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Stop eating plastic – Auf ins Post-Plastik-Zeitalter!

Von: Lesezeit: 3 Minuten
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Plastik ist aus unserer Nahrungsmittelproduktion nicht wegzudenken. Mittlerweile ist es aber nicht nur Verpackung, sondern auch Teil unserer Nahrung. Zeit für Alternativen.

„Die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“, heißt es schon in Goethes Zauberlehrling. Ein Ausspruch, der sich heute auch auf die Situation rund um das Plastik auf der Erde ummünzen ließe. Die Menschheit hat sich mit dem Kunststoff eine Verpackungsallzweckwaffe geschaffen, die einen gravierenden Nachteil hat: Plastik ist schwer bis gar nicht abbaubar.

Diese Erkenntnis ist nicht neu, schon seit Jahrzehnten wird auf die Problematik mit dem Plastik hingewiesen, so richtig ernst genommen wurde sie allerdings nicht. Doch seit klar ist, dass wir täglich über die Nahrung Mikroplastik zu uns nehmen, schrillen die Alarmglocken deutlich lauter. Der Verzicht auf das enorm praktische Plastik würde aber eine massive Umstellung, nicht zuletzt in der Lebensmittelbranche, bedeuten. Kunststoff ermöglichte erst die billige und stets verfügbare Warenvielfalt, auf der unser moderner Lebensstil fußt. Verzicht ist unsexy, clevere Alternativen daher gefragt, denn langsam aber sicher geht es dem Plastik an den Kragen.

Recht zwingt zum Umdenken

Die Plastikstrategie der EU sagt zunächst vor allem den Einweg-Kunststoff-Produkten den Kampf an und verbannt ab 2021 beispielsweise Plastiktrinkhalme. Für Gastronomen, die in ihren Cocktails künftig dennoch nicht auf Trinkhalme verzichten wollen, haben gleich zwei findige deutsche Start-ups Alternativen entwickelt. HALM setzt auf Glas, Wisefood auf seinen essbaren SUPERHALM aus Getreide, Apfelfasern und Stevia.

food Waste

SUPERHALM / Image: Wisefood GmbH

Ebenfalls verboten werden unter anderem Fast-Food-Behälter aus Styropor. In vielen hippen Lokalen kann man sich Speisen bereits in selbst mitgebrachten, wiederverwendbaren Behältern mitnehmen, oft gibt es dafür sogar kleine Goodies wie einen extra Salat oder einen Preisnachlass. Eine andere mögliche Alternative: Pfandsysteme. Das Münchner Start-up Recup arbeitet etwa an einem einheitlichen Coffee-to-go-Pfandsystem für ganz Deutschland. Im Rahmen eines Pilotprojekts in Durban zahlen die Gäste bereits einen Euro Pfand und können den Becher bei der nächsten Coffee-to-go-Bestellung gegen einen frischen tauschen oder erhalten bei Abgabe den gezahlten Betrag zurück. Das funktioniert bei allen Recup-Partnern, zu denen in Deutschland mittlerweile nicht nur kleinere Cafes und Bäckereien, sondern auch Bio-Supermärkte und erste Unternehmen wie Dat Backhus oder VW gehören. Oder man geht ganz neue Wege, wie eine Gruppe von italienischen Design-Studenten. Sie entwickelte mit Peel Saver eine Frittentüte aus Kartoffelschalen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Image: Autostadt

Paradoxes Plastik

Nicht nur Gastrobetriebe müssen sich Gedanken über Plastikalternativen machen, vor allem in der Lebensmittelproduktion und in weiterer Folge in Supermärkten besteht Handlungsbedarf. Die berühmte Plastiktüte, sozusagen der Inbegriff des Bösen innerhalb der Kunststoffdebatte, ist nur die Spitze des Plastikberges. Zudem ist sie vergleichsweise einfach zu ersetzen, durch ein Pendant aus Stoff oder Papier. Gerade die Verpackung von Lebensmitteln stellt allerdings eine größere Herausforderung dar.

Hygienische Gründe für Plastik lassen sich vielfach kaum von der Hand weisen. Paradoxerweise erfordern gerade möglichst natürlich gehaltene Bio-Lebensmittel ohne viele Zusatzstoffe eine aufwendigere Verpackung, um die Haltbarkeit garantieren zu können. Zudem stellt sich etwa die Frage, wie unverpackte Lebensmittel dennoch mit Informationen wie etwa der Herkunft gekennzeichnet werden können. Eine Reihe von Start-ups versucht, der Plastikmisere mit biologisch abbaubaren oder gar essbaren Folien Herr zu werden. Von Apeel Sciences kommt ein Schutzspray, das Paprika, Bananen und Co. länger haltbar macht. Das geschmacksneutrale, kalorienarme Spray verhindert die Feuchtigkeitsabgabe sowie Sauerstoffaufnahme und reduziert die Oxidation.

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Plastikstrategie für das eigene Markenbild

Supermarktketten wie Tesco testen indes plastikfreie Supermärkte, in denen viele Produkte nicht mehr verpackt sondern lose angeboten werden. Konzerne wie Henkel, Procter & Gamble und mehrere Chemiefirmen haben sich zu einer Alliance to end Plastic Waste zusammengeschlossen. Die Big Player haben erkannt, dass es an der Zeit ist, zu handeln. Zum Wohle des Planeten, aber auch, um dem Zeitgeist und den Werten der Kunden gerecht zu werden.

„Marken, die klar und glaubwürdig kommunizieren können, dass die Verpackungen ihrer Produkte einfach zu recyceln oder zu 100 Prozent kompostierbar sind, werden in Zukunft das Vertrauen der immer umweltbewussteren Verbraucher gewinnen“, schreibt Hanni Rützler in ihrem Food Report 2020. Für die Expertin ist klar, dass alle Akteure der Lebensmittelbranche gefordert sind, denn der Weg in die Post-Plastik- und Zero-Waste-Ära ist noch lang – je früher die Reise gestartet wird, desto besser.

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