Der Aufstieg der Grocerants
Betritt man heute in den USA ein Lebensmittelgeschäft, so findet man dort vielleicht eine Austern- oder Sushibar, einen Coffeeshop vor Ort oder sogar ein Restaurant mit Rundum-Service. Diese Mischform aus Supermarkt und Restaurant, die auch als „Grocerant“ bezeichnet wird, spricht eine Zielgruppe an, für die Komfort und Bezahlbarkeit wichtiger sind als alles andere.
Zugleich verschwimmt die Grenze zwischen Einzelhandel und Foodservice immer mehr, was Supermärkten dabei hilft, in einer Handelslandschaft, die sich im Wandel befindet, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Laut dem Marktforschungsunternehmen NPD Group verzeichneten Grocerants in dem Geschäftsjahr, das im Juni 2018 endete, 2,35 Milliarden Besuche in den USA, während Mintel herausfand, dass zwei von fünf Verbrauchern mit höherer Wahrscheinlichkeit in einem Geschäft einkaufen, das ihnen ein Erlebnis bietet.
Sandwich-Stationen und Coffeeshops sind laut Mintel die Konzepte, welche die meisten Verbraucher ansprechen, während sich einer von fünf Verbrauchern für ein Restaurant mit Komplettservice und Sitzplätzen interessiert und 10 % sich in ihrem lokalen Lebensmittelgeschäft eine Bar wünschen.
„Wir gehen davon aus, dass das Interesse zunehmen wird, wenn diese Konzepte nach und nach den Mainstream erreichen“, schrieb Amanda Topper, die stellvertretende Direktorin für Foodservice-Forschung des Unternehmens, in einem Artikel über die Zukunft des Foodservice im Einzelhandel.
Boom im Lieferservice
Trotz der insgesamt schwachen Situation in der Restaurantbranche in den USA ist der Foodservice-Umsatz im Lieferservice laut NPD-Group in den letzten fünf Jahren um mehr als 20 % gestiegen.
„Ein Lieferservice ist in der Restaurantbranche mittlerweile ein Muss und nicht länger eine angenehme Ergänzung,” sagte Warren Solocheck, Senior-Vizepräsident für Industriekontakte. „Restaurants brauchen in der heutigen Umgebung einen Lieferservice, um ihren Marktanteil zu gewinnen und sich diesen dauerhaft zu sichern. Die Verbraucher erwarten mittlerweile einen solchen Service.“
„Komfort ist einer der Hauptgründe, aus denen Verbraucher Restaurants besuchen, und der Lieferservice sorgt für einen erhöhten Komfort“, fügte Solochek hinzu. „Wir gehen davon aus, dass der Lieferservice in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen wird, und dieses Wachstum beinhaltet auch unkonventionelle Lieferoutlets und Dayparts.”
Pflanzliche Verpackungen
Laut Technomic, einem Foodservice-Forschungsunternehmen, wird einer der Haupttrends für 2019 ein pflanzlicheres Gourmet-Erlebnis sein, das bedeutet nicht nur, dass immer häufiger Fleisch statt Gemüse auf dem Teller landet, sondern auch, dass Kunststoff durch kompostierbare Verpackungen ersetzt wird.
„Restaurantbetriebe verbannen in einer umweltfreundlichen Initiative Strohhalme aus Plastik, um Abfälle und Verschmutzung zu beseitigen, und Betreiber machen kompostierbare Lebensmittelverpackungen auf Pflanzenbasis zu einer Priorität“, sagte das Unternehmen.
Zu den Akteuren der Branche, die bereits auf kompostierbare Verpackungen umstellen, gehören die Bio-Fastfood-Kette LEON, die gehobene griechische Schnellrestaurant-Kette Souvla und das Lieferunternehmen Just Eat.
Ein reibungsloser Foodservice
Laut Technomic führen technische Annehmlichkeiten von Drohnenlieferungen bis hin zu Services mit Checkout über eine App dazu, dass Komfort neu definiert und ein „reibungsloser Foodservice“ in den Vordergrund und in den Mittelpunkt gestellt wird.
Die Lancierung der Amazon Go Supermarktkette, die komplett ohne Kassen auskommt und in der die Verbraucher zwischen Sandwiches, Salaten und Bowls wählen können, die in der Küche vor Ort zubereitet werden, könnte den Beginn einer neuen „Grab and go“ Welle markieren.
Die Frage für Technomic lautet, welche bleibenden Auswirkungen all diese Technologie auf das Kundenerlebnis und die Interaktionen von Mensch zu Mensch haben wird?
„Sind Marken dazu verdammt, in einer Umgebung zu leiden, in der die Mitarbeiter nicht länger der Kommunikator der Markenidentität sind?“, fragte das Unternehmen in seiner Trendprognose für 2019. „Restaurants, die sowohl technischen Komfort als auch eine persönliche Note anstreben, werden daran arbeiten, ein Gleichgewicht zwischen beiden Faktoren zu schaffen.”