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The Duc Ngos Riecher für richtige Trends

Von: Lesezeit: 3 Minuten

Im Kindesalter als Flüchtling nach Deutschland gekommen, schuf The Duc Ngo mit seinem Gespür für Trends ein Gastro-Imperium, das weit über die Grenzen der Bundesrepublik bekannt ist. Heute ist der gebürtige Vietnamese nicht nur gefragter Sparringspartner der Top-Gastronomie, sondern durch Gastauftritte in diversen TV-Kochsendungen auch einem breiten Publikum bestens bekannt. Und: seit neuestem polarisiert er auch gerne!

Im Sommer 2024 reichte es The Duc Ngo. Auf seinem Instagram-Kanal, den mehr als 300.000 Menschen abonniert haben, veröffentlichte er ein Foto, das ihn in abwehrender Haltung zeigt. In großen Lettern titelte er dazu unmissverständlich: „Zu starke Parfums sind in meinen Sushi/Seafood Restaurants unerwünscht. Ich bitte um Verständnis für uns Köche und die anderen Gäste!“

Diese vergleichsweise deutliche Ansage war neu für den stets gemütlich-bärenhaft auftretenden Szenekoch. Innerhalb kürzester Zeit erweckte Ngo, damit eine alte Debatte zu neuem Leben: Dass nämlich intensive Düfte – ähnlich wie laute Musik – das Wohlbefinden anderer stören, überall im öffentlichen Leben, aber im Besonderen eben in der gehobenen Gastronomie, wo viel Wert auf feine Sensorik gelegt wird.

The Duc Ngos Aussage machte Schlagzeilen und löste Diskussionen aus, nicht nur unter seinem Posting. Wochenlang prägte das Thema die deutsche Kulinarikszene, ein Duft-Dresscode wurde ins Gespräch gebracht, The Duc Ngo mehrfach interviewt. Etliche Promis unterstützen den Starkoch, der nicht müde wurde zu betonen, dass es ihm nicht um ein generelles Parfüm-Verbot ginge, sondern nur um einen dezenteren Umgang damit. Aus Sicht des kulinarisch interessierten Gastes durchaus verständlich. Wobei die Frage nach der jeweils erträglichen Duft-Dosis wohl eine so individuelle ist, dass sie bis dato nicht geklärt wurde.

Showküche, in der frisches Sushi zubereitet wird von Koch Duc Ngo.

Image: John Bauer

Star-Lokale

Dass The Duc Ngo (sprich: Noo) selbst für Schlagzeilen sorgt, kam bis dahin eher selten vor, meist sind es vielmehr seine Restaurants, oder eher: deren Besucher. Seine Eröffnungen trafen und treffen den Zeitgeist, viele seiner Restaurants haben das Zeug zum Hot Spot für Celebrities: Angelina Jolie, Brad Pitt, Keanu Reeves – wenn Hollywood zum Dreh oder zur Premiere nach Berlin kommt, steht häufig auch ein Besuch in den Restaurants von The Duc Ngo an.

Kurze Zwischenfrage: Was an seinem dreigliedrigen Namen ist eigentlich Nachname, was Vorname? In einem Radiointerview klärt er auf: „Herr Ngo. Oder einfach Duc“. 1974 in Vietnam geboren, kam Herr Ngo vor mehr als vier Jahrzehnten als Flüchtling nach Deutschland. Genauer: Nach Berlin. Dort eröffnete er 1998 sein erstes Restaurant, das Kuchi in der Kantstraße, das noch heute für viele zu den besten Restaurants der Stadt für asiatische Fusionsküche zählt. Neben Sushi, Suppen und Wok-Gerichten stehen immer wieder neu entwickelte Gerichte auf der Karte, erst vor wenigen Monaten kamen die Tokyo Carbonara Udon dazu, für die Guanciale und Parmesan mit Sake, Sojasauce und Udon-Nudeln verbunden werden.

Weitere Ableger des Kuchi kamen in Berlin-Mitte und Kreuzberg dazu, mittlerweile zählen allein in der Hauptstadt zehn Restaurants zu seinem Imperium. Ngos Basis befindet sich aber nach wie vor im Berliner Westen: Hier in Charlottenburg übernahm er damals ein früheres Sushi-Restaurant, das er zum ersten Kuchi umbaute, hier legte der „Kiez-King“ den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die es in der deutschen Gastronomie kein zweites Mal gibt.

Nigri Sushi angerichtet auf einer Platte im Restaurant Kuchi.

Image: John Bauer

Jung, hip, trendy

Sein Erfolgsrezept? Kurz gesagt: The Duc Ngo machte Sushi jung und asiatische Küche hip. „Sushi war der Beginn“, sagte er einmal in einem Gespräch. Knallige Farben, frische Rezepte, cooles Interieur. Als seine Kollegen Umami noch für ein seltenes Tier hielten, legte er in der Küche schon den Fokus auf diesen fünften Geschmack. Den Ramen-Trend erkannte er als einer der ersten und eröffnete 2011 das Cocolo Ramen in Berlin-Kreuzberg, das früh Foodies anlockte. Seit 2016 simmern im französisch-vietnamesischen Restaurant Madame Ngo diverse Pho-Suppen, tagelang aus Markknochen gekocht, so wie er es von seiner Mutter und von seiner Großmutter kannte. Man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass The Duc Ngo einen gehörigen Anteil an Berlins Entwicklung zu einem Foodie-Hotspot hat.

Auch den Brückenschlag zur Top-Gastronomie schaffte er: Zwischenzeitlich war The Duc Ngo Nachfolger des geschassten Christian Jürgens im noblen Überfahrt-Hotel am Tegernsee. Mit dem le duc tegernsee/überfahrt hatte der Multigastronom im Sommer 2023 ein Pop-Up gestartet, das seine typische Crossover-Küche Asiens offerierte. Rund fünf Monate währte das Gastspiel, danach endete die ungewöhnliche Zusammenarbeit. Schon zuvor hatte Ngo mit der Althoff-Hotelgruppe ein gastronomisches Projekt realisiert: für das Luxushotel Villa Belrose in St. Tropez entwickelte er den club l’indochine – ein Gourmetrestaurant, in der europäische Kochtraditionen auf die Küche Indochinas treffen. Küchenchef Jimmy Coutel kombiniert hier gedämpften Wolfsbarsch mit Koriander und Ingwer, kreuzt Filet vom Charolais mit eingelegten Zwiebeln, Pak Choi und einer Karamell-Pfeffer-Sauce und serviert zu Bernsteinmakrele Paimpol-Cocobohnen mit Knoblauch-Sardellencreme.

Wie groß seine Bandbreite ist, zeigt auf der anderen Seite Ngos Einsatz für einen deutschen Discounter: In überraschend unterhaltsamen Videos tritt er als Protagonist in verschiedenen Umgebungen auf und erklärt den Zuschauern etwa, wie man fernab der Zivilisation sein Überleben mit über dem Feuer gedünsteten Bao Buns sichert. Zudem trugen Auftritte in TV-Kochsendungen wie „Kitchen Impossible“ oder „The Taste“ zu Ducs Popularität bei.

Inspiration holt sich das kreative Mastermind auf Reisen: Kaum ein Monat vergeht, ohne dass The Duc Ngo in kleinen Videos von seinen Touren berichtet. Sushi-Meister in Tokio besucht, Seeigel in Kanada erntet. Nicht ausgeschlossen, dass er dabei sogar Parfüm trägt. Denn er selbst, so verriet er einmal dem Magazin „Stern“, nutze seit Jahrzehnten „Acqua di Giò“ von Armani – aber nur einen „Spritzer“, versteht sich.

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