Ich höre schon, wie viele jetzt sagen: Das Nachwuchsproblem in der Küche hat mit den Arbeitszeiten und der Bezahlung und einem veränderten Anspruchs- und Wertedenken junger Menschen zu tun. Mag sein. Tatsache ist aber auch, dass deutlich (noch) mehr junge Frauen als Männer diese Branche relativ frühzeitig verlassen. Wie mir schon Julia Komp, lange Deutschlands jüngste Sterneköchin, mal so schön gesagt hat: »Bei den Jugend-Wettkämpfen waren wir oft sogar mehr Mädels als Jungs, aber die sind alle irgendwann aus der Branche verschwunden.«
Schuld daran sind heutzutage kaum die körperlichen Ansprüche und auch nicht der Ton in Küchen – beides ist in den (meisten) modernen Küchen besser geworden und das können auch »zarte« Frauen ganz gut wegstecken – oder notfalls die Arbeitsstelle wechseln. Es geht in allererster Linie um das Thema Partnerschaft und Familienplanung. Ein Gesellschaftsproblem, an dem die Gastro-Branche nichts ändern kann? Damit würde sie es sich zu leicht machen.
Einiges ändert sich ja schon. Immer mehr Männern nehmen – auch in der Gastronomie – eine Vaterschaftsauszeit (zum größten Schrecken der -meisten Arbeitgeber übrigens). Aber Lösungen gäbe es auch in vielen einzelnen Betrieben. Eine Ausnahme mögen Spitzenköche und -köchinnen sein, deren Anwesenheit, nicht zuletzt aufgrund der Gästeansprüche, auch am Abend notwendig ist. Doch schließlich fällt nicht jedes Restaurant in diese Kategorie. Warum also nicht mal über Teilzeit in der Küche nachdenken? Oder Job-Sharing! Oder sogar einfach ausprobieren!

Junge Köchin / Image: Hilke Opelt
Gerade in letzter Zeit habe ich sehr viele Frauen kennengelernt, die sich auch mit kleinen Kindern selbstständig gemacht haben, zum -Beispiel mit einem eigenen kleinen Catering-Unternehmen. Oder sie haben Konzepte für Ernährungsunterricht an Schulen entwickelt oder sich weitergebildet. Da müssten doch auch Arbeitgeber die Chance sehen, sich diese Arbeitslust zunutze zu machen.
Cornelia Poletto hat mir vor etwa einem Jahr folgendes erzählt: Als ihre Küchenchefin, die seit 15 Jahren bei ihr arbeitete, schwanger wurde, kam sie zur ihr und wusste nicht, wie sie das regeln sollte. Nach ein bisschen Überlegung »versetzte« Cornelia Poletto sie in die Kochschule, wo die Arbeitszeiten viel besser handelbar sind. Eine andere Mitarbeiterin arbeitet nach dem zweiten Kind nur noch halbtags und kümmert sich jetzt um die Event-Organisation. Ist man offen, erschließen sich oft Wege, die beide Seiten weiterbringen. Aber – Arbeitgeber und direkte Vorgesetzte müssen das eben auch ermög-lichen – und die betroffenen Mitarbeiter wiederum die Bereitschaft und Möglichkeit dazu haben, ein wenig zu jonglieren. Cornelia Poletto bringt es auf den Punkt: »Manchmal müssen eben nur alle wollen, dann geht das schon.«
Richtig, es müssen alle wollen – auch die Frauen. Ob und wann man mit Familie aussteigen oder wieder einsteigen will, ist natürlich immer eine persönliche Entscheidung. Allerdings zeigt die derzeitige Rentensituation, wie sehr sich diese Entscheidungen auf die eigene Altersvorsorge auswirken und damit auch spätestens dann große Abhängigkeiten vom Partner schaffen. Und auch darum ist es jetzt für Männer und Frauen Zeit, über Frauen in der Gastronomie zu reden, am besten miteinander.
vor kurzem die -Plattform www.culinary-ladies.de gegründet.