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Gordon Ramsay: der erfolgreichste Bad Boy unter den Sterneköchen

Von: Lesezeit: 4 Minuten

Gordon Ramsay ist einer der wenigen Starköche, die seit Jahrzehnten erfolgreich sind. Und das trotz stetiger, massiver Kritik an seinem Verhalten. Doch warum lieben die Menschen den „Bad Boy“ unter den Chefs eigentlich so?

Aktuell ausgezeichnet mit insgesamt sieben, im Laufe seiner Karriere sogar mit 17 Michelin-Sternen. Besitzer von Dutzenden Lokalen auf der ganzen Welt, von den USA über UK bis Singapur. Protagonist zahlreicher Fernsehshows. Besitzer einer TV-Produktionsfirma. Träger des „Order of the British Empire“.

Oder einfach kurz: Chef Gordon Ramsay.

 

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Auch, wenn man in unserer schnelllebigen Zeit mit Superlativen vorsichtig sein muss, ist es wohl nicht übertrieben, Ramsay als einen der erfolgreichsten Köche der Gegenwart zu bezeichnen. Denn der Brite hat das erreicht, was in der Welt der gehobenen Küche sehr selten wurde: Er ist seit vielen Jahren durchgehend erfolgreich. Und zudem auch jenen ein Begriff, die mit Fine Dine üblicherweise nicht viel am Hut haben. Denn Gordon Ramsay ist nicht nur Koch, Buchautor und Unternehmer. Er ist auch seit über zwei Jahrzehnten Fernsehstar und als solcher einem breiten Publikum bekannt. Bleibt die Frage: Wie schafft es jemand heutzutage, in einer Welt voll austauschbarer Influencer und Social-Media-Stars, so lange und nach wie vor so erfolgreich zu sein?

Karriere trotz schwieriger Kindheit und persönlichen Rückschläge

Um die Antwort zu finden, muss man einen Blick auf die Vergangenheit des heutigen Sternekochs werfen. Geboren 1966 in der schottischen Kleinstadt Johnstone als mittleres von drei Kindern, hatte Gordon Ramsay keine wirklich glückliche Kindheit. In seiner 2006 erschienen Autobiographie „Humble Pie“ erzählte er von seinem gewalttätigen Vater, einem Alkoholiker, der seine Frau und auch die Kinder misshandelte. Immer wieder wurde die Mutter von ihrem Mann krankenhausreif geprügelt. Der Vater landete daraufhin im Gefängnis -Gordon und seine beiden Geschwister mussten ins Kinderheim. „Kein Kind sollte jemals in seinem eigenen Zuhause in Angst leben müssen“, so Gordon Ramsay. „Ein Zuhause sollte ein Ort sein, an dem man sich sicher und geliebt fühlt. Als ich ein Kind war, war unser Zuhause alles andere als das.“ Weil Ramsay Senior zudem regelmäßig seine Jobs verlor, zog die Familie oft um, bis sie schließlich in England landete. Zum Leidwesen der Kinder, die keine Freunde hatten, kein stabiles Umfeld, keine Wurzeln.

In jungen Jahren schlug sich Gordon als Tellerwäscher durch, bevor ein Silberstreifen am Horizont auftauchte: Er erhielt von seinem Lieblingsverein, den Glasgow Rangers das Angebot, seine wahre Leidenschaft Fußball in der Jugendmannschaft auszuüben. Ein Traum schien wahr zu werden, sogar der Vater zeigte sich stolz. Er sei ein „gnadenloser“ Verteidiger gewesen, erzählt Ramsay. „Sie sind vielleicht einmal vorbeigekommen, aber niemals ein zweites Mal. Und ich war schnell.“ Der Traum vom Profifußballer zerplatze jedoch jäh, als sich der damalige Teenager eine schwere Knieverletzung zuzog. Was folgte, war neuerliche Perspektivenlosigkeit und der Auszug aus der elterlichen Wohnung mit erst 16 Jahren.

 

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Ramsay: Ganz oder gar nicht

Dem jungen Gordon Ramsay hattes es jedoch nicht nur der Fußball angetan, auch das Kochen begeisterte den gebürtigen Schotten. Mit 19 begann er die Ausbildung zum Hotelmanager, die er zwei Jahre später abschloss. Doch schon sein erster Job machte deutlich, dass Gordon Ramsay eines mit Sicherheit nicht ist: unauffällig. Als Commis de Cuisine im Wroxton House Hotel in seinem Wohnort Banbury fing er eine Affäre an – mit der Frau des Besitzers. Er verließ daraufhin nicht nur das Hotel, sondern gleich die Stadt. Und ging nach London.

Und spätestens jetzt manifestierte sich eine weitere Eigenschaft von Gordon Ramsay: Er macht keine halben Sachen. Getreu dem Motto: ganz oder gar nicht, entschloss sich Ramsay nach ein paar Jahren in der englischen Hauptstadt, wo er auch mit dem ersten britischen Sternekoch Marco Pierre White zusammenarbeitete, die französische Küche genauer zu studieren. Und zwar nicht irgendwo, sondern nein, natürlich direkt in Paris, unter anderem bei Joël Robuchon. Richtig, dem legendärem Joël Robuchon der unter anderem vom Gault Milleau als „Chef des Jahrhunderst“ betitelt wurde. Doch auch damit nicht genug. Auch die italienische Küche faszinierte ihn und er nahm diese wiederum ebenfalls vor Ort in Sizilien und Sardinien unter die Lupe.

 

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Vom Tellerwäscher zum Sternekoch

1997 schließlich war es so weit: Vier Jahre nachdem der damals 26-Jährige als Chefkoch geholt worden war, erhielt seine Wirkungsstätte, das Aubergine im Londoner Stadtteil Chelsea, zwei Michelin-Sterne. Nur ein Jahr später eröffnete der nunmehrige Sternenkoch wenige Gehminuten vom Aubergine entfernt sein erstes eigenes Lokal, das den Grundstein für sein Imperium darstellen sollte: Das Restaurant Gordon Ramsay. Der Rest ist Geschichte.
Geschichte, die auf einer schwierigen Kindheit ebenso beruht wie auf dem Alltag in Restaurantküchen. Wo harmlos gesprochen, ein sehr rauer Umgangston oft die Regel und nicht die Ausnahme darstellen. Gordon Ramsay selbst hatte 1989 seinen Job im Londoner Harveys unter Marco Pierre White hingeschmissen, weil er „die Wutausbrüche, das Mobbing und die Gewalt“ nicht mehr ertrug, wie er selbst erklärt. Für viele mag diese Aussage richtiggehend ironisch wirken, denn wenn Ramsay selbst für etwas bekannt ist, dann dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – um es gelinde auszudrücken.

Bad Boy – Image

Ramsay flucht, tobt, (be)schmipft. Er verlangt in der Küche Perfektion und macht alle und alles nieder, die seinen Ansprüchen nicht gerecht werden. Seit rund 20 Jahren präsentiert sich der mittlerweile 57-Jährige via Fernsehen so einem Millionenpublikum weltweit. Bei ihm geht es nicht in erster Linie um seine Kochkunst, oder überhaupt ums Kochen. Seine Ausbrüche sind zu seinem Markenzeichen geworden.

 

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Gordon Ramsay ist nun mal nicht der nette Junge von nebenan, nicht der ideale Schwiegersohn. Gordon Ramsay ist kein Jamie Oliver, den man zu sich nach Hause einladen würde, um einen Kindergeburtstag kulinarisch zu gestalten. Gordon Ramsay ist der Bad Boy. Einer, der sich durchsetzt, der auffällt und Dinge ganz macht oder gar nicht. Er kommt von ganz unten und macht kein Hehl daraus. Er verleugnet seine Wurzeln nicht. Und die Fans lieben ihn dafür. Gordon Ramsay ist einer von ihnen.

Gordon Ramsay – mehr als nur Chef

Dass das Bad Boy- Image sein Markenzeichen, sein Erfolgsrezept, auch gepflegt sein will, ist dem findigen Geschäftsmann natürlich völlig klar. Aufreger verkaufen sich schlichtweg besser als Langeweiler, die niemals anecken. Warum wohl ist Simon Cowell als „böser“ Juror seit Jahren der Star von Sendungen wie „Britain’s Got Talent“ oder „X-Factor“ – und nicht seine netten, aber stets beliebig austauschbaren Kolleginnen und Kollegen?

Die Menschen wollen Drama – heute mehr denn je. Und Ramsay weiß das für sich zu nutzen und spielt daher mit seinem Image, wie allein der Titel einer seiner früheren TV-Shows deutlich macht: „The F Word“ sagt wohl alles. Mit jeder Kritik an seiner Person steigt seine Popularität – und die gibt es reichlich. Im Jahr 2008 beschäftigte sich sogar das australische Parlament mit einer seiner Sendungen: Die exzessive Verwendung von Kraftausdrücken war einigen Abgeordneten ein Dorn im Auge. Sie verlangten sogar neue Richtlinien zur Verwendung von „unanständiger Sprache“ im TV …

Die „weiche“ Seite des Gordon Ramsay

Abseits der Öffentlichkeit ist vom Bad Boy allerdings gar nicht so viel zu sehen. Gordon Ramsay ist seit 1996 mit seiner Frau Tana verheiratet, das Paar hat fünf Kinder.

Gordon Ramsay with his wife Tana

Gordon and Tana Ramsay Ramsay | Image: shutterstock

Die 22-jährige Tochter Tilly ist als Jungköchin bereits selbst ein Star und tritt regelmäßig gemeinsam mit ihrem Vater auf. Ihre Eltern engagieren sich unter anderem für Women’s Aid, einer Organisation gegen häusliche Gewalt an Frauen und Kinder sowie für das Kinderkrankenhaus Great Ormond Street Hospital (GOSH). „Wir wissen, wie wichtig die Familie ist – gerade in schwierigen Zeiten“, so Gordonund Tana Ramsay. „Wir möchten die Tausenden Kinder und ihren Familien unterstützen, die jedes Jahr ins Krankenhaus kommen, und zwar zu einer Zeit, in der sie unsere Unterstützung am meisten brauchen.“

Und da sind sie dann wieder, die Wurzeln, die Gordon Ramsay trotz Skandalen, Kritik und Bad Boy-Image nie vergessen hat.

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