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Mit weniger Fachkräften gegen den Mangel

Von: Lesezeit: 5 Minuten

In Zeiten des Fachkräftemangels setzen diese Businesses auf weniger Personal: Selbst ist der Gast – so könnte man das Prinzip der »Revier Hospitality Group« und der Koncept Hotels nennen. Ein Konzept mit Sparpotenzial an Mitarbeiter:innen, die man aktuell ohnehin schwer findet. Plus: Reduzierte Services sprechen eine neue, digitalisierte Gäste-Zielgruppe an, die lieber 24/7 am Smartphone oder Terminal bucht.

Dass es weltweit an Fachkräften in der Beherbergung und Gastwirtschaft fehlt, ist nichts Neues. Laut einer neuen Studie basierend auf Zahlen des ONS (Office of National Statistics) haben rund 37 % der Betriebe in der Hospitality Industry in Großbritannien Probleme freie Stellen wieder zu besetzen. Auch in Österreich war Anfang Juni 2022 etwa jede zehnte Stelle in Beherbergung und Gastwirtschaft unbesetzt und der Beruf Kellner:in wurde zum Mangelberuf erklärt. Ob diese Maßnahme langfristig Wirkung zeigt, lässt sich im Moment nicht abschätzen.

Kellnerin im Restaurant - aktuell ein Mangelberuf

Image: AdobeStock | fizkes

Strukturelle Änderungen, Gehaltsanpassungen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, etc. – spekuliert und diskutiert wird viel. So oder so: Es wird Zeit benötigen, die viele Betriebe nicht haben, da die Gäste nach der Corona-Pandemie zum Glück in nicht minderer Zahl zurückgekommen sind. Was also tun?

Mit weniger Fachkräften gegen den Mangel

Was kofus klingt ist bei der Schweizer Revier Hospitality Group und den deutschen Koncept Hotels“ bereits Realität: Es werden einfach – salopp formuliert – weniger Fachkräfte eingestellt. Möglich wird das durch an die Gäste ausgelagerte Prozesse. „Vor allem konzentrieren wir uns auf rückwärtige Bereiche“, beschreibt Daniel Renggli, Geschäftsführer der Revier Hospitality Group. „So ist der Gästeprozess von der Buchung bis zum Auschecken automatisiert. Nur in wenigen Fällen müssen wir hier manuell unterstützen.“

Ebenso bei der täglichen Zimmerreinigung macht man Abstriche. Sie ist in der Basisleistung nicht inkludiert, kann aber dazu gebucht werden. Ab vier Nächten wird zwischengereinigt. „In der Schweiz sind wir bereits so weit, dass der Gast, sofern er das wünscht, mit seinem eigenen Handy bestellen sowie bezahlen kann und wir seine Konsumation an den Tisch liefern“, fährt Renggli fort. Für ihn sei das ein Mehrwert, „obwohl ich es selber machen muss“. Denn auf Personal zu warten, um bezahlen zu können, darauf hat er definitiv keine Lust.

Frau bestellt Essen mit Smartphone im Restaurant

Image: Adobe Stock | littlestocker

Was ein Gast nicht braucht wird gestrichen

Das Sparpotenzial liegt also darin, gewisse Leistungen an den Gast auszulagern und andere Vorgehensweisen effizienter zu machen. So auch bei den Koncept Hotels: beim Standort in der Kölner Innenstadt wurde der nahen Angebote zuhauf wegen, der Frühstücksservice gestrichen. „Wir hinterfragen jeden Tag, was ein Gast in der jeweiligen Destination für einen Service erwartet und was er benötigt“, schildert Yvonne Mertens, Director of Operations & Sales der Hotelgruppe. „Dadurch können wir Konzepte, Ausstattungen und Hotels sehr zielgerichtet auf unser Klientel ausrichten.“

So findet man in den Hotels Selbstbedienungsmodule für die Gäste vor, bei denen sie sich eigenständig etwa Handtücher, Toilettenpapier und Wasserkocher abholen können. Nötige Voraussetzung: Die Kommunikation zum Gast muss so eindeutig sein, dass der Ablauf von selbst verstanden wird. Wobei das Zielpublikum ohnehin in der neuen Generation liege, so Renggli, „die sehr digitalisiert ist und teilweise auch lieber selbst macht, anstatt sich bedienen zu lassen“.

Revier Hotel Montafon - Aussenansicht

Image: Revier Hotels

Die Begrüßung beim Eintreffen der Gäste lässt man sich bei der Revier Hospitality Group trotzdem nicht nehmen – und wenn Ansprechpartner:innen gebraucht werden, so sind sie da: „Es ist ja nicht so, dass es kein Personal zum Ansprechen gibt, aber die stehen einfach nicht hinter einem Pult und warten, bis jemand kommt.“

Fixe Abteilungen und Aufgaben sind Vergangenheit

Nicht von der Hand zu weisen ist der Vorteil des geringeren Bedarfs an Mitarbeiter:innen im Vergleich zu einem Haus, das einen Rundum-Service anbietet. Dieser ist ebenfalls für Mertens zentral, wobei man dennoch geschultes, motiviertes und zuverlässiges Personal im Bereich Housekeeping und Rezeption benötige. „Unser Vorteil ist allerdings, dass wir durch unsere digitale Infrastruktur und die eher ungewöhnlichen internen Abläufe auch Quereinsteiger:innen eine Chance geben können, bei uns ihre ersten Schritte in der Hotellerie zu gehen – auch ohne eine Ausbildung oder Berufserfahrung in der Hotellerie.“

Weniger Fachkräfte - flexibler Einsatz des Personals auch in der Küche

Image: Revier Hotels

Wer sich bei solchen Konzepten nun aber fixe Abteilungen vorstellt, liegt zumindest bei der Schweizer Gruppe falsch. Am Vormittag im Housekeeping, am Nachmittag im Service oder der Küche; auch wenn die Fachkräfte ihre Stammaufgaben haben, sind ihre Abteilungen fluide. „Unsere Mitarbeitenden sind Gang-Member und arbeiten dort, wo es Hilfe braucht“, begründet Renggli dieses doch eher ungewöhnliche Modell. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Kultur müssen hierfür stimmen.“ Großes Ziel ist es dennoch, den Weggang von Mitarbeiter:innen möglichst gering zu halten. In seinen Worten: „Wir müssen Alternativen und Perspektiven geben.“

Unsere Mitarbeitenden sind Gang-Member und arbeiten dort, wo es Hilfe braucht.Daniel Renggli, Geschäftsführer der Revier Hospitality Group

Ein Nischenkonzept mit vielversprechender Zukunft

Klar ist aber: In der gehobenen Hotellerie wird sich die dezimierte Personalriege nicht spielen. Diesen Anspruch erheben die beiden aber gar nicht: Auch wenn man eine 24-Stunden-Rufbereitschaft anbiete und jederzeit behilflich sein könne, so mag das nicht für jeden Gast geeignet sein.

„Unsere Zielgruppe ist darauf basierend sehr scharf definiert, sodass wir natürlich den Wünschen und Ansprüchen eines Gastes, der es gewohnt ist, in einem Fünf-Sterne-Hotel zu übernachten, sehr schwer gerecht werden können“, grenzt Mertens die Zielgruppe ein. Und weiter: „Der ausschlaggebende Punkt bei diesen Gästen ist dann tatsächlich, dass der persönliche Bezug zum Personal fehlt. Aber damit müssen wir leider rechnen.“ Ebenso Renggli schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Wir sind ein Nischenprodukt, aber die Nische wird größer, weil sich einerseits die Gäste verändern und andererseits die heutige Tiefe der Dienstleistung kaum mehr aufrechterhalten werden kann.“ Er schließt mit einer Prophezeiung: „Das sind natürlich neue Ansätze, aber ohne diese wird es nicht zu meistern sein.“

Der beste Gast ist der, der sich nicht meldet, weil er oder sie eine Frage hat. Das bedeutet nämlich, dass wir unseren Job richtig gemacht haben.Yvonne Mertens, Director of Operations & Sales der Koncept Hotels

Dass die Digitalisierung vor wenig Halt macht, ist bekannt, so auch nicht vor der Hotellerie. Denn sie ist die Basis dafür, dass die oben beschriebenen Konzepte funktionieren.

Diese 5 Tipps helfen Dir auf den Zug der digitalen Möglichkeiten aufzuspringen und Personal effizient einzusparen:
  1. Check-in & Check-out:
    Vom Online-Ausfüllen des Meldescheins bei der Ankunft bis zum smarten Check-out beim Terminal – automatisiert man diese Prozesse mit einer Hotel-App, einem Terminal oder einer Online-Plattform, gehören lästige Warteschlangen der Vergangenheit an und die Rezeption muss nicht dauerhaft besetzt sein. Weiteres Plus: Die Fehlerquote wird reduziert, da die Daten nicht mehr manuell übertragen werden müssen.
  2. Information rund um die Uhr
    In nicht wenigen Hotelzimmern liegen Gästemappen auf, die wichtige Informationen zum Aufenthalt beinhalten. Reichen sie nicht aus, führt der nächste Weg beziehungsweise Anruf zur Rezeption. So muss es aber nicht sein: Durch digitale Gästemappen sowie Lobby-Displays lassen sich Informationen aktuell, 24/7 und personenunabhängig an Gäste weitergeben.
  3. Per Klick bestellen
    Gast, Rezeption und Küche – ein Dreier Gespann mit oftmals unnötiger Zettelwirtschaft, das auch zu zweit gut auskommen könnte. Denn bestellt der Gast direkt online, geht die Bestellung ohne Umwege an die Küche. Darüber hinaus macht es Sinn, Reservierungen von etwa Tischen oder Spa-Behandlungen online abzuwickeln.
  4. Bargeldlos unterwegs
    Seit der Corona-Pandemie ist die bargeldlose Zahlung besonders in Mode gekommen, schützt nicht nur vor Infektionen, sondern kann auch den Zahlvorgang beschleunigen. Und auch das Wechselgeld wird dadurch obsolet.
  5. Last but not least: Zimmerreinigung
    Würde ein Zimmer nicht täglich gereinigt werden (müssen), so könnten die Mitarbeiter:innen entlastet und Energie sowie Wasser gespart werden. Mit der Unterstützung von digitalen Tools kann die tägliche Zimmerreinigung niederschwellig mit einem Klick abbestellt werden. Die Umwelt wird es Ihnen danken.

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