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Wohlfühlen und Sich-Selbst-Verwirklichen

Von: Lesezeit: 3 Minuten
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Generation Z in der Gastronomie – Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor Prof. Christian Scholz verrät Arbeitgebern, worauf es ankommt.

Sie haben den Begriff der Generation Z geprägt. Was sind das für Menschen?

Generation Z sind Jugendliche, die ab 1995 geboren sind. Dabei ist das Geburtsdatum eigentlich nicht das Entscheidende. Wichtiger ist vielmehr, dass diese Jugendlichen anders ticken. Dabei geht es überhaupt nicht darum, ob „alles“ anders ist. Es geht um zentrale Unterschiede, die wir berücksichtigen müssen. Im Prinzip dreht es sich um Mustererkennung: Unternehmen sollten erkennen, wo sich die Werte- und Verhaltensmuster der Jugendlichen geändert haben. Eine solche Veränderung ist die radikale Abkehr vom Work-Life-Blending, also einer immer stärker werdenden Vereinnahmung des Privatlebens durch den Beruf. Beides ist für die Generation Z wichtig, aber immer zu seiner Zeit. Ansonsten verwende ich immer vier Merkmale für die Generation Z: Struktur, Sicherheit, Wohlfühlen und Sich-Selbst-Verwirklichen.

Generation Z sind also heute die typischen Auszubildenden. Wie kann ich mich als Gastronom optimal auf diese Azubis einstellen?

Struktur bedeutet unter anderem Klarheit über Einsatzpläne und Einsatzzeiten. Generation Z will wissen, was sie wann und wie und warum machen soll. Hier muss sehr viel schon im Vorfeld kommuniziert werden, da Gastronomie den Ruf hat, es mit Arbeitszeiten nicht so genau zu nehmen und sehr viel Flexibilität von seinen Mitarbeitern zu erwarten. Sicherheit bezieht sich auf Vertragsgestaltung und auf Übernahmewahrscheinlichkeit. Wohlfühlen und Sich-Selbst-Verwirklichen sollten sich die Betriebe explizit ins Stammbuch schreiben. Gastronomie ist ein faszinierendes Feld: Diese Faszination muss aber nicht nur irgendwie indirekt intuitiv kommuniziert werden. Sie muss explizit angesprochen werden. Hier sind gerade die ersten Tage extrem wichtig und hier sollten sich Betriebe substanziell vorbereiten.  Was oft gut ankommt, ist ein kleines Mitarbeiterhandbuch, kurz und prägnant. Auch wenn es im digitalen Zeitalter paradox wirkt: Mitarbeiter könnten am ersten Tag ein kleines A6-Notizbuch mit eingestecktem Kugelschreiber bekommen. Da sind die wichtigsten Informationen eingeklebt und dieses Notizbuch müssen Mitarbeiter immer dabeihaben.

 

Generation Z Interview

Image: Prof. Christian Scholz

Prof. Christian Scholz: „Ich denke, wenn wir uns auf die Generation Z einstellen, bekommen wir eine neue Unternehmenskultur, die in vielfältiger Weise der Gastronomie guttut.“

Es dauert nicht lang, dann sind das meine Mitarbeiter. Was bedeutet das für meinen Laden?

Zunächst einmal bedeutet das eine riesige Chance: Die Generation Z lässt sich oft gut motivieren und wird – da sie ein geringeres Karrierestreben hat – auch nicht so schnell den Job wechseln. Das hat aber nichts mit Loyalität zu tun: Denn die ist bei der Generation Z nicht vorhanden. Sie wird aber bleiben, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen. Genau das war aber in der Gastronomie, zumindest was Arbeitszeiten angeht, immer schon ein Problem. Und das Problem fällt Betrieben bei der Generation Z, die geregelte Arbeitszeiten noch mehr einfordert, noch mehr auf die Füße. Hier scheint es zwei Gruppen zu geben: Die eine verweist auf Globalisierung, Digitalisierung, Flexibilisierung und erwartet fast schon eine ständige Rufbereitschaft von Mitarbeitern. Die andere legt Wert auf stabile Schicht- und Einsatzpläne, die Mitarbeitern eine umfassende Planungssicherheit bieten. Hier kann man an einen 2-Monatsplan denken, der jeden Monat um einen zusätzlichen Montag weitergeschrieben wird. Das war jetzt nur die Kurzfassung. Generell braucht es solide und professionelle Arbeit an dem, was Wissenschaftler auch „Employer Value Proposition“ nennen, also das gut überlegte und gut vermittelte Versprechen zu dem, was ich als Mitarbeiter zu erwarten habe.

Und eines Tages gehören auch die Chefs der Generation Z an. Werden Restaurants dann total anders geführt?

Das ist eine schöne Frage. Ich denke, wenn wir uns auf die Generation Z einstellen, bekommen wir eine neue Unternehmenskultur, die in vielfältiger Weise der Gastronomie guttut. Und Teil dieser neuen Unternehmenskultur ist eine neue Führungskultur, die Elemente aus der „Wir“-Kultur der Generation Z mit der für die Generation Z typischen ganz klaren Ansage kombiniert.

Schon heute ist die Generation Z als Gast unterwegs. Wie kann ich diesen Gästen ein optimales Erlebnis bieten und sie zum Genießen und Wiederkommen verführen?

Die Generation Z will sich wohlfühlen. Also muss – und das steht aus meiner Sicht ganz oben – das Ambiente stimmen. Stühle, Tisch, Licht, vielleicht Auflademöglichkeit für das Handy. Die Generation Z will sich gesund ernähren. Also wird es für Fast-Food und Systemgastronomie etwas schwierig. Die Generation Z will Sicherheit: Also auch wenn die Generation Z etwas weniger preissensitiv ist, braucht es klare Preisauszeichnungen. Die Generation Z will Struktur: Also brauchen wir eine kleine Speisekarte, bei der ein Teil konstant bleibt, ein anderer überrascht. Gerade mit dem Gedanken würde ich als Gastronom spielen.

Ihr Schlusswort?

Generation Z ist für die Gastronomie schwierig, genau wie Salzburger Nockerln, die auch nicht intuitiv zu produzieren sind. Daher brauchen wir Professionalität. Das vorausgesetzt, ist für mich die Generation Z eindeutig die Generation Zukunft – auch und gerade für die Gastronomie und zwar in allen Rollen.

Mehr erfahren:
Buch von Christian Scholz, Generation Z – Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt, Wiley-VCH Weinheim 2014, EUR 19.99
www.Die-Generation-Z.de

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  1. Pingback: Was die Generation Z von (touristischen) Arbeitgebern erwartet – Bayerisches Zentrum für Tourismus

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