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Hospitality-Flächen als Impfzentren?

Von: Lesezeit: 3 Minuten

Die verschiedenen mittlerweile verfügbaren Corona-Impfstoffe wecken die lang ersehnte große Hoffnung, dass wir uns bald wieder frei bewegen und ausgehen können. Nun haben sich Gaststätten bereit erklärt, ihre Räume als Impfzentren zur Verfügung zu stellen.

Inspiriert von den vielen Gastronomen, die sich letztes Jahr mit großer Energie für die Menschen und Gemeinden in ihrer Nähe eingesetzt hatten, verschickte der kanadische Koch Hugh Acheson, der sich selbst als „Pot Stirrer“ (Topfrührer) bezeichnet, kürzlich folgende Twitter-Nachricht: „Angesichts der jüngsten Tagesrekorde an Corona-Todesfällen möchte ich gern meine Hilfe für schnellere Impfungen anbieten. Ich mache richtig Dampf.“
Da das Gastronomiegewebe allerorten unter den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen leidet, lassen die weltweit angelaufenen staatlichen Impfprogramme darauf hoffen, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft zu einer Normalität mit sozialen Kontakten zurückkehren.
In einem Tweet bot James Watt, Geschäftsführer der multinationalen Brauerei und Pub-Kette BrewDog mit Sitz in Schottland, dem britischen Gesundheitsminister Matt Hancock und der schottischen Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon seine Hilfe bei der Verteilung des Impfstoffs an.
„Wir möchten unsere derzeit geschlossenen BrewDog-Lokale zur Verfügung stellen, um die schnelle Verbreitung des Impfstoffs zu unterstützen. Und zwar kostenlos. Wir haben Wartebereiche, riesige Kühlschränke, separate Räume für die Impfungen und ein Spitzen-Team, das bei der Organisation mithelfen kann. Wir wollen helfen“, schrieb Watt in seinem Tweet.

Pragmatische Hilfe

 Ian Hanlon, Leiter der Gastronomieberatungsfirma Coverpoint Foodservice Consulting, erklärt dazu: „In dieser globalen Krise haben Gaststättenbetreiber schon so manches Mal ihre Kapazitäten darauf ausgerichtet, um die lokale Gemeinschaft zu unterstützen. So hat BrewDog etwa schon zu Beginn der Krise in einem mutigen Schritt seine Betriebsprozesse in Aberdeenshire umgestellt, um die dringend benötigten Handdesinfektionsmittel für Hilfswerke und Krankenhäuser herzustellen. Der Imagegewinn für die Marke BrewDog durch diese gemeinnützige Geste war immens und wurde in unzähligen Presseberichten und in den sozialen Medien positiv aufgenommen.“
Weitere Gastronomiebetriebe zogen mit eigenen Aktionen nach. Da sie über ausreichend Platz und Kühlmöglichkeiten für die erforderliche Lagerung des Impfstoffs von Oxford-AstraZeneca verfügten, waren sie bestens aufgestellt, um den Gemeinden praktische Hilfe zu bieten.

Gastro als Impfzentrum

Image: Fotolia | Iryna

Zurück zur Normalität

Dermot King, Geschäftsführer der britischen Pub- und Restaurantgruppe Oakman Inns, verbindet mit den Impfungen die Zuversicht, dass das Geschäft eines Tages wieder in gewohnte Bahnen zurückfindet. „Massenimpfungen sind der einzige Weg zurück zur Normalität, und das muss der britische Gesundheitsdienst NHS auch flächendeckend umsetzen können. Alle in der Gastronomie wollen so schnell wie möglich wieder ihre Tore öffnen, bevor es in der gesamten Branche zu Massenentlassungen kommt“, so King.
Oakman Inns hat einen staatlichen Zuschuss über 250.000 Pfund beantragt, aber King würde darauf sogar verzichten, um das Impfprogramm landesweit zügiger und effizienter voranzubringen. „Natürlich würde uns das Geld kurzfristig weiterhelfen, aber realistisch gesehen sind die landesweiten Massenimpfungen die einzige Chance, dass alles wieder seinen gewohnten Gang gehen kann“, sagte er in einer Erklärung.
„Uns wäre lieber, die Regierung spart sich diese Zuschüsse und setzt die Mittel stattdessen dafür ein, die Gaststättenräume als Impfzentren zum Wohle aller umzufunktionieren.
„Wir wollen der Regierung und den Menschen in Großbritannien helfen, Covid-19 zu besiegen, denn je schneller wir alle geimpft sind, desto mehr Leben retten wir, und damit auch Arbeitsplätze und Unternehmen. Wir sind bereit, alles Nötige dafür zu tun, damit das Wirklichkeit wird.“

Ausreichende Kühlung

 Im Gegensatz zum Pfizer-Impfstoff, der Lagertemperaturen von minus 80–60 °C erfordert, kann die Variante von Oxford-AstraZeneca bei moderaten Kühltemperaturen von 2–8 °C gelagert und transportiert werden. Der Hersteller von Gewerbekühl- und Gefriergeräten Hoshizaki hat jedoch die verantwortlichen Stellen im Gesundheitswesen darauf hingewiesen, dass für die sachgemäße Lagerung des Impfstoffs eine gleichbleibende Kühlung gewährleistet sein muss.
„In den Impfzentren werden täglich unzählige Patienten geimpft, und so muss für jeden Patienten die Kühlschranktür geöffnet und der Impfstoff einzeln entnommen werden“, erklärte der Leiter von Hoshizaki UK & Ireland, Simon Frost.
„Ein Haushaltskühlschrank der Klimaklasse 3 (oder niedriger) ist einfach nicht dafür ausgelegt, in dieser Häufigkeit geöffnet zu werden, und kann daher die richtigen Lagertemperaturen für den Impfstoff nicht aufrechterhalten. Deshalb sollten die zugeteilten Impfzentren auf jeden Fall einen Gewerbekühlschrank der Klimaklasse 4 oder höher nutzen.“

Zentrum der Gemeinde

 Die britische Regierung hat sieben große Massenimpfzentren in ganz England angekündigt, darunter auch Sportstätten und Rennbahnen. Leider sind diese für viele schwer zugänglich, und so kam es zu bedrückenden Szenen, als Achtzigjährige in der Kälte vor den Londoner Messehallen des ExCel Schlange stehen und auf Hilfe warten mussten, nur um die Zugangsrampen zu überwinden.
Wenn die Kühlgeräte die Anforderungen erfüllen, könnte das Angebot aus der Gastronomie tatsächlich Abhilfe schaffen. Gaststätten sind oft verkehrsgünstig gelegen, geräumig und verfügen über Parkplätze.
Chris Stern, Geschäftsführer der Beratungsfirma Stern Consultancy Ltd im englischen Horsham, hat gewisse Zweifel, ob die Hilfe aus der Gastronomie auch glaubhaft ist, weiß aber auch die guten Absichten zu schätzen. „Letztlich ist es meiner Ansicht nach nicht die praktischste Lösung, aber wenn es in manchen Gegenden keine entsprechenden Angebote gibt, dann ist es vielleicht eine Option“, so Stern.
„Es ist zudem beste Publicity für die einzelnen Betriebe und unsere Branche insgesamt und schließt an in die vielen bisherigen großartigen Aktionen an, bei denen es darum ging, den Menschen beim Kampf um ihr täglich Brot zu helfen und die Arbeiter an vorderster Front zu unterstützen.“

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