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Wo sind all die Leute hin? – Fachkräftemangel im Gastgewerbe

Von: Lesezeit: 4 Minuten

In der Hospitality-Branche wĂĽtet eine gigantische Abwanderungswelle, und das weltweit. Ein Grund ist die Corona-Pandemie, doch die Ursachen liegen tiefer.

„Ihr fehlt uns!“, titelte unlängst die Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung und zitiert Zahlen des DEHOGA Bundesverbandes, die die Personalnot im Gastgewerbe belegen: Zum Stichtag 30. September 2020 waren 2096724 Menschen in der Branche beschäftigt. Zum 30. 9. 19 waren es noch rund 325.000 mehr gewesen.

Leere Restauranttische aufgrund von fehlendem Personal

Image: AdobeStock | Riku

„Es ist eine Riesenherausforderung für die Betriebe, geeignete Mitarbeiter zu finden“, betont Guido Zöllick, Präsident des DEHOGA Bundesverbandes. Wie aus einer aktuellen DEHOGA-Umfrage hervorgeht, stellt der Fachkräftemangel für fast 80 Prozent (79,6 %) der Betriebe ein Problem dar.

Eine weitere Krisenfolge ist ein massiver RĂĽckgang der Zahl neuer Ausbildungsverträge. „Besonders deutlich gingen die NeuabschlĂĽsse im Gast- und Verkehrsgewerbe zurĂĽck“, verdeutlicht Rotraud Kellers aus dem fĂĽr die Berufsbildungsstatistik zuständigen Referat im Statistischen Bundesamt, das aktuelle Zahlen liefert. Die größten RĂĽckgänge gab es 2020 im Vergleich zum Vorjahr demzufolge bei den Berufen Hotelfachmann/-frau (- 2.530, – 31,0 %), Koch/Köchin (- 1.540, – 19,8 %) und Tourismuskaufmann/-frau (- 990, – 61,1 %).

Lange Tage sind in der Gastronomie keine Seltenheit - die Work-Life-Balance wird dabei oft vernachlässigst

Image: AdobeStock | xartproduction

Vermisst: Work-Life-Balance

Auch in Großbritannien kämpfen Gastronomie und Hotellerie mit dem Fachkräftemangel. Aber eine Umfrage der Non-Profit-Organisation The Burnt Chef Project, die psychisch belastete Mitarbeiter der Branche unterstützt, macht Hoffnung. Auf der Suche nach Gründen für das Ausscheiden aus dem Sektor zeigte sich, dass 84 % der 2.311 im Juli 2021 Befragten noch stets für die Branche tätig waren, und dass jeder Dritte, der jetzt anderswo arbeitete, in den nächsten zwölf Monaten wieder in den Hospitality-Sektor zurückkehren wollten. Andererseits plant jeder fünfte, in den nächsten zwölf Monaten die Branche zu verlassen, und 37 % sind schon auf dem Sprung. Als Hauptgrund für die Unzufriedenheit wird die mangelnde Work-Life-Balance genannt.

Noch besorgniserregender ist die Lage in den USA. Allein im August kündigten fast sieben Prozent der Hospitality-Beschäftigten, meldet das Nachrichtenmagazin ntv. Dies füge sich in eine allgemeine Kündigungswelle ungekannten Ausmaßes ein. „Es gibt ständig größere Bewegung, weil Arbeitnehmer sich trauen, ungeliebte Jobs zu verlassen. Die Gründe sind angestaute Unzufriedenheit während der Pandemie, Wunsch nach größerer Flexibilität, für manche erleichtert von Sozialleistungen der neuen Regierung“, heißt es in dem Bericht.

Der Fachkräftemangel in der Gastronomie ist unter anderem der schlechten Bezahlung geschuldet

Image: AdobeStock | Syda Productions

Nochmal Gastgeber sein? No way!

Alarmierende Zahlen liefert eine Umfrage der Arbeitsvermittlungsplattform Joblist. Ein Drittel der Hospitality-Beschäftigten in den USA ist demzufolge unzufrieden mit dem Job – doppelt so viele wie vor Corona. 58 % der Beschäftigten wollen noch dieses Jahr kündigen, so die Studie. Und wer der Branche einmal den Rücken gekehrt hat, kommt oft nicht mehr zurück. Hauptgrund, so Joblist, ist – wenig erstaunlich – die zu schlechte Bezahlung, dicht gefolgt von dem Wunsch, eine andere Karriere einschlagen zu wollen. Auch zu wenig Benefits, Arbeitszeiten und -dauer, schwierige Gäste, das Corona-Risiko und die körperliche Anstrengung halten Menschen von der Branche fern.

Die Pandemie macht Mut zum Wechsel

Das zeigt: Der überwiegende Teil der Kritikpunkte bestand schon vor der  Krise und ist der Branche immanent. Aber die Pandemie hat Beschäftigten reichlich Impulse zur „Abstimmung mit den Füßen“ gegeben.

Wie lange wird es dauern bis Roboter in der Gastronomie eingesetzt werden?

Image: AdobeStock | Anatoliy

Nichts wie weg – wo Abtrünnige neue Jobs finden

Die Studie listet auch auf, wohin die enttäuschten Fachkräfte abwanderten: Während 16 % arbeitslos wurden, hatten die restlichen oft einen Außer-Haus-Bürojob (17 %) oder eine Arbeit im Homeoffice (17 %) gefunden, 13 % gingen in die Industrie, 11 % in den Gesundheitssektor und sechs Prozent nahmen einen Job als Fahrer an.
Weltweit ist der Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme für Gastronomen. Das bestätigt jetzt eine aktuelle Studie, die der Kassenanbieter Lightspeed in sechs Ländern, darunter Deutschland, durchgeführt hat.

Weltweite Flucht aus der Hospitality-Branche

Der „Global State of the Hospitality Industry Report 2021“ ist eine internationale Umfrage, bei der 850 Restaurant-Verantwortliche aus den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich Deutschland, Frankreich und den Niederlanden befragt wurden. Ein Teil der Studie dreht sich auch um den Bereich Mitarbeiter und Personal. Die Ergebnisse zeichnen das Bild einer von der aktuellen Personalsituation zum Teil massiv beeinträchtigten Branche.
Dabei ist eines klar: Die Probleme bestehen nicht erst seit der Pandemie. „Dass sie etwas gegen den Mangel an Personal unternehmen müssen, war den allermeisten Gastronomen hierzulande schon lange vor Corona klar“, sagt dazu Christoph Becker, Geschäftsführer beim DEHOGA Nordrhein, anlässlich der Lightspeed-Studie. „Die Pandemie hat dazu geführt, dass sich das Thema noch weiter verschärft hat.“

Mit anspruchsvollen Gästen muss Restaurantpersonal erstmal zurecht kommen

image: Adobe Stock | chika_milan

In Deutschland sind die Ansprüche der Gäste eine größere Herausforderung als der Fachkräftemangel

Gefragt nach der aktuell größten Herausforderung landete das Thema Personal- und Fachkräftemangel in fast allen Ländern ganz vorne – mit Ausnahme von Deutschland. Hier wurde dieses Problem mit 22 % nur am dritthäufigsten genannt. Stattdessen sieht hierzulande mehr als jeder dritte Gastronom (35 %) die gestiegenen Ansprüche der Gäste als derzeit größte Aufgabe – der höchste Wert in allen sechs Ländern –, gefolgt von steigenden Kosten für Lebensmittel und Versorgung (23 %). Trotzdem: Die grassierende Personalnot ist auch für das deutsche Gastgewerbe ein existenzbedrohendes Problem. So hatten 40 % der Gastgeber Probleme, ihre Mitarbeiter zu halten. Außerdem musste bereits ein Drittel der deutschen Betriebe mit weniger Personal auskommen als eigentlich vonnöten wäre.

Servier-Roboter könnten fehlendes Personal in Zukunft ersetzen.

Image: AdobeStock | zinkevych

Keine Zeit also für Entwarnung, weder in der deutschen Gastronomie noch im gesamten Hospitality-Sektor weltweit. Doch die Branche beweist einmal mehr ihre Kreativität und ihren Mut. Es gibt viele Wege aus der Krise. Aufgeben gilt nicht!

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken:

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