Es gibt wohl wenige Menschen auf der Welt, auf die das klassische Klischee des Tellerwäschers, der zum Millionär wurde, so perfekt passt wie auf Emeril Lagasse. Was in den 1970er-Jahren in einer kleinen Bäckerei in seiner Geburtsstadt Fall River im US-Bundesstaat Massachusetts begann, wurde zu einer der erfolgreichsten Karrieren in der Welt der Gastronomie. Und zu einer der lukrativsten. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, erarbeitete sich der heute 65-Jährige bis heute ein Vermögen von kolportiert rund 70 Millionen Dollar.

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Vom Starkoch zum Kochstar
Und es war nicht allein seine Kochkunst, die Emeril Lagasse dorthin brachte, wo er sich seit Jahren befindet – ganz oben. Vielmehr erkannte er früh, dass Erfolg ganz eng mit Popularität verknüpft ist. Und dass diese – am Ende des vorigen und zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts – von einem einzigen Medium getragen wird: Dem Fernsehen. Zunächst als Koch erfolgreich, wagt sich Lagasse Anfang der 90er Jahre in die TV-Show „How to Boil Water“, die sich an Menschen mit wenig Kocherfahrung richtete. Als er einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, entwickelte er schnell sein eigenes Bildschirm-Format.

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Und ebendieses – mit dem Namen „Essence of Emeril“ – machte aus dem Starkoch endgültig einen Fernsehstar. Wobei Lagasse‘ Geschäftssinn sowie sein Motto, sich niemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben, bereits in mehrfacher Hinsicht voll zum Tragen kam. So wählte er den Titel seiner Sendung nicht zufällig – und präsentierte vor der Kamera regelmäßig sein eigenes Gewürz mit dem Namen „Emeril’s Essence“. Ein Gewürz, das selbstverständlich (bis heute) auch im eigenen Shop käuflich zu erwerben ist …
Ja, er hat ihn gewollt, er hat ihn bekommen: Der Bekanntheitsgrad von Emeril Lagasse ist auch drei Jahrzehnte nach seinem ersten TV-Auftritt ungebrochen hoch. Eine jüngst veröffentlichte Studie, in der die Anzahl der jeweiligen Namenssuchen auf Google untersucht wurde, weist ihn hinter Guy Fieri, Bobby Flay und Buddy Valastro als viert-populärsten Koch der USA aus. Sogar weltweit liegt er auf Rang 16, nur einen Platz hinter der „Legende“ Heston Blumenthal. Der global bekannteste Chef ist demnach übrigens „Bad Boy“ Gordon Ramsay. Auch hier ist klar: Das Fernsehen macht Köche zu Stars.

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Koch- statt Musikkunst
Dennoch: Ohne seine Fähigkeit, großartige Gerichte auf die Teller zu bringen, wäre Emeril Lagasse wohl niemals zu jener Popularität gekommen, die er heute genießt. Oder vielleicht doch? Zumindest wäre das Leben des heutigen Promikochs ganz anders verlaufen, hätte er sich einst für seine zweite große Leidenschaft entschieden: die Musik. Der 1959 als Emeril John Lagasse geborene Sohn einer Hausfrau und eines Fabrikarbeiters war in seiner Jugend ein begeisterter Schlagzeuger. Und ein überaus talentierter. Nach seinem Schulabschluss wurde ihm gar ein Stipendium am New England Conservatory of Music angeboten. Doch Emeril lehnte ab – und wählte statt einer möglicherweise höchst erfolgreichen Musiker-Karriere, das Studium der hohen Küchenkunst am College of Culinary Arts der Johnson & Wales University in Providence, Rhode Island.
Denn schon seit frühester Kindheit war Emeril Lagasse am Kochen interessiert. Er verbrachte viel Zeit in der Küche seiner Mutter Hilda – und vor „The French Chef“, einer TV-Sendung mit der bekannten Köchin Julia Child. “Ich wuchs damit auf”, erzählte Lagasse vor einigen Jahren im Rahmen einer Buchpräsentation. „Ihr Können hat mich schwer beeindruckt”. Inspiriert von den Kochkünsten der beiden Frauen ließ den jungen Emeril die Idee, selbst Koch zu werden, nicht mehr los. Noch als Teenager begann er, in einer portugiesischen Bäckerei in seiner Heimatstadt Fall River zu arbeiten … und zwar als Tellerwäscher.
Dem College-Abschluss folgte 1982 eine Anstellung als Chefkoch im Commander’s Palace in New Orleans, einem kreolischen Restaurant der im Süden der USA in Gastrokreisen regelrecht legendären Brennan-Familie. Acht Jahre blieb er als Nachfolger von Paul Prudhomme im Commander’s Palace, bis er schließlich 1990 den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Mit 31 eröffnete Emeril Lagasse in seiner Wahlheimat New Orleans sein erstes eigenes Restaurant. Mit Erfolg. Das Emeril’s wurde noch im gleichen Jahr vom Magazin Esquire zum Restaurant des Jahres gewählt. Der Rest ist Geschichte.

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Emeril Lagasse: Imperium mit Thronfolger
Eine Geschichte, die zwar nie einen Michelin-Stern, aber mittlerweile die Emeril Group mit aktuell zehn Lokalen in vier US-Bundesstaaten, Hunderte Auftritte in TV-Shows, 19 Bücher, ein eigenes Merchandise-Unternehmen sowie eine Stiftung zugunsten benachteiligter Kinder umfasst. Und einen eigenen Kochstil. Denn Emeril Lagasse prägte den Begriff der „New New Orleans“-Küche, eine Interpretation der kreolischen Küche mit regionalen Zutaten aus Louisiana sowie nationalen und internationalen Einflüssen wie aus Portugal oder Asien.
Ein Stil, der dem aus Massachusetts stammenden Emeril am Anfang seiner Karriere noch völlig fremd war. Bis zu seinem Engagement im Commander’s Palace. Dort begann er alles über lokale Gerichte zu lernen, sprach viel mit Einheimischen, ging Fische und Austern fangen, vertiefte sich in die kulinarische Historie von Louisiana. „Solange du nicht die Kultur verstehst, verstehst du die Speisen nicht“, so der heutige Starkoch über jene Zeit, die ihn mehr als jede andere prägte. „Wenn ich jemanden auswählen würde, der auf mein Leben den größten Einfluss hatte, dann müssten es die Brenanns sein“, sagt Emeril Lagasse heute über die Gastronomie-Familie – und hat bereits selbst die Weichen für ein eigenes Familienimperium gestellt, ist doch sein Sohn E.J. (was ebenfalls für Emeril John steht) seit 2022 Chef Patron des Flaggschiffs Emeril’s. Klar ist: Der Lagasse-Impact auf die US-Küche ist hier, um zu bleiben.

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Und Emeril Lagasse wäre nicht Emeril Lagasse, wenn er nicht auch in der TV-Kochwelt mehr als nur einen kulinarischen Eindruck hinterlassen hätte. So haben insbesondere seine beiden Lieblingssprüche „Bam!“ und „Let’s kick it up a notch“ („Lass uns einen Gang höher schalten“) mittlerweile nicht nur bei eingefleischten Fans Kultcharakter. Zudem drücken die Sager jene Philosophie aus, die aus einem ehemaligen Tellerwäscher einen Multimillionär werden ließ. Denn wenn Emeril Lagasse eines in seinem Leben gemacht hat, dann stets einen Gang nach oben zu schalten. Und der Erfolg gibt ihm recht.