Ihr Browser ist veraltet. Es kann sein, dass nicht alle Funktionen dieser Websites angezeigt werden. Wir empfehlen, einen dieser Browser oder Versionen zu verwenden Mozila Firefox oder Google Chrome

Connect
To Top

Bobby Flay: Der Koch, der niemals schläft

Von: Lesezeit: 6 Minuten

Dutzende Fernsehshows und Kochbücher, eine Vielzahl unterschiedlicher Restaurants in bester Lage: Als siegeshungriger Pionier kulinarischer TV-Duelle zählt Bobby Flay, der „König des Grills“, zu den reichsten Küchenchefs Amerikas. Und zu den populärsten, wie sein Stern auf Hollywoods Walk of Fame beweist.

In den Wochen vor seinem 60. Geburtstag im Dezember 2024, tut Bobby Flay das, was er wohl am Zweitbesten kann: vor TV-Kameras glänzen. Aus Anlass seines neuen, mittlerweile 18. Kochbuchs „Chapter One“, tourt er von Sender zu Sender. Er erzählt, wie er aus Tausenden seiner selbst entwickelten Rezepte die wichtigsten 100 ausgesucht und für seinen neuen Bestseller aufbereitet hat. Der Multi-Gastronom vergisst aber nie zu erwähnen, wo seine wahre Liebe und eigentliche Stärke liegen: „Egal, ob in einem meiner Restaurants oder zu Hause – meine Schürze ist mein Schutzschild gegen die Welt. Die Küche ist der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle.“

Frühstückstisch im Restaurant Brasserie B.

Image: Caesars Entertainment

Singende Geschmacksknospen

Robert William Flay, so sein voller Name, wurde in New York geboren; aufgewachsen ist er in Manhattan – um genau zu sein: in der Upper East Side, dem elegantesten und teuersten Pflaster des Big Apple. Und New York, die Stadt, die ja laut Frank Sinatra niemals schläft, beeinflusst bis heute Bobby Flays Tempo. Und seine Kochphilosophie: „New Yorker sind sehr mutig. Wir lieben große, kühne Geschmäcker. Wir wollen, dass unsere Geschmacksknospen vor Aufregung singen – und ich glaube, dass meine Kreationen genau das bieten. Ich verwende gern würzige, süße, saure Zutaten und kreiere Geschmackserlebnisse, die nicht nur aus einer Note bestehen, sondern die ihre Textur und ihre Richtung während eines Gerichts ändern.“

Der Irischamerikaner ist – wie seine Heimatstadt – rastlos. Im Lauf seiner Karriere hat er eine Vielzahl als Restaurants eröffnet. Und auch wieder geschlossen: „Du musst dich einfach immer wieder neu erfinden, um dich weiterentwickeln zu können.“ Aktuell fokussiert Bobby Flay seine kulinarische Aufmerksamkeit unter anderem auf zwei Restaurants, den Nobel-Italiener Amalfi und das französisch inspirierte Brasserie B, im legendären Casinohotel Caesar´s Palace in der Glücksspielmetropole Las Vegas. Außerdem auf eine stetig wachsende Reihe von Bobby’s Burgers-Lokalen, unter anderem im New Yorker Yankee-Stadion, der Heimstätte seines Lieblings-Baseballclubs.

Was alle seine Restaurants eint, verriet Bobby Flay erst unlängst in einem Interview anlässlich seiner Buchpräsentation: „Ich muss den Stil eines Restaurants in ein zwei Schlagwörtern zusammenfassen können. Das Mesa Grill, das ich einige Jahre in New York und Las Vegas betrieben habe, bot zum Beispiel zeitgenössische Südweststaatenküche. Das liegt vielleicht an meiner angeborenen Lernschwäche: Ich brauche einen klaren Fokus.“

Die Verbindung von Hand und Hirn

Bobby Flay wusste früh, was er nicht will – nämlich in der Schule sitzen: „Ich hatte absolut kein Interesse daran, ein Buch aufzuschlagen und etwas daraus zu lernen.“ Mit 17 ging er – ohne Abschluss – von der Highschool. Und erkannte bei seinen ersten Jobs als Bedienungshilfe und dann als Küchengehilfe im Joe Allen, einem angesagten Restaurant in Manhattans Theater District, dass seine Schwierigkeiten nicht nur an seiner Lernschwäche lagen: „Ich brauchte die Verbindung von Hand und Hirn. Erst, wenn ich etwas mit meinen Händen erschaffen kann, werden Dinge für mich lebendig.“

Parallel zur Arbeit im Joe Allen, in dem sein Vater Bill praktischerweise Teilhaber war, erlernte Bobby Flay sein Handwerk in New Yorks neu gegründetem French Culinary Institute und gehörte dort 1984 dem ersten Absolventenjahrgang an. Von Anfang an trieb ihn die Neugier an, neue Geschmackserlebnisse zu kreieren oder bestehende Gerichte zu perfektionieren – wie in seinem Falle bodenständige Burger. „Ich habe keinen Job“, erzählt er über seine Arbeit. „Ich wache auf und denke ans Essen. Ich denke an Lebensmittel und wie ich sie heute verwerten werde: Was mache ich mit der Zitrusfrucht, die ich gestern am Markt gekauft habe? Und entwickle ich danach eine neue Mayo mit Chili-Geschmack für ein Brathähnchen-Sandwich?“

Seine ungebändigte Kreativität schlägt sich auch in einem umfangreichen Archiv nieder, das mittlerweile mehr als tausend selbst entwickelte Rezepte umfasst. Die 100 für ihn persönlich wichtigsten Rezepte hat er nun in seinem neuen Kochbuch „Chapter One“ zusammengefasst. Darunter befinden sich sein Königskrabben-Gumbo mit knusprigen Okraschoten, seine mit Shrimps und geröstetem Knoblauch gefüllten Tamale, sein glasierter Lachs mit würziger Sauce aus schwarzen Bohnen und einer Creme aus gerösteten Jalapeños, seine Paella aus schwarzem Reis mit Meeresfrüchten und Lauchzwiebeln oder Steak Frites nach spanischer Art mit Cabrales (einem nordspanischen Blauschimmelkäse) und Rioja-Sauce. „Ich weiß, ich sage das bei jeder Neuerscheinung: Aber das ist wirklich das Buch, auf das ich am stolzesten bin. Dennoch muss ich dazu sagen: Das sind komplexe Rezepte, die man nicht so einfach zu Hause nachkochen kann.“

Die Außenansicht von Brasserie B, eines der Restaurants von Bobby Flay.

Image: Caesars Entertainment

The Iron Chef

Bobby Flay, der auf drei gescheiterte Ehen (unter anderem mit der Schauspielerin Stephanie March, bekannt aus der TV-Serie „Law & Order: Special Victims Unit“) zurückblickt, hat sich längst von allen Konventionen freigespielt. Denn als Vater einer Tochter aus erster Ehe, Sophie, mit der er den Podcast „Always Hungry“ betreibt, ist längst zur Berühmtheit avanciert. Und diese Berühmtheit verdankt er in hohem Maße seiner TV-Präsenz. Dabei beweist Bobby Flay vor der Kamera – wie in der Küche – seine Liebe zur kreativen Abwechslung: Um die 2.000 Auftritte in 17 verschiedenen Reality-TV-Formaten, zuletzt 2022 die Serie „Bobby’s Tripple Threat“ auf dem amerikanischen Food Network, sorgen durchwegs für fantastische Einschaltziffern.

Im Jahr 2000 war er der erste amerikanische Koch im US-Ableger der japanischen Kultshow „The Iron Chef“. Und begründete damit das Genre der Koch-Duelle im westlichen Fernsehen. Sein Kampf gegen den japanischen Iron Chef Masaharu Morimoto, erinnert sich Bobby Flay heute, „war eine brutale Stunde Kochen. Ich habe mir fast einen Daumen in der Küchenmaschine abgeschnitten, habe durch ausgeronnenes Wasser über den Kabeln im Studio mehrere Stromschläge abbekommen und wäre fast abgebrannt, als ich nach einem der Elektroschocks in den Herd gestürzt bin. Aber die Einschaltquoten waren so hoch, dass der bis dahin eher obskure TV-Sender ‚Food Network‘ über Nacht zum Teil der amerikanischen Popkultur wurde …“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Bobby Flay (@bobbyflay)

King of the Grill trifft Mr. President

Herausragend ist der anhaltende Erfolg von „Beat Bobby Flay“, einer Show, bei der er als Gastgeber vor einem Live-Publikum gegen einen Gastkoch um die Gunst einer (blind verkostenden) Jury zaubert. Bis November 2024 hält die Show bei 469 Episoden in 35 Staffeln. Bobby Flay konnte 290 Duelle, also 61,8 Prozent für sich entscheiden: „Viel wichtiger ist mir dabei aber etwas ganz anderes. Ich liebe es zu kochen und ich liebe es, mit Freunden abzuhängen. Auf diese Art kann ich beides perfekt verbinden.“

Dem Erfolg beim Publikum folgen zahlreiche Auszeichnungen: Bobby Flay, der 1993 mit dem renommierten „Rising Star of the Year“-Award der James Beard Foundation ausgezeichnet wurde, gewann bisher vier Emmys (die TV-Entsprechung des Oscars) bei sechs weiteren Nominierungen. Außerdem brachten ihn erfolgreiche Formate wie „Boy Meets Grill“, „Grill It!“ oder „Barbecue Addiction“ den Spitznamen „King of the Grill“ ein. 2015 durfte sich Bobby Flay zusätzlich über eine ganz besondere Ehrung freuen: Als erstem Koch überhaupt wurde ihm zu Ehren ein Stern auf dem legendären Hollywood Walk of Fame enthüllt.

Und natürlich eröffnet die Bekanntheit allerhand Möglichkeiten – etwa, zur Figur in der kultigen Animationsserie „South Park“ zu werden. 2009 war Bobby Flay zu Gast im Weißen Haus und weihte Barack Obama in die Geheimnisse eines zünftigen Barbecues ein. Dass sich der damalige US-Präsident dabei entschuldigend als „medium well guy“, also als Freund halb durchgebratener Steaks, outete, irritierte den König des Grills keineswegs: „Wir wollen nicht, dass Sie das ändern.“

Dafür verriet er dem damals mächtigsten Mann der Welt eines seiner Küchengeheimnisse: „Ich verwende keine Zange, sondern lege das Fleisch vorsichtig mit meiner Hand auf den Grill. Noch wichtiger ist aber: Man dreht das Steak nicht dauernd von einer Seite auf die andere Seite, sondern wendet es nur ein einziges Mal! Wann genau, das erkennt man an den etwas verkohlten Rändern des Steaks …“

Hummer mit Pommes und Weißwein im Restaurant Brasserie B von Bobby Flay.

Image: Caesar Entertainment

Pferdezüchter und Katzenmensch

Mittlerweile zählt Bobby Flay zu den reichsten Köchen der Welt; sein Vermögen wurde zuletzt auf 60 Millionen Dollar, umgerechnet 57,7 Millionen Euro, geschätzt. Mit diesem finanziellen Polster lassen sich nicht nur neue Restaurants errichten, sondern ebenso geschmeidige Hobbys finanzieren. Etwa die Pferdezucht: Bobby Flay liebt Vollblutpferde und besitzt eine stattliche Anzahl an Rennpferden; 2016 durfte er sich über den Triumpf seines Creator bei einem der prestigeträchtigen Triple-Crown-Events, dem Belmont Stakes, freuen.

Und auch seine Liebe zu Katzen zelebriert Bobby Flay, und zwar gewinnbringend: 2021 gründete er die Luxuskatzenfuttermarke „Made by Nacho“, benannt nach einer seiner – mittlerweile verstorbenen – Maine-Coon-Katzen: „Ich bin ein Einzelkind. Zu Hause hatten wir immer Katzen, sie waren für mich so etwas wie Geschwister. Besonders gern erinnere ich mich an ‚Pumpkin‘. Sein Fell war so orange wie ein Kürbis und meiner eigenen Haarfarbe ganz ähnlich. Für einen fünfjährigen Buben gab es nichts Cooleres!“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Made by Nacho (@madebynacho)

Keine Memoiren

Nur ein einziges Mal wurde Bobby Flay mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, 2008 mit seinem Mesa Grill in Las Vegas. Lange Zeit hatte er mit dem Image zu kämpfen, „nur“ ein TV-Koch zu sein: „Es ist offenbar recht einfach, jemanden zu kritisieren und abschätzig zu behandeln, nur weil er vor einer Kamera kocht. Ich weiß aber nicht, wieso man mir deshalb meine handwerklichen Fähigkeiten abgesprochen hat. Mittlerweile kümmern mich solche Kommentare jedoch ohnehin längst nicht mehr.“

Um all seine Ideen umsetzen zu können, arbeitet Bobby Flay enorm effizient, wie er als Gast der populären YouTube-Talkshow „Hot Ones“ verrät: „Von ‚Beat Bobby Flay‘ können wir täglich zwei Shows aufzeichnen und gehen um 17 Uhr nach Hause. Auf diese Weise können wir in 25 Tagen am Stück 50 Sendungen produzieren.“ Seinen runden Geburtstag nutzt er deshalb noch nicht zum großen Rückblick. Seine Augen sind stets auf die Zukunft gerichtet: „Deshalb verstehe ich mein neues Buch ‚Chapter One‘ nicht als meine Memoiren. Ich bin nach wie vor sehr neugierig, was noch alles passieren wird.“

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Food People