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Mehr Küche für mehr Köche – Coworking in der Gastronomie

Von: Lesezeit: 3 Minuten
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Das Wiener Start-Up Herd betreibt eine Großküche ganz im Look und Feel eines modernen Coworking Spaces, wo sich blutige Anfänger, Quereinsteiger und Profiköche die Töpfe und Pfannen teilen – genauso wie ihre Begeisterung fürs Kochen.

Wie viele gute Ideen wurden wohl schon verworfen und vergessen nur, weil Ausrüstung, Geld oder die richtige Umgebung zur Umsetzung gefehlt haben? Bestimmt viel zu Viele. Die Praxis kommt ja bekanntlich (leider) nicht nur mit einer großen Dosis Kreativität und Herzblut aus, sondern hält auf dem Weg noch so einige andere Hürden bereit. Gerade in der Gastronomie schrecken finanzielle Investitionen und der hohe organisatorische Aufwand viele Neueinsteiger ab, bevor ihr Vorhaben erst richtig gedeihen und aufblühen kann. Das muss doch auch anders gehen, dachten sich die drei Food Entrepreneure Matthias Kroisz, David Weber und Marko Ertl und setzten ihrerseits eine spannende Idee um.

Im 10. Wiener Bezirk im Gebäude der ehemaligen Großkantine von Siemens entstand so 2017 ihr gemeinsames Projekt Herd-Open Kitchen. Eine professionelle Küche für alle, die eine Küche mit viel Platz und Top-Geräten brauchen ohne dafür zu tief in den Geldbeutel greifen zu müssen. Start-Ups können sich hier genauso wie standfeste Unternehmen kulinarisch austoben, ihre Geschäftsideen testen und weiterentwickeln oder ihnen die nötige Würze verleihen – im wahrsten Sinne des Wortes. „Bei einer Co-Working Küche kann man sich ohne großes Investment einmieten“, erklärt Gründer Marko Ertl, „und wenn es nicht läuft, dann kündigt man den Vertrag einfach wieder. Da ist kein hohes Risiko mit verbunden.“

Coworking Space des Startups Herd-Open-Kitchen

Image: Herd-Open-Kitchen

Ich mach mir die Küche wie sie mir gefällt

Sie wissen, wie mühsam es ist, eine gute Küche zu finden – Als die drei 2013 mit Wrapstars den ersten Foodtruck in Österreich gründeten, mussten sie sich selbst auf die Suche begeben. Ein Gastrogewerbe muss nämlich immer in einer genehmigten Küche angemeldet sein. Eine eigene wollte man am Anfang nicht bauen, denn viel effizienter und günstiger wäre es doch, sich eine mit anderen Gleichgesinnten zu teilen. Man orientierte sich mit Herd an den sogenannten Commissary Kitchens aus Amerika, wo Köche gegen eine Mietgebühr Arbeitsfläche und Equipment benutzen können. Die wachsende Beliebtheit solcher Coworking Küchen hat sich dabei mit der Zeit aus mehreren Trends heraus entwickelt: Es gibt heute immer mehr Selbstständige im Unternehmertum, mehr Vorgaben und Sicherheitsvorschriften in der Gastronomie und mehr Anhänger der nachhaltigen Philosophie des Teilens.

Das Konzept ist dabei so schön einfach: „Wir kümmern uns um alles – außer das Kochen.“ Herd-Open Kitchen ist eine vollgenehmigte und -ausgestattete Küche. Auf einer Fläche von 700m2 tummeln sich Kombidämpfer, Kochkessel, Spüler und Kochplatten, die momentan von 20 Mitgliedern genutzt werden. Den Hausmeister spielen hier die Gründer, die von der Stromrechnung und Reinigung der Geräte bis zur Schädlingsbekämpfung alles managen. So können sich die Nutzer komplett auf das Kochen und ihre Produkte konzentrieren, ohne von solchen Nebenbeschäftigungen und -kosten abgelenkt zu werden. Das spart Zeit – Und Nerven. Kein Wunder, dass in Großstädten wie London, New York und Berlin immer mehr Co-Working Küchen aus dem Boden sprießen. Köche, Cateringdienste, Foodtrucks oder Bäcker richten sich dort gern ein. Wirkliche Alternativen sind nämlich rar. „Für Neugründer war es zum Beispiel der Klassiker mehr oder weniger illegal zu Hause zu kochen.“

Junge Frau kocht in der Großküche von Herd-Open-Kitchen

Image: Herd-Open-Kitchen

Für Küken und alte Hasen

Küchen wie Herd greifen besonders den Menschen unter die Arme, die sich in der Gastronomie und Food-Branche selbstständig machen wollen. Viele Einrichtungen betreiben sogar zusätzlich Inkubationsprogramme. „Am Anfang ist es am wichtigsten, dass man Kunden bekommt und erste Umsätze generiert,“ sagt Ertl. Außerdem muss man nicht so sparsam sein wie in einer eigenen Küche und Neueinsteiger können mit der Ausstattung direkt anfangen, wie die Profis zu produzieren. Aber warum kochen auch letztere gerne im Coworking Space? Etablierte Unternehmen freuen sich genauso über Unterstützung, nur auf einer anderen Größenskala. Sie haben Raum, um zu wachsen und können ihre Produktion und Auslastung risikofrei immer neu anpassen.

Sowohl Startups aber auch etablierte Marken nutzen die Großküche von Herd-Open-Kitchen

Image: Herd-Open-Kitchen

Co-Working is Caring

Aber was ist denn nun der größte Vorteil für alle? Natürlich die Gemeinschaft. Denn gute Zusammenarbeit ist in der Küche essentiell, ganz egal, ob es sich dabei um ein zwanzigköpfiges Team oder ein frisch gegründetes Duo handelt. Zwar kümmert sich bei Herd jeder selbst um seine Zutaten und kocht am Ende sein eigenes Süppchen, aber Coworking ermöglicht es, sich währenddessen auszutauschen, Fragen zu stellen und Feedback zu bekommen. „Da entwickelt sich von ganz alleine eine Community,“ sagt der Herd Gründer, und damit eine ideale Arbeitsatmosphäre. Außerdem kennen alle die gleichen Probleme und Stolperfallen und können sich untereinander helfen, ganz nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Die gemeinschaftliche Atmosphäre soll in erster Linie ermutigen und motivieren. „Ich glaube, viele haben eine falsche Vorstellung vom Gründerleben,“ meint Ertl. „Die Gastronomie bleibt ein hartes Business, da muss man durchhalten und sich durchbeißen.“ Dabei hilft die Gewissheit, nicht allein zu sein und so eine Küche sei daher für viele ein ideales Sprungbrett für die eigene Business Idee. Am Ende erkennt man durch solche Angebote, dass auch die ganze Gastronomiebranche einem einzigen großen Coworking Space gleicht, die sich gegenseitig fördert und unterstützt – Und da wirkt der Absprung ins kalte Wasser auch plötzlich gar nicht mehr so beängstigend, sondern, ganz im Gegenteil, sogar richtig aufregend!

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