in New York zu reparieren, muss kein zertifizierter Techniker aus Italien eingeflogen werden. Alle Beteiligten setzen sich eine virtuelle Brille auf, beide Seiten haben denselben Einblick – das ist einfach praktisch. So werden allein 2.000 Dollar Reisekosten gespart“, sagt Schumaker.

Die Vorteile bei der Konzipierung einer Küche

Bei der Konzipierung einer Großküche ist es ein riesiger Vorteil, wenn man die Küchengestaltung vorab begehen kann, bevor die Kosten tatsächlich entstehen. „Genau das bietet FoodSpace seit vier Jahren“, erklärt Schumaker. „Jedes einzelne Projekt durchläuft die Virtual Reality in drei verschiedenen Phasen. In jeder Phase erreichen wir unterschiedliche Detaillierungsgrade, sodass der Kunde, wenn er unsere Bauunterlagen erhält, bereits eine vollständig realistische Virtual-Reality-Erfahrung erlebt hat – entweder per Zoom-Konferenz oder durch eine virtuelle Brille“.

Restaurantbesitzer ist begeistert von Großküchenplanung mit Hilfe von Virtual Reality

Image: AdobeStock | wavebreak3

Und wie so oft, wird die Technologie zunehmend günstiger. Dazu erzählt Schumaker: „Wir wollen unsere Kunden mit VR-Brillen beliefern. Vor Kurzem haben wir den Adobe North Tower in San Jose abgeschlossen. Das ist ein 1,5 Milliarden Dollar schweres Projekt. Wir können 300 Dollar für eine VR-Brille pro Kunde ausgeben. Diese Kosten sind kein Einstiegshindernis mehr“.

Zwar können wir nicht alle in einem virtuellen Restaurant essen, doch wir könnten das Essen vielleicht in den virtuellen Raum verlegen und dort einen virtuellen Kochkurs durchführen. „Es ist die Peloton-Version eines Kochkurses, mit VR-Brille und vorab gekauften Zutaten. Das ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, was im Metaverse alles möglich ist. Aber ist das richtige Gastronomie?“, gibt Schumaker zu bedenken.

Im Bereich der neuen Technologien stehen wir auch weiterhin vor der Aufgabe, für uns die praktischen Anwendungen unter den Kopfgeburten zu finden. Manche werden sich bewähren, andere verschwinden wieder. „Die Verbraucher werden letztlich das annehmen, was Zeit oder Geld spart“, so Schumaker. „Das ist die Feuerprobe“.

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