„Ich bin nicht nach Japan gegangen, um eine Ramen-Bar zu eröffnen. Ich zog nach Japan, weil ich eine Japanerin geheiratet habe und wir gemeinsam mit unseren Söhnen ein neues Abenteuer beginnen wollten.“ Dass dies sein Leben für immer prägen und ihn zu einem der bekanntesten Ramen-Köche der Welt machen sollte, war Ivan Orkin damals allerdings nicht bewusst. Doch wie so oft, beginnen die größten Erfolgsgeschichten manchmal ganz klein. So auch die von Ivan.

Image: Daniel Krieger
Ivan Orkin – vom Tellerwäscher zum Restaurantinhaber
Geboren im US-Bundesstaat New York, begann die kulinarische Reise für Ivan Orkin im Alter von 15 Jahren, als er als Tellerwäscher in einer Sushi-Bar seine ersten Schritte in der Gastronomie machte. Durch diesen Job konnte Ivan Orkin „behind the scenes“ blicken und war so mitten im Geschehen. Ihm eröffnete sich eine komplett neue Kultur. Und eine neue Küche. Beides faszinierte ihn derart, dass er sich für das Studium der Japanologie entschied. Immer wieder zog es ihn danach ins Land der aufgehenden Sonne, bis er im Jahr 2003 schließlich nach dem Abschluss des renommierten Culinary Institute of America (CIA) mit seiner zweiten Frau fix nach Japan übersiedelte.
Seine Leidenschaft für die japanische Küche vertiefte Ivan Orkin allerdings zunächst nur hobbymäßig, denn hauptberuflich kümmerte er sich um die beiden Söhne, während seine Frau die Karriereleiter nach oben kletterte. Mit der Zeit aber entwickelte sich für den heutigen Ramen-King aber der Wunsch, seiner Leidenschaft hauptberuflich nachzugehen. 2006 eröffnete Ivan sein erstes Ramen-Restaurant und etablierte sich dadurch schnell zu einem der besten Ramen-Köche der Stadt – und das, obwohl er kein Einheimischer war.
Aus eins mach drei – weitere Ramen Restaurants von Ivan Orkin
Vier Jahre später folgte das zweite Restaurant, bevor Ivan Orkin mit seiner Familie 2012 nach New York zurückkehrte – entschlossen, auch dort Fuß zu fassen und gleichzeitig seine beiden Lokale in Tokio weiterzuführen. Zu dieser Zeit wurde auch sein Kochbuch „Ivan Ramen“ veröffentlicht und zum Bestseller. Die Menschen hatten großes Interesse an Ivan Orkin, seiner persönlichen Geschichte – vor allem aber an seinen Ramen-Kreationen. Im November 2013 schließlich eröffnete er sein erstes Restaurant in New York City, den Ivan Ramen Slurp Shop, im Gotham West Market. Mehr als zehn Jahre später erfreut sich das Flagship-Restaurant in der Lower East Side auch heute noch großer Beliebtheit und ist nach wie vor das Aushängeschild des Ramen-Königs.

Image: Daniel Krieger
Qualität ist alles
Leidenschaft für die japanische Küche bringen jedoch auch andere Köche mit. Was also ist das wahre Geheimnis des Erfolgs von Ivan Orkin? Dieser zeigt sich bei dieser Frage überaus bescheiden: „Ich würde niemals behaupten, besser als andere Köche zu sein. Es gibt so viele verschiedene Stile von Ramen und jede Menge Möglichkeiten, sie zuzubereiten. Man kann eine bestimmte Art lieben, gleichzeitig aber immer wieder eine andere bevorzugen.“
Er ist sich bewusst, dass seine Herkunft als Weißer in Tokio ihn zu einer Art Kuriosität machte. Dennoch war ihm immer klar, dass die Qualität seiner Speisen entscheidend dafür sein würde, ob die Gäste zurückkehren würden. „Ich wollte die Menschen davon überzeugen, dass meine Ramen-Kreationen einfach, aber köstlich sind. Die Qualität muss stimmen – das ist das Wichtigste.“
Ivan Ramen – „Es geht um das Erlebnis“
Ein weiterer zentraler Aspekt seiner Philosophie ist die Gastfreundschaft. Während seiner Recherchen stellte Ivan fest, dass viele Ramen-Läden ungemütlich waren und oft keine Kinder willkommen hießen. „Für mich geht es bei der Gastronomie um Gastfreundschaft“, sagt er. „Ich wollte einen freundlichen Ramen-Laden schaffen, wo man nicht nur hingeht, isst und wieder geht und sich auch Familien mit Kindern wohlfühlen.“
Was der Ramen-Profi zudem feststellte: dass sich in New York die Ramen-Erfahrung erheblich von der in Japan unterschied. Während in Asien meist Männer und Arbeiter in die Ess-Bars kommen, um schnell die Suppe zu konsumieren und nach 20 Minuten wieder zu gehen, bietet das amerikanische Konzept deutlich mehr Ramen-Variationen sowie Appetizer und Getränke an – was den Aufenthalt auf 40 Minuten bis zu einer Stunde verlängert. Demnach ist die Stimmung im Lokal genauso wichtig wie der Geschmack der Gerichte. „Wenn jemand in mein Restaurant kommt, soll er sich entspannen können und das Essen genießen – das ist meine Vorstellung von einem gelungenen Restaurantbesuch.“ Für Ivan Orkin ist es wichtig, dass Gäste nicht nur gut essen, sondern auch positive Erinnerungen mitnehmen. Unabhängig davon, ob sie in einem kleinen Laden oder einem gehobenen Restaurant speisen. „Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme; es geht um das Erlebnis“, sagt er.

Image: Daniel Krieger
Wachsende Nachfrage – Zukunftspläne von Ivan Orkin
Der Ramen-King betont zudem, dass er sich nie von anderen Läden und deren Konzepten beeinflussen ließ. Stattdessen kreiert Ivan Orkin bis heute ausschließlich Gerichte, die ihm persönlich schmecken und die er selbst gerne isst. Mit der Zeit beobachtete er, dass sich in den letzten Jahren die Beliebtheit von Ramen weltweit verändert hat; Städte wie New York, Los Angeles und London haben zahlreiche Ramen-Restaurants hervorgebracht. Der heute 60-Jährige erinnert sich daran, dass Ramen früher als einfache Straßenkost galt und in der kulinarischen Gemeinschaft kaum respektiert wurde. Heute stehen nicht nur Geschmack, sondern auch die die Zubereitung dieser gehypten „Nudelsuppe“ im Zentrum.
Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, und um, wie er selbst sagt „mit der Zeit und den Wünschen der Kunden zu gehen“, plant Ivan Orkin eine Expansion seiner Marke durch ein Franchise-System. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Unternehmen in Großbritannien führt nun dazu, dass Standorte für Eröffnungen in London und Las Vegas gesucht werden. „Ich mache, was ich gerne tue, und ich liebe es, Ramen zu essen. Das scheint bei Foodies gut anzukommen. Mir macht es Spaß und es geht mir dabei keineswegs darum, noch bekannter zu werden. Menschen sollen einfach die Möglichkeit bekommen, meine Suppen zu essen.“