Ein Teil der Magie des Ukiyo liegt bereits im Kontrast vor der Tür. Durch die lebendige Gemengelage zwischen dem Münchner Viktualienmarkt und dem Gärtnerplatz nähern sich die Gäste dem japanischen Restaurant, bis der Blick an einer grasgrünen Jugendstilfassade mit üppig weißen Ornamenten hängen bleibt. Beim Eintreten stellt sich ganz unmittelbar das Gefühl ein, mit dem Passieren des schweren Vorhangs bereits ein Stück der Stadt hinter sich gelassen zu haben.
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Und genau um dieses Gefühl des Ankommens, der Entschleunigung und des Seins im Moment geht es. Im Herbst 2021 haben die Geschwister Isabelle und Jean-Pierre Tran an der Rumfordstraße im Szenekiez Glockenbachviertel in München ihre Weinbar Ukiyo eröffnet.
Ursprünglich nur mit einer kleinen, begleitenden Sushi Karte – weil die aber so gut ankam, wurde das Menü bald erweitert, das Konzept um den Zusatz „Contemporary Japanese Cuisine“ ergänzt. Der Name „Ukiyo“ – übersetzt „irdische, vergängliche Welt” – kann als buddhistisches Pendant zum christlichen Vanitas-Begriff interpretiert werden. Den Moment also bewusst zu leben/erleben und diesen zu genießen – genau darum geht es. „Ich wünsche mir, dass unsere Gäste mitten in der Großstadt ein Stück Natur und japanischen Lebensstil finden“, sagt Isabelle Tran. Seine Entsprechung findet das Motto im Restaurant-Interior und der Speisekarte, die gleichermaßen genau darauf ausgerichtet sind: Sanfte Pastelltöne, warmes Holz und klare Linien treffen auf die reduzierte Klarheit von zeitgenössischer japanischer Küche und Sushi.
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Preisgekröntes Restaurant Interior Design
Und nicht nur kulinarisch, auch für das Auge und alle Interior-Liebhaber ist das Ukiyo ein absolutes Highlight für seine Gäste. Für die Einrichtung des Ukiyo wurde Innenarchitektin Stella-Maria Mo bereits von Architectural Digest Deutschland gefeiert und 2023 mit dem ersten Platz beim Interior Award „Die schönsten Restaurants und Bars” geehrt. Die Hamburgerin, die ihr Handwerk an der Blocherer Schule in München und an der London Metropolitan University gelernt hat, hat sich auf das Design von Restaurants und Bars, aber auch auf Privatwohnungen spezialisiert. Ihr Ansatz: Ästhetik und Praktikabilität scheinbar mühelos miteinander verbinden.
Mit Isabelle und Jean-Pierre Tran verbindet Mo eine jahrelange Freundschaft und Arbeitsbeziehung. Bereits die Restaurants Maison Tran, Bi-Béo und Jacci Asian Kitchen haben die drei zusammen gestaltet. So bekam die Interior Designerin bei ihrer Arbeit im Ukiyo auf Grundlage der Wünsche der Trans – Naturverbundenheit und Minimalismus — vollkommen freie Hand und übersetzte das Leitbild „Alles ist vergänglich, schwebend und fließend zugleich” gestaltungsseitig in beruhigende Farben und Formen und zeitlose, zurückgenommene Eleganz. „Wir vertrauen Stellas Geschmack und darauf, dass sie unsere Vorstellungen mit ihrer Kompetenz in Design übersetzt“, sagt Isabelle Tran. „Meine Idee war es, einen japanischen Look zu kreieren, ohne dabei explizit japanisch zu sein”, sagt Mo. Und das ist ihr eindrucksvoll gelungen.
Eine wichtige Rolle für die Zen-Atmosphäre spielen zudem naturverbundene Stoffe wie Holz, Messing und Kalkstein, die durch Zeit und Patina ihr Erscheinungsbild ändern, ohne dabei an Charme zu verlieren. Im Gegenteil. Den rund 85 Quadratmeter großen Gastraum mit viereinhalb Meter hohen Altbaudecken hat Mo mit grünlich-grauen Bouclé-Vorhängen und korrespondierenden Tapeten eingerahmt und mit Paravents in Wiener-Geflecht-Optik strukturiert. Zusammen sorgt beides für ein angenehmes Gesamtgefühl von Verlangsamung durch optische Wärme, gedämpfte Akustik und einen fokussierten Blick für die künstlerisch angerichteten Speisen – neben Minimalismus die zweite Parallele zwischen Interior und Karte.
Kontraste – die Handschrift des Ukiyo
Der Kontrast zwischen kraftvollen Farben und Stoffen sowie luftigen Texturen setzt sich im gesamten Interior-Konzept des Restaurants fort. Dem hell-gebeizten Stabparkett am Boden steht die dunkel gehaltene Decke gegenüber. Weiche, petrolfarbene Polstersitzbänke werden von minimalistischen Wishbone-Stühlen ergänzt. Der Designklassiker von Hans J. Wegner bildet neben gerahmten Plakaten der japanischen Kult-Künstlerin Yayoi Kusama eine Ausnahme in dem sonst ganz von Spezialanfertigungen geprägten Umfeld. „Wenn es den richtigen Stuhl oder Spiegel für meine Vision von einem Interiordesign nicht gibt, dann muss ich eben jemanden finden, der mit kunstvollem Handwerk genau das herstellen kann”, so Stella-Maria Mo.
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Die Bar aus weißem Travertin wird von abgerundeten, raumhohen Spiegeln und cremeweiß gepolsterten Barhockern begrenzt und in entspannt-weiches, indirektes Licht getaucht. So entstehen gleichzeitig mehr Raumtiefe und ein autarker Bereich für den Teil des Restaurantkonzepts, das sich Cocktails, Weinen und Sake widmet. Die Beleuchtung des restlichen Restaurants übernehmen schwebende Lampen, die mit ihren runden Formen an ein Mobile erinnern. Bei den hellen Tischplatten aus Holz und Stein hat sich die Designerin bewusst für Zurückhaltung entschieden, um das Essen in den Vordergrund zu rücken. Schließlich geht es am Ende doch vor allem darum.
Neben der exzellenten Fischqualität legen Isabelle und Jean-Pierre Tran sowie Küchenchefin Tina Do im Ukiyo vor allem Wert auf die Authentizität von Gerichten wie gegrillte Jakobsmuschel mit Babyspargel oder Soft Shell Crabs mit Frühlingzwiebeln, die neben dem Sushi serviert werden. Geadelt wurden die Bemühungen zuletzt mit Lob aus dem japanischen Konsulat, die hinter dem Konzept echte Japaner vermuteten. Tatsächlich aber haben die Geschwister vietnamesische Wurzeln.